Beiträge von KDR im Thema „Homosexualität und der Dalai Lama...“

    Onda:
    KDR:


    Siehe obige Beurteilungen pejorativ-empörungsmaschinelle Knalleffekte hervorrufender eurozentrischer Wertungsschablonerien.


    Jetzt läßt er's aber krachen! Wo ist der Feuerwerks-Smiley?
    Sprühen da die Emo-Funken eines Fans?


    Wenn du neben Geblödel auch überzeugende Argumentation aufzuweisen hättest, könnte ich mir weitergehende Äußerungen zu diesem Posting abringen.


    Sven:
    KDR:

    Alles, was dir nicht passt, sind also "ablenkende Füllsätze"? ...


    Mir geht es eher darum, dass er keine echte Stellung bezieht.
    Würde er sagen: "Ich mag keine Schwule"
    oder: "Sexualität ist im Buddhismus ein Trieb und damit ein Problem, aber die Körperöffnung oder ob es nun eine Frau oder ein Mann ist, ist egal."
    oder ähnliches, hätte ich wenig Probleme damit.


    Es geht aber nicht darum, was du willst oder nicht. Wenn man auf einen kurze und bündige, knalleffektive Kernaussage aus ist, erscheint einem eine nüchterne und diffenrenzierte Antwort natürlich erstmal langweilig.


    Sven:

    Seine Antwort ist eine diplomatische. Dem Homophoben kann er sagen: "Ich habe doch gesagt, dass ich es für schädlich halte, aber einsperren etc."
    dem Hetero, der nichts gegen Homos hat: "Im Buddhismus wird es für zwar für schädlich gehalten, aber ich seh das nicht so eng."
    und den Homo selbst beruhigt er und ermahnt ihn.


    Mit anderen Worten: Er wiegt die Dinge ab und differenziert. Losang Lamo hat völlig Recht mit ihrem Posting, siehe dort!


    Sven:

    Er will es allen recht machen. Für einen in meinen Augen aber feigen Politiker vielleicht angemessen, weil er keine Wähler verlieren will.


    Na sowas, jedem will er es Recht machen, nur dir nicht! :lol: dass du ihn jetzt als Politiker bezeichnest, ist zudem völlig inadäquat; er äußert sich in seiner Funktion als religiöse Führungsfigur – von der eigene gänzliche Unkenntnis enthüllenden vorangengangenen Attributierung ganz zu schweigen! Dir ist wohl unter vielen anderem entgangen, dass der Dalai Lama neulich seinen Rückzug aus der Politik angekündigt hat?


    Sven:

    Von "Seiner Heiligkeit" erwarte ich aber eine klare Aussage.


    Schon klar, du erwartest dreschende und dreschbare Phrasen, mangels derer du jetzt enttäuscht bist und dem Dalai Lama auch noch die Schuld dafür gibst. Zudem sollte man doch wissen müssen, dass die Bezeichnung "Seine Heiligkeit" genuin westlich ist.


    Sven:

    Vergleiche mal die Aussagen des Buddha im Palikanon an, der redet Tacheles.


    Ach? Zeig mir mal eine Aussage des Buddha über Homosexualität.


    Dass du jetzt von "Diskriminierung von Minderheiten" redest, zeigt doch, dass du die Position des Dalai Lama und die der in diesem Thread diskutierenden Buddhisten nicht mal im Ansatz verstehen wolltest!


    Nightrainmonk:

    Inwiefern die Reaktionen demjenigen etwas von seinen Befürchtungen nahmen, sei mal dahingestellt, aber mich beschleicht der Verdacht, dass manche hier Kritik generell als 'Majestätsbeleidigung' auffassen.


    Was ich für Unfug halte - belege das doch bitte mal anhand eines konkreten Zitates Losang Lamos, Dorje Semas oder meiner Wenigkeit etc.


    Nightrainmonk:

    Die Äußerungen Herrn Gyatshos sind (zumindest) missverständlich, jedenfalls sind sie das für alle, die ihm keine 'Ausnahmeerlaubnis' dafür geben, bestimmte Adjektive im Zusammenhang mit Homosexualität zu verwenden.


    Eine "Ausnahmeerlaubnis" kann es nur vor dem Hintergrund eines bereits aufgestellten Regelwerkes geben, welches den vorgefertigten Deutungsmustern und der damit einhergehendenden Erwartungshaltung des westlichen Diskurses entspricht.


    Nightrainmonk:

    Als besonders drollig empfinde ich in diesem Zusammenhang den Versuch, aus den Zitaten D.L.s quasi ein internes Papier von Buddhisten für Buddhisten zu machen (z.B. 'Ich habe mal gehört, er hätte die Homosexualität als zwar "nicht verwerflich" eingestuft, aber dennoch empfohlen, sie nicht zu praktizieren, wenn man Buddhist ist. Das klingt doch wohl schon anders, als wenn man behauptet, er würde Homosexuelle ablehnen.').


