Beiträge von JoJu91 im Thema „Frage zur Meditationsform gegenstandslose Meditation“

    Gedanken scheinen es nicht zu mögen, wenn man sie beobachtet.

    Dann verschwinden sie oder verstecken sich.


    Gestern habe ich nach langer Zeit wieder die Übung "Den Gedanken auflauern" gemacht, eine Form der Vipassana-Meditation.

    Ich saß nach getaner Küchenarbeit im Sessel und richtete meinen Blick auf den Wandteppich.

    Ich war wach und entspannt wie die berühmte Katze vor dem Mauseloch und wartete auf den nächsten Gedanken.

    Warum ?

    Um zu erkennen, woher er kommt (aus der Zimmerecke, meinem Körper, der Wand, der Luft ... ?), wie lange er unverändert präsent bleibt und wohin er verschwindet oder durch was er abgelöst wird ...

    Ich wartete und wartete, aber kein Gedanke kam.

    Und wenn doch mal einer kam, in Form eines Wortes, einer Erinnerung, eines inneren Bildes, verschwand er nach einer Sekunde (wohin ?). Das wache konzentrierte Warten auf den Beginn des nächsten Gedankens führte zu einer minutenlangen wachen Präsenz.

    Eine Präsenz viel intensiver und wacher als meine Standard-Übung, das dritte Jhana.


    Im Nachhinein, muss ich gestehen, war mir das richtig unheimlich und ich bekam kurz Panik, der kleine Krämergeist begann Fragen zu stellen: "Was hast Du getan ? Was wenn Deine Gedanken niemals mehr wiedergekommen wären, wenn Du im Raum ohne Gedanken verloren gegangen wärst ?"


    Erinnerte mich an meine Anfangszeit vor bald vierzig Jahren.

    Der "Sprung" in den "Raum" ohne Gedanken kann äusserst unheimlich und beängstigend sein.

    Weshalb ich lieber in einer Gruppe meditiert habe, da würde man mich dann wohl schon retten, wenn ich verlorenginge ...


    Beim "Auflauern der Gedanken" handelt es sich genau genommen nicht um eine gegenstandslose Meditation, fällt mir gerade auf, sie kann jedoch in eine gegenstandslose Meditation "umschwenken".

    aber ohne Gedanken können wir spirituelle Phänomene und spirituelle Realität nicht verstehen

    Einer unserer grossen Dichter und Denker machte mal die Unterscheidung zwischen Verstand und Vernunft.


    Der Verstand ist Menschen und Tieren gemeinsam, die Vernunft ein zweifelhaftes Privileg des Menschen.


    Die Katze versteht ein Blatt Papier mit dem Herz-Sutra insoweit, als dass sie es nicht auffrisst.

    Sie versteht die Maus, aber sie entwickelt keine Begriffe (Vernunft) zur Erklärung der Natur der Maus. Sie macht sich keinen Stress über die Frage, warum manche Mäuse klein sind und andere gross und ob ein Gott das gerecht arrangiert hat und ...

    Während der Meditation entstehen Gedanken immer von selbst

    Die Gedanken können auch zum (Vipassana-)Meditationsobjekt werden.


    Woher kommen die Gedanken, was ist ihre Quelle ?

    Wohin verschwinden sie ?

    Ist mein Gehirn eine Gedankenfabrik oder ein Gedanken-Empfangsapparat oder beides ... ?

    Kann ich meine Gedanken planen ?

    Wieso nenne ich sie "mein", wenn ich sie gar nicht denken will ?


    Wo ist mein Ich in der wachen Lücke zwischen zwei Gedanken ?


    ...


    :?

    Sie sind aber da.

    Vielleicht wieder nur eine Frage der Begriffsdefinition ?


    Ein weltliches Gleichnis:

    Wenn Du von Amors Pfeil getroffen Deinem Traum-Mann gegenüberstehst, dann wirst Du für eine gewisse Weile absolut nichts mehr denken, you have absolutely lost your mind ...


    Oder @Qualias Beispiel vom Erleben des Regens mit allen Sinnen, auch das ist völlig ohne Gedanken durchaus möglich.


    :?

    das glaubste selbst nich.... :lol:

    Aber ernsthaft:


    Ich behaupte das kann jeder, das "einfach nicht denken".

    Eine gewisse psychische Stabilität vorausgesetzt.

    Geschätzt neunzig Prozent aller Menschen versuchen es nur nie.

    Und von denen, die es versuchen, geben neunzig Prozent viel zu früh auf.

    Wie Schwimmenlernen.

    Wenn Du mal ein geübter Schwimmer bist, ist schwimmen ganz natürlich.

    Wobei es Gewässer gibt, wo man an seine Grenzen kommt ...


    Ich meine, so früh wie möglich beginnen.

    Damit man bald zurückschauen und sich fragen kann "warum habe ich das nicht viel früher angefangen ?"


    Den Weg intellektuell ergründen kann man danach immer noch, und wesentlich entspannter.

    Aber ehe das funktioniert wird man wohl etwas üben müssen, sage ich. Daher meine Frage, woran man sich dabei orientiert

    Du betrachtest Deinen Geist, während er nicht denkt.

    Du nimmst eine entspannte, wache Körperhaltung ein und hörst dann einfach auf zu denken.

    Wenn Dein letzter Gedanke verschwunden ist, betrachtest Du den leeren "Raum" der dann erscheint ...

    Für den Anfang eine oder zwei Minuten.


    :mediw: