Beiträge von Benkei im Thema „DIE ZEN-LEHRE des chinesischen Meisters Huang-Po“

    Namaste!


    Hallo Dudjom,

    Dudjom:

    Nein. Da kommen wir nicht zusammen. Als Madhyamaka bin ich auch überhaupt kein "Fan" von "Buddhanatur".


    Nein, ich denke auch nicht ;)
    Ich habe mich bisher davor gestreubt, Nagarjunas Werke zu lesen und auch Aryadeva's "Catuhshataka" steht noch ungelesen in meinem Bücherschrank. Beide werden zwar als Patriarchen des Zen verehrt, allerdings geht es im Zen in Bezug auf diese beiden weniger um deren Philosophien.


    Ich denke beim Zen-Weg ist es so, dass die Philosophie nur Beiwerk, bzw. Erklärungsmodell ist. Das, was ist, verwirklicht sich dann irgendwann; einige meinen, während oder durch die Zazen-Praxis, einige meinen stufenweise (vgl. "Zehn Ochsenbilder") und andere sind der Ansicht, dass es ganz spontan kommt.


    Dazu gibt es einen kurzen Ausspruch, von wem weiß ich momentan nicht, er lautet in etwa:
    "Bevor ich mit der Praxis anfing, waren Berge Berge, Flüsse waren Flüsse und Täler waren Täler.
    Als ich die Praxis aufnahm, waren Berge plötzlich nicht mehr Berge, Flüsse nicht mehr Flüsse und Täler nicht mehr Täler.
    Nach dem Erwachen sind jetzt Berge wieder Berge, Flüsse wieder Flüsse und Täler sind wieder Täler.
    "


    Dudjom:

    Aus Sicht von Madhyamaka hat die "Nur Geist" Lehre einen entscheidenden Makel: Sie betont so sehr ein Aggregat ("Geist" = "Bewußtsein") und führt alles auf dieses zurück, dass diesem bei den so Belehrten sehr leicht eine "besondere Form von Existenz" zugeschrieben wird. Befreiung aber kann nicht erreicht werden, wenn nicht die Leerheit (d.h. das abhängige Entstehen) aller Phänomene, unbelebter als auch belebter, erkannt wird. Denn so wie kein einziges konventionell "externes" Phänomene analytisch gefunden werden kann, so kann auch "der Geist" (oder das "Bewußtsein") analytisch nicht gefunden werden. Tatsächlich entsteht "Geist" ("Bewußtsein") nach der Lehre des Buddha als drittes Glied (des 12-gliedrigen abhängigen Entstehens) abhängig aus Unwissenheit und Sankhara, "Geist" ist also Samsara ebenso wie "Körper", "Gefühl" etc.


    Das kann ich gedanklich nachvollziehen.
    Bei meiner Praxis allerdings bringt mir das gegenwärtig nichts.


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    Ji'un Ken:

    Tief aber ergriff mich seine erstaunliche Ähnlichkeit — sowohl dem Geist wie den Ausdrücken nach — mit dem „Tibetischen Buch der großen Befreiung", herausgegeben von Evans Wentz, das im achten Jahrhundert entstand und nicht aus dem fernen Osten kommt.


    Hallo Ji'un Ken,


    was ist der Inhalt dieses Buches?


    Enthält es neben der Lebensgeschichte Padmasambhava's und seinen Spirituellen Testamenten noch andere Texte?


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!


    Hallo Lena, hallo Dudjom,


    ich würde es einfach mal so formulieren:
    Vom subjektiven Standpunkt aus ist mein Geist Buddha und Buddhanatur ist allen Wesen inhärent.
    Vom objektiven Standpunkt aus ist Buddha alle Lebewesen.
    Letztlich ist die Trennung ich und andere bzw. mein Geist und die Geister anderer ("Geister" klingt blöd, sorry ;) ), nur eine "verblendete" Sichtweise - ungleich der "Letztlichen Wahrheit" (TM).
    [Das ist nur meine konzeptuelle Sicht der Dinge - rein philosophisch gesprochen; ich würde mir nicht anmasen zu behaupten, derartiges bereits erfahren zu haben. Nennt es meinetwegen "meine Spekulation". Aber wir philosophieren ja auch nur :lol: ]


    Bei Dogyo Daishi Kakuban heißt es dazu:
    "Da der Eine Geist identisch mit allen Dharmas ist, sind der Bereich der Buddhas und der Bereich der fühlenden Wesen gleichzeitig nicht-verschieden und doch verschieden voneinander. Da alle Dharmas identisch sind mit dem Einen Geist, sind Buddha-Bereich und der Bereich der fühlenden Wesen gleichzeitig verschieden und doch nicht verschieden voneinander. Seit dem anfänglichen Ursprung sind folglich der eigene Geist und der Buddha eins. Versuche nicht, diesen Geist dazu zu bringen, ein Buddha zu werden. Wenn die Verblendung verschwindet, erscheint die Weisheit und dann wirst du ein Buddha in diesem gegenwärtigen Leben."
    (aus: "Amida Hishaku")


    Ich muss zugeben, mir liegt nur die englische Übersetzung vor, welche ich momentan selbst ins Deutsche übertrage. Bei Übersetzungen ist es wohl immer so, dass auch eigene Vorstellungen und Interpretationen Eingang finden - aber das kann man nie ausschließen. Dafür sind wir nunmal, zumindest bezogen auf die relative Wahrheit, durch Raum und Zeit von Buddha getrennt.


    Kakuban war übrigens kein Zennie, sondern Praktizierender der Shingon-Shû (japanischem Mantrayana).


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    Dudjom:
    Benkei:

    Huang-po ist, wie auch der Sechste Patriarch Hui-neng, ein typischer Vertreter der "Nur-Geist-Schule", auch Cittamatra oder Yogacara genannt (vgl. Wiki).


    Ähnlichkeiten/Schnittmengen zur Advaita Vedanta-Philosophie gibt es wohl.


    Dem würde ich nicht zustimmen. Denn mit "der eine Geist" ist nicht etwa eine universelle alles umfassende außer-individuelle Entität namens "Geist" gemeint, sondern das gedanklich abstrahierte Phänomen "Geist" eines jeden Individuums. Es gibt derer also zahllose. Nur sprachlich bietet sich der Singular an, weil der Plural "Alles sind die Geister" irgendwie nicht "schick" formuliert klingt.
    Die Formulierung "Alles ist (der eine) Geist" bezieht sich also auf die Perspektive des einzelnen Subjektes, vom einzelnen Subjekt aus gesehen betrachtet, welches ja nur einen Geist hat.


    Vielleicht ist die Unterscheidung zwischen "universelle alles umfassende außer-individuelle Entität" und "individuelle Entität" gerade jene Unterscheidung, die es zu überwinden gilt.
    Huang-po unterscheidet diesbezüglich, soweit ich mich jetzt gerade an den Text erinnere, nämlich kaum.
    Sonst würde er beispielsweise auch nicht sagen: "denn dieser Geist ist Buddha, und Buddha ist alle Lebewesen.", sondern "Der Geist ist Buddha, und Buddhanatur wohnt allen Lebewesen inne".


    Ich lese gerade einen Text des japanischen Meisters Dogyo Daishi Kakuban, in welchem ebenfalls alle Phänomene/Wesen auf den einen Buddha (bei ihm Mahavairocana) zurückgeführt werden.
    Es handelt sich folglich wahrscheinlich nicht um eine Einzelsichtweise.


    < gasshô >


    Benkei