Beiträge von void im Thema „Was macht ein Erleuchteter in der Freizeit ?“

    Ja klar. Aber ich denke, dass der Begriff Freizeit hinfällig wird, ebenso wie "Arbeit" als der scheinbar entgegengesetzte Pol zu "Freizeit".

    Der Begriff Freizeit kommt aus dem Kontext der Lohnabhängigkeit. Es ist die Zeit des Tages die man nicht verkauft.


    Von daher muß man schauen, welchen Job Erwachte so machen. So abwegig ist das nicht. Viele der bedeutende daoistosche Meister hatten Ämter inne. So war ja Zhuangzi ein Amt in einem Lackgarten ( woan Kautschuk herstellt ) und von dem legendären Laozi heißt es, er sei Archivar in einer Bibliothek gewesen.


    Im.Buddhismus müsste man bei den erwachten Laien suchen. Der berühmte Laie Pang war von Beruf ein erfolgreicher Händler aber er zog sich aus dem Beruf zurück, zog durch China und während er es ja in seiner Freizeit bis zum vollständigen Erwachen brachte, verkaufte er um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren Untensilien aus Bambus.


    Auch der berühmte Laie Vimalakirti war beruflich Händler.

    Es gibt weder Freizeit noch Arbeit, nehme ich an. Diese Unterscheidung treffen nur Leute, die das eine ersehnen und das andere ablehnen: Ich z.B.

    Es gibt Anstrengung und Ruhe/Erholung. Gerade wenn man älter wird, wird das immer wichtiger. Als Buddha alt war, hatte er ja Rückenprobleme und von daher brauchte er auch Ruhepausen um sich zu regenerieren. Nicht auf seinen Körper zu hören und wie ein 20jähriger zu marschieren und den ganzen Tag Lehrreden zu halten wäre doch kein Zeichen geringer Anhaftung gewesen sondern eher kontraproduktiv.

    Klar. Aber für mich ist " Erleuchtung" eine irreführende Übersetzung.


    Buddha ist "der Erwachte" und "bodhi" ist das Erwachen. Beides hat keine Lichtmetsphern auch wenn Lichtmetsphern auch in den Schriften durchaus vorkommen.

    Einstmals weilte der Erhabene in Uruvelā, am Ufer des Flusses Nerañjarā, am Fuße des Feigenbaumes des Ziegenhirten [Ajapāla-nigrodha], eben erst zur vollkommenen Erleuchtung gelangt.

    Im Original steht da auch einfach "erwacht".

    I have heard that on one occasion, when the Blessed One was newly self-awakened, he was dwelling near Uruvelā on the bank of the Nerañjarā River, at the root of the Goatherd's Banyan Tree.

    Während es ja die "devas" sind - die Götter - die in der Grundbedeutung die "Leuchtenden" sind. Götter sind Übermenschen - sie sind mächtig, wissend, leben sehr lange.


    Indem man Arhats mit einem göttlichen Schimmer - einem Heiligenschein ausstattet, tut man ihnen keinen Gefallen. Im Gegenteil , man zieht die herab.


    Ganz oben bei dem Spiel angekommen - mit der Creme de la Crema der Alphawesen im Götterhimmel zu chillen, ist für mich etwas ganz anderes als aus dem Spiel auszusteigen. Es ist der Unterschied zwischen einem Deserteur und einem General.


    Vielleicht ist das übertrieben von mir, dass ich mich an dem Wort aufhänge.

    Der Begriff "erleuchtet" stammt doch aus der Antike und der christlichen Mystik. In Platos Höhlengleichnis sitzen die normalen/verblendeten im Dunklen und Haschen nach den Schatten, während der illuminierte Philosoph alles über alles besser weiß und von daher anderen den Weg weisen kann. Von daher war ja Plato auch so ein Feind der Demokratie.


    Auch später war dann der Erleuchtete, derjenige am göttlichen Wissen teilhatte, der Oberdurchblicker. Die Illuminaten sagen sich selber als Aufgeklärte in einer Welt der vernebelten Dumpfbacken.


    Heute wimmelt es in Satsangs dieser Welt oder bei den Scientologen von Leuten die sich selber als "erleuchtet" sehen.


    Die buddhistische Befreiung hat doch nichts mit alle dem zu tun.

    Freizeit ist das was für einen selbst übrig bleibt - nach dem was man für die Arbeit macht, für die Familie, für den Haushalt.


    Aber wenn ein Befreiter kein Selbst hat?

    Kümmert er sich dann nicht um sich?


    Aber so wie man sich um einen Leihwagen oder eine fremde Wohnung ebenfalls kümmert, wird auch ein Befreiter gut auf seinen Körper und seinen Geist schauen. Ihn gut ernähren aber nicht vollstopfen. Ihn regelmäßig in die Natur und unter Menschen bringen, ihm auch mal eine Freude machen.


    Aber so wie er auch nach anderen schauen würde oder seine Katzen versorgt.

    Wenn jemand in seiner Freizeit Marmelade einkocht, Bergtouren macht oder im Chor singt, dann sagt das darüber ob er befreit ist nichts aus.


    Denn Befreiung bedeutet doch lediglich, das man ohne Gier, Hass und Verblendung ist. Alles wird freier, so wie ein Wollknäuel das man geweitet hat. Kein "muß" mehr sondern ein "kann".


    Ein Befreiter kann "Sudokus" lösen, aber wenn er es nicht tut leider er nicht. Unabhängig von Gier und Hass kann ein Befreiter alles möglich sein. Er kann im Bezug auf Volleyball eine Niete sein, in Mathe echt schlecht, Er/sie kann vergeßlich sein oder übel im Erklären. Er/sie kann jemand sein der die IKEA Anleitung nicht versteht. Er/sie kann politisch uninformiert sein und im Bezug auf vieles auf dem komplett auf dem Dampfer. Befreiung sollte nicht auf solche Nebensächlichkeiten reduziert werden.



    All die Zuschreibungen von Übermenschlichen ist eine Vermischung mit Weltlichen, die die Befreiung nicht aufwertet sondern heranzieht zu all dem Kitsch und den kindischen Träumen von Macht und Perfektion. Dies ist vielleicht nett gemeint, geht aber in die falsche Richtung. Ein Arhat kann alt, krank, dement, hilfsbedürftig sein. Extrem ausgedruckt: Es kann sogar sein, dass er sich nicht selbst den Hintern abwischen kann.


    Man lebt in der gleichen Gesellschaft mit den gleichen Nachrichten , man kocht, macht seine Steuererklärung , geht Einkaufen. Und es gibt Sachen die einem gut Tun - Bewegung, Natur, Freude, Familie und Sachen die einem schlecht tun. Mann würde an einem Arhat vorbeigehen - ihn keines Blickes würdigen - weil man getrieben ist von Ideen vom Höheren, Besonderen, Exotischen.