Beiträge von Rupert Reiger im Thema „...wie klingt das Klatschen einer Hand ?“

    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.



    Wu-men-guan, Koan 20:


    Song-yuan hat immer wieder gesagt: „Ein Mensch mit einer großen Kraft (= der Kraft der Shunyata), warum hebt er seinen Fuß nicht an?“


    Aus Wu-mens Kommentar: „- käme er zufällig an den Ort Wu-mens, müsste er schmerzhafte Schläge einstecken! Warum? - Todesgefahr!“


    „Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.“


    → Jetzt kann ein Mensch mit einer großen Kraft seinen Fuß wieder anheben … .. .




    Auch:


    Bi-Yan-Lu , Koan 25:

    ... Der Einsiedler hat gesagt: „Letzten Endes, was denn dann?“ „Sich eine Eschenholzstange mit Weichkastanien (als Vorrat) über die Schulter legen und (mit Chan aber) ohne sich umzusehen hinein in die Welt der tausend und zehntausend Gipfel gehen.“

    Ach so ja:


    Im Buch von Han Fei (280 – 233 v. Chr.) „Die Kunst der Staatsführung“ kommt im 28. Kapitel, 3. Absatz die Formulierung auch schon vor: „Wer nur mit einer Hand zu klatschen versucht, wird trotz hastiger Bewegung keinen Ton hervorbringen“.


    Der Kontext hier ist natürlich ein anderer, nämlich dass ein Herrscher alleine (!), d.h. zum einen ohne funktionierende Verwaltung oder auch zum anderen ohne die Gefühle des Volks zu kennen, seine Ziele nicht erreicht.


    Han Fei lebte von 280 bis 233 vor (!) Chr.

    D.h. die Formulierung, die beschreibt, dass entweder einer allein auf sich gestellt oder aber dass einer mit nur einem (!) einseitigen Weg (= mögliche Sackgasse) nicht ans Ziel kommt, war wohl in China, dann Japan, schon beliebig lange allgemein üblich.

    Hakuin Ekaku (1686 – 1769), Erneuerer des Rinzai:


    Er lehrte Zazen und er betonte die Kōan-Praxis (Rinzai-Zen).

    Er setzte dabei auf die Kōan-Sammlungen der alten Chinesen (z.B. Bi-Yan-Lu, Cong-Rong-Lu, Wu-men-guan, …), generierte aber auch eigene.


    Er folgte dabei Buddhas Mittlerem Weg:


    Buddha selbst unterwarf sich selbst strengen asketischen Übungen. Da er das als den falschen Weg erkannte, suchte er seinen eigenen Weg und übte sich dabei vor allem in der Meditation. Er nannte dies den „Mittleren Weg“


    Bei Hakuins Erneuerung des Rinzai-Zen passierte jedoch in den Klöstern immer mal das Abgleiten ins extrem asketische. Er hat das wohl auch am eigenen Leib erfahren. Dieses Abgleiten in das extrem asketische, also dieses „Verlassen von von Buddhas Mittlerem Weg“, bezeichnete Hakuin als die Zen-Krankheit. Es geht also um Buddhas mittleren Weg.


    Und jetzt kommen wir zu „wie klingt das Klatschen einer Hand?“ oder „(was für ein) Ton (entsteht beim) Klatschen (mit) einer Hand)?“:


    Ganz einfach:

    Es entsteht kein Ton!

    Das zu erkennen ist die große Heilung von dieser Krankheit!


    Die eine Hand ist also das Leben,

    die andere Hand ist Rinzai ← Zazen & Kōan,

    die eine Hand allein gibt keinen Ton, die andere Hand allein ergibt auch keinen Ton,

    beide Hände zusammen ergeben beim Klatschen einen Ton:


    Es ist der „Mittlere Weg“, der klingt !


    Von der Spitze einer hundert Fuß hohen Stange (der Einsamkeit des Zazen) vorwärtsschreiten: das

    Weltall der Zehn Richtungen ist dann dein vollständiger Leib. Nun sag mal: Unter welchen Umständen willst du das erlangen? (Cong-rong-lu Kōan 74)




    Bi-Yan-Lu, Cong-Rong-Lu, Wu-men-guan sind voll davon:


    Es ist der „Mittlere Weg“, der klingt !