Gestorben wird auch heute noch, aber der Umgang damit hat sich verändert, denn für den Tod gilt: "Das Wahre ist nicht schön und das Schöne ist nicht wahr".
Im Mittelalter gab es noch das "Memento Mori" (Gedenke des Todes) und in der Neuzeit das "Vanitas" (Vergänglichkeit), mit den entsprechenden bildlichen und sprachlichen Darstellungen, wie z.B. dieses Gedicht, das sehr an die buddhistische Leichenbetrachtung erinnert:
Über die Gebeine der ausgegrabenen Philosetten
O häßlich' Anblick! ach! wo sind die güldnen Haar!
Wo ist der Stirnen Schnee? wo ist der Glanz der Wangen?
Der Wangen / die mit Blut und Lilien umfangen?
Der Rosen rote Mund! wo ist der Zähne Schar?
Wo sind die Sternen hin? Wo ist der Augen Paar
Mit den die Liebe spielt? Itzt flechten schwarze Schlangen
Sich um das weite Maul / die Nasen ist vergangen
Die keinem Elfenbein vorhin zu gleichen war.
Ist jemand der noch kann beherzt und sonder Grauen
Der Ohren kahlen Ort / der Augen Lucken schauen?
Ist jemand / der sich nicht vor dieser Stirn entsetzt?
Der denke / wie sich werd' alsdann sein Geist befinden
Wenn er in kurzem wird auf gleichen Schlag verschwinden?
Weil schon der Tod auf ihn die schnellen Pfeile wetzt.
Andreas Gryphius
1616-1664
Brrrrr... muss das sein? Wir schauen lieber auf die schöne Seite des Daseins, solange sie noch erhältlich ist.