Beiträge von Al one im Thema „Zen-Zitate die mich berühren“



    Yarito Niimura:

    In seiner einfachen kleinen Hütte am Fuße eines Berges lebte seit vielen Jahren ein Meister. Als er eines Abends außer Haus war, brach ein Dieb bei hm ein, jedoch stellte dieser bald fest, dass es dort nichts zu holen gab. Indessen war der Meister zurückgekehrt, fand den Dieb bei seinem Treiben und sprach zu ihm: "Du wirst einen langen Weg auf dich genommen haben, um mich hier in meiner Einsamkeit aufzusuchen. Wenigstens ein Gastgeschenk will ich dir geben. Nimm also meine Kleider!"
    Erstaunt nahm der Dieb die Kleider an sich und verschwand.
    Nackt saß der Meister auf dem Boden, betrachtete den Mond und sprach: "Wie ich den armen Mann bedaure. Wenn ich ihm nur diesen herrlichen Mond hätte geben können."


    Yarito Niimura:

    Im ganzen Land sprach man von einem Meister, dessen Reden weit über den Kreis seiner Schüler hinaus höchste Aufmerksamkeit erregten. Sowohl Mönche als auch ganz normale Menschen zogen zu ihm, um seine Worte zu hören. Dabei versuchte er nicht etwa mit großer Gelehrsamkeit zu glänzen, und er prunkte auch nicht damit eine Vielzahl an bedeutenden Schriften gelesen zu haben. Was ihn auszeichnete, war, dass er die Kunst beherrschte mit seinen Worten direkt in die Herzen der Menschen zu dringen.


    Nicht jedem gefiel dies. So gab es in der Hauptstadt einen Priester, der sein Leben lang voller Eifer die Lehren des Buddha studiert hatte und eine große Zahl von Anhängern sein eigen nennen durfte. Doch mit dem Auftreten jenes Meisters schmolz diese Zahl dahin, denn alle wollten nur noch den Worten dieses Meisters lauschen. So fand sich der Priester bald allein und er ärgerte sich sehr. Kurzerhand beschloss er sich ebenfalls zum Meister zu begeben und mit ihm in Konkurrenz zu treten.


    Dort angekommen, rief er: "Hör zu großer Lehrer! Ist es denn nicht so, dass alle, die dich achten, sich auch deinem Wort unterwerfen? Ich aber achte dich nicht und nun sage mir: wie willst du mich dazu bewegen, dir zu gehorchen?"
    Der Meister antwortete: "Komm zu mir, ich werde es dir zeigen." Also ging der Priester durch die Reihen der Menschen nach vorne zum Meister.
    "Komm an meine linke Seite", bat ihn der Meister und der Priester tat es. "Ach nein, es ist wohl besser, du kommst zu meiner Rechten."
    Der Priester tat es und der Meister lächelte: "Nun, siehst du? Du achtest mich und gehorchst mir."


    Yarito Niimura:


    Wieder einmal hatte der Meister seine Schüler aus allen Teilen des Landes aufgerufen zu ihm zu kommen und gemeinsam mit ihm zu sitzen. Doch wurde ihre Einkehr jäh gestört: ein Schüler war auf frischer Tat beim Diebstahl erwischt worden. Der Meister wurde gerufen und die Schüler baten ihn den Dieb unter ihnen zu verbannen, doch der Meister überging die Bitte. Dies verärgerte die Schüler und sie taten sich zusammen um ein Schreiben zu entwerfen mit dem sie die Aussonderung des Diebes forderten. Andernfalls würden sie alle gemeinsam das Treffen verlassen. Dem Meister wurde das Schreiben vorgelegt und wenig später rief er alle zu sich.
    "Ich bin mir gewiss", begann er, "dass ich weise Schüler um mich versammelt habe. Und ich glaube, dass ihr zu unterscheiden wisst zwischen Recht und Unrecht. Daher wird es am besten sein, ihr verlasst mich jetzt, denn ich kann euch nichts mehr lehren. Dieser eine Schüler aber bedarf meiner Unterweisung, denn er kennt diesen Unterschied noch nicht. Daher soll er bei mir bleiben."