Gedanken scheinen es nicht zu mögen, wenn man sie beobachtet.
Dann verschwinden sie oder verstecken sich.
Gestern habe ich nach langer Zeit wieder die Übung "Den Gedanken auflauern" gemacht, eine Form der Vipassana-Meditation.
Ich saß nach getaner Küchenarbeit im Sessel und richtete meinen Blick auf den Wandteppich.
Ich war wach und entspannt wie die berühmte Katze vor dem Mauseloch und wartete auf den nächsten Gedanken.
Warum ?
Um zu erkennen, woher er kommt (aus der Zimmerecke, meinem Körper, der Wand, der Luft ... ?), wie lange er unverändert präsent bleibt und wohin er verschwindet oder durch was er abgelöst wird ...
Ich wartete und wartete, aber kein Gedanke kam.
Und wenn doch mal einer kam, in Form eines Wortes, einer Erinnerung, eines inneren Bildes, verschwand er nach einer Sekunde (wohin ?). Das wache konzentrierte Warten auf den Beginn des nächsten Gedankens führte zu einer minutenlangen wachen Präsenz.
Eine Präsenz viel intensiver und wacher als meine Standard-Übung, das dritte Jhana.
Im Nachhinein, muss ich gestehen, war mir das richtig unheimlich und ich bekam kurz Panik, der kleine Krämergeist begann Fragen zu stellen: "Was hast Du getan ? Was wenn Deine Gedanken niemals mehr wiedergekommen wären, wenn Du im Raum ohne Gedanken verloren gegangen wärst ?"
Erinnerte mich an meine Anfangszeit vor bald vierzig Jahren.
Der "Sprung" in den "Raum" ohne Gedanken kann äusserst unheimlich und beängstigend sein.
Weshalb ich lieber in einer Gruppe meditiert habe, da würde man mich dann wohl schon retten, wenn ich verlorenginge ...
Beim "Auflauern der Gedanken" handelt es sich genau genommen nicht um eine gegenstandslose Meditation, fällt mir gerade auf, sie kann jedoch in eine gegenstandslose Meditation "umschwenken".