Beiträge von Kianga im Thema „Leichenbetrachtung im Satipaṭṭhāna-Sutta“

    Ich sehe die Gefahr in der Leichenbetrachtung, dass wir Westler, die wir oft genug kein positives Verhältnis zu unserem Körper haben und das erst aufbauen müssen, nach so einer Leichenbetrachtung dann auch noch Ekel empfinden. Ekel vor allem Körperlichen und dadurch auch vor uns selbst. Das wird dann auch noch buddhistisch überhöht in der Meinung, dass jedes gutes Körpergefühl ja Anhaftung sei und überwunden werden müsse.


    Das Gleiche machen wir mit dem Ich, dass einige Buddhisten schon abschaffen wollen, bevor sie ein gesundes Ich ausreichend entwickelt haben.


    Wenn dann auch noch der Verstand als grundlegend negativ bewertet wird, sind wir auf dem Weg zu einem gefühlskalten, dissoziierenden Menschen, der sich selbst immer weniger halten kann, sich aber buddhistisch ganz oben fühlt.


    Ich finde, man kann sich die Vergänglichkeit des Lebens auch auf ungefährlichere Art und Weise bewusst machen. Das liegt für mich u.a. auch in der Verantwortung eines jeden buddhistischen Lehrers.


    Es geht doch darum, immer das aus dem umfangreichen Palikanon herauszusuchen und anzuwenden, was für unsere jetzige Entwicklung hilfreich ist. Und nicht nur stumpfsinnig das hinterherzubeten und wortwörtlich anzuwenden, was vor 2000 Jahren in deren völlig anderen Lebensumständen relevant war.


    Ich selbst werde ganz sicher keine wurmgefüllten Leichen betrachten. Es reicht mir, die von Jahr zu Jahr stärker werdenden Veränderung meines Körpers aufmerksam wahrzunehmen und zu üben, sie immer wieder anzunehmen. Das reicht mir als anschauliches Beispiel. 😃