Beiträge von Thorsten Hallscheidt im Thema „Was macht ein Erleuchteter in der Freizeit ?“

    Das ist kein Hexenwerk.

    Nein, aber es ist mit Disziplin, regelmäßiger und auch längerer Praxis am Stück verbunden. Ich glaube nicht, dass die weiteren Vertiefungszustände leichter zu erreichen sind. Es wird exponentiell schwieriger, so weit man den Leuten trauen darf, die sich ihr Leben lang damit beschäftigt haben. Was Du wahrscheinlich meinst, ist, dass nach den ersten sehr angenehmen Gefühlen der Entspannung und Klarheit die Konzentration müheloser wird und schließlich keine Mühe mehr macht. Das ist aber nur die Basis, auf der die Jhanas entstehen können, nicht die Jhanas selbst.

    pano

    ich denke, es besteht ein Missverständnis darüber, was Einspitzigkeit der Konzentration bedeutet. Das braucht wirklich sehr viel Praxis. Die Konzentration ist, wenn sie einspitzig ist, wirklich komplett frei von anderen Wahrnehmungen, Gedanken, Kommentaren, Gefühlen, Begierden, Ablehnungen, Bewertungen, u.s.w.. Nicht einmal eine Empfindung, geschweige denn ein Gedanke wie: Hier bin ich, dort ist Wahrnehmung ist mehr anwesend. Es gibt nur noch das Objekt der Meditation, nichts anderes, nicht einmal mehr eine minimale Körperwahrnehmung, nichts. Auch die Gedanken hinter den Gedanken sind still. Wenn dieser Zustand mühelos über einen längeren Zeitraum (100 Atemzüge und mehr) unterbrechungsfrei besteht, kann es passieren, dass das erste Jhana – zuerst nur schwach – aufscheint. Sobald allerdings schon ein minimaler Gedanke auftaucht wie: Ah, das erste Jhana!, ist die volle Konzentration sofort Geschichte und das Jhana unerreichbar. Das geht nur, wenn kein Wille anwesend ist. Der geringste Wille, dieses Stadium der Konzentration erreichen oder halten zu wollen, macht es vollkommen unmöglich, es zu erreichen. Das "Tor" ist nicht nur sofort zu, sondern weg!


    Das zweite, das dritte, das vierte Jhana sind nach Aussagen verschiedener Traditionen noch weit schwerer zu erreichen. Bei diesen Formen der Konzentration steigt die Schwierigkeit, die Konzentration stabil zu halten, exponentiell an. Die Hindernisse, Ablenkungen und Störungen werden immer subtiler, aber nicht weniger gewichtig. Was anfangs als Stille wahrgenommen wurde, wird in Relation zur neu erlangten Stufe der Konzentration zum heftigen Lärm. Der Lärm in der Stille wird immer erst sichtbar wird, wenn die groben Hindernisse überwunden sind. Dann kommen die feineren Hindernisse, die aber um so schwerer zu überwinden sind. U.s.w.

    Alan Wallace hat das hier sehr detailliert dargestellt.

    Das dritte Jhana ist natürlich nichts besonderes, ich würde sagen es ist das Ziel der Wellness-Buddhisten und Wellness-Esoteriker, Leute die mit dem Alltag ganz gut zurecht kommen aber das Gefühl haben "das kann doch noch nicht alles sein, da fehlt noch was ..."


    Man kann nur hoffen, dass Leute, die sich hier über Buddhismus informieren wollen, diese Aussagen nicht für bare Münze nehmen.

    Wie kann ein aus dem Orden Ausgeschlossener in Robe rumlaufen und sich als Mönch vermarkten, ohne neu ordiniert zu haben (in einer anderen Linie/Orden)?

    Ich glaube, Du wärest einer der ersten gewesen, der auch Buddha Shakyamuni durch den Kakao gezogen hätte. :lol:


    Immerhin gehörte er, als er erwachte, gar keinem Club mehr an – gründete sogar seinen eigenen! :eek:


    Und trotzdem haben er und seine Groupies sich und seine Lehre bis heute ausgezeichnet "vermarktet", ohne neu ordiniert zu haben. Der Lügen-Guru!! :lies:


    Das Erwachen findet jedes Mal neu statt. Die Traditionen können nur Inspirationen bieten. Das Erwachen ist traditionslos. Das Floß kann auf den Müll.

    War klar Bebop. :grinsen:

    Wäre auch egal gewesen, wen ich genannt hätte. Du hättest etwas gefunden, um ihn oder sie zu diskreditieren.

    Ajahn Brahm wurde in Thailand exkommuniziert, so wie einer also seinen Arbeitsplatz verlieren kann (und sei es durch Mobbing).

    Warum wurde er "exkommuniziert"? Magst Du sagen, warum?


