Rasmuss Kroemker:
Ich habe hier ja schonmals die Frage nach einem Gott gestellt. Ich bin mir sicher, dass ich mir den Glauben an einen Gott "nicht abgewöhnen" kann. Nun gibt es ja im Tibetischen die Göttin Tara. Kann man die als eine Göttin sehen, die man um Hilfe" bitten kann in der Not..?
Hallo Rasmus,
jetzt bin ich mit meiner Antwort so spät - und den letzten Rest des Threads hab ich auch nicht zu lesen geschafft.
Trotzdem hier von mir ein paar grundsätzliche Anmerkungen:
1.) Deine Frage nach dem "dürfen" ist schon in die verkehrte Richtung. Wer Dir "verbietet" an Gott zu glauben, kann kein Buddhist sein, sag ich mal provokativ, weil es im Buddhismus um das Sammeln von Erkenntnissen und Erfahrungen geht. "Erfahrenere" mögen dann Verhaltensregeln aufstellen, die hilfreich sind, aber was man glaubt und worauf man vertraut, ist eine Sache, die man "prüft". Man betrachtet die Dinge für eine Weile wertfrei, beleuchtet sie für sich so und so, und dann kommt man zu einem Schluss - der hat dann eine Begründung. Es sollte keine Glaubensgebote geben im Buddhismus.
Ich hab schonmal gelesen, wie Buddha das Wort "Gott" auch ganz selbstverständlich benutzt hat, als er entsprechenden Leuten, für die Gott ein Thema war, eine Belehrung gab.
2.) Ich bin eine glühende Anhängerin Taras - aber sie ist kein Gott. Sie ist eine tibetische "Gottheit" - ein weiblicher Buddha. Ja, man kann sie um Hilfe bitten. Gut wäre dafür aber, eine Beziehung zu ihr aufzubauen.
Wenn man aber Tara praktiziert, dann kann es einem passieren, dass sich die Dualität irgendwann überholt. Sie lößt sich auf, alles wird eins, und Schluss ist mit der Anbetung, es sei denn man mag seine eigene innerste Buddhanatur anbeten - auch möglich.
Dies sind aber Vorgänge, die man nicht "gebieten" kann. Es gibt da nichts, was bestimmt oder verboten werden kann. Wenn die Fensterscheibe mit Farbe verdeckt ist, kann keiner befehlen "Guck da durch." Wenn sie klar geputzt ist, kann keiner verbieten "Schau nicht hin."
Ein echter, mitfühlender Buddha würde Dir nie Deinen Gott verbieten, wenn Du Dich doch so nach Ihm sehnst. Im Gegenteil ist es der Wunsch eines Buddha, Dich glücklich mit gestillten Sehnsüchten zu sehen.