Beiträge von Mirco im Thema „Was ist Bewußtsein (viññāṇa) ?“


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    Der menschliche »Input«
    Auch wir Menschen verfügen über »Kommunikationskanäle«: unsere Sinnesorgane. Sie sind die »Empfangseinheiten«, die die aus der Umwelt aufgenommenen Informationen an das Gehirn weiterleiten. Die Berechnung der Größenordnungen ist relativ einfach und unstrittig, denn von jedem Organ läßt sich die Anzahl der Rezeptoren ermitteln: die Sehzellen des Auges, die Geschmacksknospen der Zunge, die druckempfindlichen Stellen der Haut, etc. Weiter liegen die Anzahl der Nervenverbindungen, die die Signale ins Gehirn leiten vor und es ist bekannt, wie viele Signale jede dieser Bahnen in der Sekunde übermittelt.
    Die zustandekommenden Daten sind überwältigend. So gibt Tor Nørretranders in seinem Buch »Spüre die Welt« folgende Werte an:


    Sinnesorgan [Bandbreite (bit/Sek.)]
    Augen [10.000.000]
    Haut [1.000.000]
    Ohren [100.000]
    Geruch [100.000]
    Geschmack [1.000]


    Demnach gelangen in jeder Sekunde über 11 Mio. Bits an Information über die Sinnesorgane in unser Gehirn!


    Die bewußte Verarbeitungsfähigkeit
    Das solche Informationsmengen jedes menschliche Gehirn überfordern würden, wenn sie bewußt verarbeitet werden müssten, sollte sofort einleuchten. Aber was kann unser Bewußtsein »verkraften«? Auch hierzu gibt es die schon erwähnten langjährigen Forschungs-Ergebnisse, die Zimmermann mit rund 40 bit/Sek. angibt. Die Bandbreite schwankt natürlich, so finden wir bei dem Psychologe Georg A. Miller die Faustformel von 7 ± 2 bits/Sek. und der Ingenieur Karl Küpfmüller (damals Prof. an der Technischen Hochschule Darmstadt) vermutete in den 1950/60 Jahren:
    »Alle an der Nachrichtenverarbeitung im menschlichen Organismus beteiligten Instanzen scheinen auf diese obere Grenze von etwa 50 bit/Sek. eingerichtet zu sein.«


    Doch einige Bits mehr oder weniger sollen uns nicht weiter interessieren, denn faszinierend ist vor allem die Diskrepanz zwischen den über die Sinnesorgane aufgenommenen Informationen und den vom Bewußtsein letztendlich verarbeiteten. Der Physiologe Dietrich Trincker brachte es während eines 1965 anläßlich des dreihunderjährigen Bestehens der Universität Kiel gehaltenen Vortrages auf die nützliche (und nüchterne)
    Faustregel: In den Kopf gelangen eine Millionmal mehr Bits, als das Bewußtsein erfasst.


    Und weil es so wichtig ist, nocheinmal ausführlich: »Von aller Information, die pro Sekunde von den Sinnesorganen her unserem Gehirn zufließt, gelangt ... nur ein sehr geringer Bruchteil in unser Bewußtsein: Das Verhältnis der Kanalkapazitäten von Perception [sinnliche Wahrnehmung] zu Apperception [bewußte Wahrnehmung] entspricht bestenfalls dem von 1.000.000 : 1«, schreibt Trincker. »D.h. nur ein Millionstel dessen, was unsere Augen sehen, unsere Ohren hören und die übrigen Receptoren melden, erscheint in unserem Bewußtsein.«


    »Bildlich gesprochen«, fährt er fort, »ist unser Bewußtsein einem Bühnen-Scheinwerfer („spot light“) vergleichbar, der das Gesicht eines einzigen Schauspielers grell erleuchtet, während sich alle übrigen Personen, Gegenstände und Kulissen eines riesigen Bühnenraumes im tiefsten Dunkel befinden. Der Scheinwerfer kann gewiss wandern, aber es würde sehr lange dauern, bis er uns, eines nach dem anderen, sämtliche Gesichter des im Dunkeln verharrenden Chores enthüllt hätte. ... Diese erst seit kurzem bekannte Tatsache hat selbstverständlich für alle Bereiche des menschlichen Lebens größte praktische Bedeutung.«


    Und mit diesem Bild hat Trincker auch die Fähigkeit des Bewußtseins angedeutet, die uns die geringe bewußte Datenverarbeitung nicht erkennen läßt. Nørretranders schreibt hierzu: »Da das Bewußtsein blitzartig von einem Gegenstand zum nächsten wechseln kann, wird seine Bandbreite nicht als begrenzt empfunden. In diesem Augenblick ist man sich der Enge seines Schuhzeuges bewußt, im nächsten der Ausdehnung des Universums. Eine einzigartige Gewandheit ist für das Bewußtsein kennzeichnend. Doch ändert dies nichts an der Tatsache, daß wir uns in einem gegebenen Augenblick nicht sehr vieler Dinge bewußt sein können.«


    Interessant.