Beiträge von Benkei im Thema „Tiere töten“

    Namaste!

    Chandan:
    Dudjom:

    Ich persönlich halte das für eine Milchmädchenrechnung, die man mit ebenso einer Milchmädchenrechnung widerlegen kann, denn der Vegetarier konsumiert dafür mehr andere tierische Produkte (z.B. Milch und Eier aus Massentierhaltung) und auch das Plus an Gemüse führt zu mehr Umweltverschmutzung und Artensterben.


    Polemisch gesprochen ist das eine Argumentation wie 2 Wesen zu töten ist besser als 3 Wesen zu töten. ;)


    Es mag wie eine Milchmädchenrechnung klingen, ist aber Fakt. Die Tiere, die getötet werden verbraucht tatsächlich selbst viele vegetarische (teilweise sogar nichtvegetarische) Lebensmittel und Wasser. Die Energiebilanzsumme eines Vegetariers muss folglich wesentlich geringer ausfallen, wie die eines Fleischessers.


    Um irgendwelche Rechnungen geht es aber im Grunde genommen gar nicht.


    Es geht um die Vermeidung von Selbsttäuschung, um die Überprüfung der eigenen Motive und die fortwährende Übung, immer mehr dahin zu kommen, intuitiv "das Richtige" zu tun. Aggivessano hat es sehr schön ausgedrückt:

    Zitat

    Was ist da? Lust auf Fleischgenuss, ein leichtes Kribbeln von der Fliege, ein nervendes Summen von der Mücke...
    Worum geht es dabei tatsächlich? Um das eigene (kurzfristige) Wohl auf Kosten eines anderen Lebewesens.
    Würde ein Bodhisattva ein Lebewesen töten, nur um sich selbst etwas zu erhöhen (Befriedigung verschaffen)? Niemals!
    Würde ein Bodhisattva ein Lebewesen töten um andere Lebewesen zu retten? Nur in äußersten Ausnahmesituationen!


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    Dudjom:

    Es geht um die Folgen für jeden einzelnen! Es geht um die Praxis. Authentische Praxis. Sinnesfreuden auf Kosten anderer kann nicht gut sein, wo doch bereits Sinnesfreuden per se schädlich sind. Und wenn ich die Wahl habe entweder Fleisch oder nicht Fleisch, dann ist der einzige Faktor der der "Sinnesfreude", der die Entscheidung für Fleisch begünstigen könnte.
    Während aber auch bei anderen Produkte Tiere ihr Leben lassen können (es gibt die Wahrscheinlichkeit, dass es passieren kann), gibt es bei Fleisch nicht den geringsten Zweifel daran! Fleisch setzt die systematische Tötung voraus.


    Ein sehr schönes Statement, dass genau aufzeigt worum es geht - um die eigenen Taten, bzw. das, was die eigenen Taten bedingen.


    Fleischesser (obwohl ich selten Fleisch esse muss ich mich dazu zählen) führen in ihrer Argumentation immer an, dass Vegetarier und sogar Veganer ebenfalls durch ihren Lebenswandel das Töten von Tieren verursachen.
    Dabei wird allerdings bewusst verkannt, dass Fleischesser (ebenso wie Lederträger - da halte ich es wie Dudjom) zusätzliches Töten verursachen.


    Fleisch zu essen ist ganz einfach, Dudjom sagte es schon, Töten in Kauf nehmen, veranlassen oder gar selbst töten, um die eigenen Sinnesfreuden (Genuss, Geschmacksinn) zu befriedigen. Das muss grundsätzlich als Fakt angesehen werden (es mag skurrile Ausnahmen geben, die aber nicht ins Gewicht fallen). Wer dies leugnet oder argumentativ zu widerlegen sucht, der führt sich selbst an der Nase herum.
    Die aufrichtige Frage jedes einzelnen muss also lauten: "Bin ich weiterhin bereit, um des Genusses willen großes Leid zu verursachen?", und diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten und mit sich selbst ausmachen.
    Für mich ist das ein stetiger Prozess, jeden Tag aufs Neue, jede Situation erneut. Es gehört zum Dreifachen Weg (Ethik, Praxis, Erkenntnis).


    BigR:

    Angenommen eine Fliege grabbelt auf meinem nackten Bein und ich empfinde dies als unangenehm. Nun gehe ich hin und töte diese Fliege deswegen.


    Was passiert dann Karmaspezifisch?


    Harmlose Fliegen kann man einfach mit einer Wedelbewegung verscheuchen - sie fliegen dann weg (daher vielleicht ihr Name ;) ). Manchmal sind sie hartneckiger, dann muss man eben mehrmals wedeln. Du machst es Dir (wahrscheinlich aus Gewohnheit) zu einfach.


    Ich habe es mir abgewöhnt, einfach alles kalt zu machen, was mich nervt. Wenn man mal annimmt, dass alle Lebewesen gleich wertvoll sind (meinetwegen auch gleich wertlos), dann ist das der einzig gangbare Weg.
    Es ist sogar wesentlich einfacher, als aufs Fleisch-essen zu verzichten:
    Fliegen werden ignoriert oder verscheucht, Spinnen werden nach draußen gesetzt (oder einfach in der Wohnung belassen), gegen Mücken helfen Moskitonetze oder Fliegengitter (in unseren Breiten ist ein Mückenstich bislang ja auch nur einfach unangenehm, also durchaus hinnehmbar).


    Karma-technisch fällst Du also in alte unheilbringende (=tödliche!) Gewohnheitsmuster zurück, bzw. verstärkst diese durch Deine Taten noch zusätzlich.


    [Anmerkung: Zecken und Bremsen töte ich notfalls um die eigene oder die Gesundheit anderer Wesen zu schützen.]


    BigR:

    Bin ich dann nicht schon genügend gestraft weil ich es nicht erdulden kann, dass die Fliege auf meinem Bein grabbelt? Und ist dieses Manko dann nicht der wahre Auslöser für weiteres negatives Karma? Also nicht die Tatsache, dass die Fliege tot ist.


    Es geht nicht um Strafe oder das, was Menschen "Gerechtigkeit" nennen.
    "Die gegenwärtigen Umstände sind das Ergebnis vergangener Ereignisse.
    Die gegenwärtigen Ereignisse werden die Ursachen künftiger Ereignisse sein.
    "


    Einen schönen Sonntag noch,
    < gasshô >


    Benkei