Ich habe meinen Brüdern viel Unrecht getan, weil ich mich im Recht fühlte und deshalb fast 20 Jahre von ihnen getrennt.
1992 war ich zur Meditation im Tibetischen Zentrum in Hamburg Berne. Dort traf es mich wie ein Blitz, dass ich meinem ältesten Bruder sehr, sehr wehgetan habe.
Er war 23 Jahre älter als ich. Ich rief ihn gleich am nächsten Tag an, aber er wollte mich nicht wiedersehen. Ich wusste nicht, dass er inzwischen Parkinson hatte.
Erst 8 Jahre später habe ich mich aufgerafft, ihn einfach zu besuchen. Ich kam zu spät, seine Wohnung wurde gerade ausgeräumt, er war nun im Pflegeheim.
Endstadium. Das hat mir so zugesetzt, dass ich mich vor Schütteln und Schluchzen nicht auf den Beinen halten konnte.
Ich weiß nicht, ob er mir verzeihen konnte.
Ich rief meinen anderen Bruder an, der 7 Jahre älter war als ich, denn er hatte auch keinen Kontakt mehr zu ihm, damit er sich verabschieden konnte.
Ein Jahr später starb mein ältester Bruder.
Von da ab hatten wir wieder Kontakt.
Als ich auf seinem 65. Geburtstag 2006 mit ihm tanzte, sagte ich "ich habe Dir sehr Unrecht getan". Er fing bitterlich an zu weinen, ich auch.
Zwischen uns bestand in der Jugend eine Hassliebe. Er war (zu recht) sehr eifersüchtig auf mich, denn für meine Eltern war ich eben das Nesthäkchen.
Im letzten November ist er verstorben.
Auch wenn meine Brüder Anteil an der damaligen Situation hatten, hat mich die Lehre Buddhas doch was anderes gelehrt.
Es ist schwer, mir selbst zu verzeihen.