    Kennst Du Alan Wallace? Hast Du ihn mal kennengelernt?

    Es gibt zumindest zwei Bücher von Menschen, die sich sehr intensiv der Meditation gewidmet haben, in denen die verschiedenen Ebenen sehr genau beschrieben werden. Soweit ich vorgedrungen bin, kann ich die Beschreibungen in den beiden Büchern bestätigen.


    Die Achtsamkeitsrevolution von Alan Wallace

    neu aufgelegt hier bei Steinrich

    Im stillen Meer des Glücks von Ajahn Brahm


    Bei der Lektüre beider Bücher wird schnell klar, dass es sich bei der meditativen Praxis um ein sehr anspruchsvolles Übungsfeld handelt. Beide Autoren kommen aus verschiedenen Traditionen, kommen aber zu ähnlichen Ergebnissen.


    Würden die transformierenden Eigenschaften der buddhistischen Meditation auch nur in Ansätzen Teil der Alltagserfahrung des "Ottonormalverbrauchers" sein, würden wir in einer völlig anderen Welt leben.


    Das liegt ganz einfach daran, dass schon bei relativ leicht zu erfahrenden Ebenen die Abhängigkeit von äußeren Quellen des Glücks mit der Möglichkeit der inneren Quellen der Zufriedenheit stark abnimmt. Die Welt, in der wir leben, ist aber vom Gegenteil geprägt.

    Das erste jhana - das du ja wieder nicht allgemein greifbar definiert hast - kommt ja nicht mal an einen Orgasmus heran.

    Es lässt sich auch nicht allgemein greifbar definieren. Es ist in jedem Fall ein müheloser Zustand als Ergebnis der Konzentration und ist weder mit Suff noch mit Sex auch nur im Geringsten zu vergleichen. Es gibt zahl- und metaphernreiche Beschreibungen, die aber alle zu kurz greifen müssen. Darüber viel zu reden, ist auch sinnlos. Es führt nur zu Bildern, Vorstellungen und Verwirrung. Ich habe gesagt, was ich sagen wollte. Mach damit, was Du willst.

    Zur Meisterung der jhana heißt es lapidar, Weisheit und Befreiung seien erreicht.


    Mit den Jhana sind weder Weisheit noch Befreiung erreicht. Sie liegen auf dem Weg. Es sind Mittel und Werkzeuge, die zum Erwachen führen können.


    du weißt m.E. nicht, wo du stehst (oder sitzt :grinsen: ) , und du weißt immer noch nicht, was "Praxis" ist und wirst es im Rahmen von Dogen-Zen auch nie verstehen, solange du immer wieder glaubst aufs Kissen zurück oder irgendwelche Zustände erlangen zu müssen. Das ist Religion.

    Seit ich das erste Jhana erlebt habe, und von mehr kann ich nicht reden, weiß ich, dass ich ziemlich am Anfang der eigentlichen Praxis stehe oder sitze. Vorher dachte ich manchmal, es gäbe für mich nichts mehr zu wissen oder zu tun. Religion? Nenn es, wie Du willst. Ich würde sagen, es ist eine Kernerfahrung, die dann die Grundlage auch von Religion bilden kann. Würde ich auf dem Kissen solche "Zustände" (Zustand ist ein unzureichender Begriff, aber darauf hat Monika ja schon hingewiesen) erlangen wollen, könnte ich das Sitzen sein lassen, da hast Du recht. Das ist nicht der Punkt. Was ich sagen möchte, ist nicht mehr und nicht weniger, als dass es viel weiter geht, als ich mir je hätte vorstellen können. Das kannst Du zur Kenntnis nehmen oder lassen. Ich kann in Deinen Kopf nicht schauen, aber wenn Du Jhana mit einem Alkoholrausch oder mit einem außerordentlichen Orgasmus vergleichst, hat Dich Deine Praxis offenbar noch nicht dorthin geführt. Auch das kannst Du glauben oder lassen.


    Das erste Jhana ist für mich kein Grund mich als weise oder gar erwacht zu bezeichnen, das Gegenteil ist der Fall. Es hat mir eher klargemacht, dass jede Hybris völlig unangebracht wäre, und dass ich ein ganz kleines Licht bin. Es ist so, als hätte ich erstmals von unten den Berg gesehen, auf den man überhaupt steigen kann, und auf den andere gestiegen sind. Ich glaube nicht, dass ich je dort ankommen werde. Dafür ist mein Geist zu schwach und mein Alltag zu chaotisch. Neun Jahre vor der Wand, das wäre ein Weg... da hätte ich früher anfangen, und mich all dem mit größerer Hingabe widmen müssen.


    Es geht nicht darum, ob man vier oder sechs oder zwei Dekaden praktiziert. Ich denke, es sind Intensität der Praxis und Geduld, die den Ausschlag geben. Beide sind in meinem Leben bisher nicht ausreichend gewesen, auch wenn ich seit vielen Jahren regelmäßig praktiziere. Nach einer Woche, in der man 10 Stunden täglich sitzt, passieren ganz andere Dinge als wenn man jahrelang täglich eine Stunde sitzt. Und was geschieht erst nach drei Monaten, drei Jahren, neun Jahren täglicher intensiver Praxis vor der Wand? Ich kann es nur vermuten. Andere sind diesen intensiven Weg gegangen. Warum sollte ich das, was sie (z.B. im Palikanon) berichten, in Zweifel ziehen, oder sie als Lügner oder Schaumschläger bezeichnen, nur weil ich mir nicht vorstellen kann, dass es mehr zu erfahren gibt, als mein kleines Leben bisher hervorgebracht hat?


    Zen ist in dieser Hinsicht wirklich gefährlich. Es ist vollkommen sinnlos, irgendein Ziel verfolgen zu wollen, darum sollten auch irgendwelche Zustände keine Rolle spielen. Jedes Wollen, jedes Ziel, jede Vorstellung schließt das Tor immer fester. Das bedeutet aber paradoxerweise nicht, dass es dieses Ziel nicht gibt. Zen zerbricht berechtigterweise jede Vorstellung von Erwachen, Buddhismus oder Buddhanatur, und holt all die Verstiegenheiten, Mythen und Rituale wieder auf den Boden der unmittelbaren Erfahrung. Dennoch gibt es den Erfahrungs-Weg des Erwachens. Ganz ähnlich übrigens wie in vielen Sutren des Palikanon. Dieser Weg geht aber sehr viel weiter als ich mir je hätte vorstellen können. Nur habe ich nicht die Fähigkeiten, ihn konsequent zu gehen.


    Zwischen "vorher ist es ein Berg, dann ist es kein Berg und dann ist es wieder ein Berg" liegen wortwörtlich Welten. Wenn man aber glaubt, nur weil ein Berg auch jetzt schon ein Berg ist, sei man schon angekommen, hat man den Weg dazwischen unterschlagen.

    Alle ringen im Grunde nur mit den allgemeinen existentiellen Problemen und wollen - ob in jhana oder im Suff - mal für eine Weile diese Sorgen vergessen.

    Du hast offenbar noch kein Jhana erlebt, wahrscheinlich bist Du auch einer ersten Ahnung davon nicht sonderlich nahegekommen. Das ist keine Kritik, sondern ich möchte das als Hinweis verstanden wissen, dass Du vielleicht den Weg zu früh abgebrochen hast, möglicherweise weil die Ergebnisse Deiner Bemühungen zu lange zu unzufriedenstellend waren. Vielleicht war die Praxis, der Du bisher gefolgt bist, für Dich nicht die richtige? Du hast aber, wie hier zu lesen, sehr viel Wissen angehäuft und Deinen unterscheidenden Geist über Jahrzehnte trainiert. Daher wäre es vielleicht eine Möglichkeit, erneut und intensiv zu praktizieren, den abgebrochenen Weg, über den es nicht viel zu reden gibt (oder vielleicht doch?), fortzusetzen (vielleicht nach einer freundlicheren Methode, die Deinem Geist entgegenkommt und die Verhärtungen etwas mildert). Noch verfügst Du ja wohl über gute mentale Fähigkeiten und auch über ausreichend Zeit und Energie, soweit aus dem, was und wie Du hier schreibst, zu ersehen ist.


    Mach bitte anderen Menschen nicht die Wege kaputt, die sich in unserer Zeit bieten, weil Du Dich selbst entschieden hast, den Weg nicht weiterzugehen. Natürlich gibt es viel zu kritisieren, dennoch ist die Lehre in vielen Formen, aus vielen Perspektiven heraus lebendig und kann vielen Menschen auf unterschiedliche Weise den Weg zeigen. Das ist meiner Ansicht nach wichtiger, als sich auf Widersprüche und Skandale zu konzentrieren.


    Mir scheint, Du ziehst das, was Du nicht erreichen konntest oder wolltest, auf die Ebene des Banalen und Unwürdigen herunter, damit Du dann doch noch irgendwie Anteil daran hast. Es wäre aber doch schöner, wenn Du Deine früheren Bemühungen wieder aufnehmen würdest, denn dann würde vielleicht klar, dass die Dunkelheit nicht daher kommt, weil es kein Licht gibt, sondern weil die Vorhänge noch zugezogen sind.


    Wenn ich hier völlig an Deiner Wirklichkeit vorbeigeschrieben habe, entschuldige bitte meine Anmaßung.