    Ich verstehe diese konnotativen Bezeichnungen nicht. Das Thema des Threads lautet "Homosexualität und der Dalai Lama...", wozu die entsprechenden Aussagen herangezogen und diskutiert werden.


    Schöne Grüße
    KDR

    Sven:

    Zuerst nehmen wir den Text und streichen die Einleitung und ablenkende Füllsätze, andere Themen und komentieren was übrig bleibt


    Alles, was dir nicht passt, sind also "ablenkende Füllsätze"? Du hast die Erläuterung der Gewichtung und der sehr moderaten Konsequenzen der zehn negativen Taten für das buddhistische Sozialleben des Individuums weggelassen, was natürlich einen umso größeren pejorativ-empörungsmaschinellen Knalleffekt ver-, jedweder Hermeneutik aber hohnspricht! Außerdem vernachlässigst du die letzten zwei Sätze, die der zwangsweisende auftretenden eurozentrische Wertungsschablonerie im Umgang mit anderen Kulturen und Religionen Vorschub leisten; einer Schablonerie also, wie du sie hier anwendest.


    Schauen wir uns jetzt deine Auslegung der zitierten Passagen an:


    Sven:
    Zitat

    In den grundlegenden Texten des Buddhismus ist von zehn schädlichen Taten die Rede, die es zu vermeiden gilt.
    Dazu zählt auch sexuelles Fehlverhalten. Damit ist vor allem gemeint, dass man einem Menschen nicht seinen Partner wegnehmen darf,
    es fallen aber auch Homosexualität sowie oraler oder analer Verkehr und Masturbation darunter.


    Das heißt:
    Homosexualität ist buddhistisch gesehen eine schädliche Tat, ein sexuelles Fehlverhalten (die zugehörigen Praktiken auch, selbst Maturbation)!


    Siehe obige Beurteilungen pejorativ-empörungsmaschinelle Knalleffekte hervorrufender eurozentrischer Wertungsschablonerien. Man beachte zudem, dass der Dalai Lama diese Position im Folgenden weiter differenziert (siehe unten).


    Sven:
    Zitat

    Wenn Sie keiner Religion angehören und eine sexuelle Beziehung mit einem Menschen des gleichen Geschlechts eingehen wollen,
    die auf gegenseitigem Einverständnis beruht und bei der keinerlei Mißbrauch oder Vergewealtigung im Spiel ist,
    und wenn Sie eine gewaltfreie Befriedigung darin finden, so habe ich nichts dagegen einzuwenden.


    Das heißt:
    Wenn man keiner Religion angehört (also auch kein Buddhist sind!), dann hat er nichts dagegen.
    (Hier wird doch ein wenig herumlaviert und amn ist nicht sicher, ob er es so meint.)


    Es liegt doch auf der Hand, dass der Unterschied hier in der unmittelbaren Schädlichkeit bzw. Unschädlichkeit der Handlung für den Sexualpartner liegt.


    Sven:
    Zitat

    Meiner Meinung nach ist es sogar ungerecht – und das ist ein wichtiger Punkt -, daß Homosexuelle manchmal auf gesellschaftliche Ablehnung stoßen,
    bestraft werden oder ihre Arbeit verlieren. Man darf sie nicht auf eine Stufe mit Kriminellen stellen.


    Das heißt:
    Man soll Homosexuelle nicht bestrafen, denn sie sind schließlich nicht kriminell.
    (Implizit steckt darin aber eine deutliche Ablehnung. Zwar nicht kriminell, aber vielleicht etwas kurz davor? Festnageln kann man ihn darauf natürlich nicht. Kann alles abgestritten werden. Durchaus geschickt gemacht. Politisch korrekt wäre nur: "Man darf sie nicht unter die Stufe von nomal sexuell Veranlagten stellen")


    Natürlich kann man ihn darauf nicht "festnageln" und es kann "alles abgestritten werden", weil der Vorwurf schlichtweg substanzlos und gänzlich aus der Luift gegriffen ist! Der Dalai Lama beurteilt die ganz reale Situation der Behandlung von Homosexuellen, als wären es Kriminelle, und kritisiert die tiefe Kluft zwischen der Handlung/"Tat" und der Bestrafung, die Homosexuellen so zuteil wird.


    Später mehr.


    Schöne Grüße
    KDR

    Da dieser Thread sich schnell in einen Abgrund von Selbstgefälligkeit und Häresie (per Definition) entwickelt hat, kommen wir zum Thema und sehen wir, was der Dalai Lama über Homosexualität denkt:


    Der Dalai Lama:

    An die Homosexuellen


    Viele Leute fragen mich, was ich über Homosexualität denke. Für diejenigen, die einer Religion angehören, ist es sicherlich das Beste, sich bei der Entscheidung, was sie tun oder lassen sollen, von ihrem Glauben leiten zu lassen. Manche Christen meinen, Homosexualität sei ein schweres Vergehen, andere teilen diese Meinung nicht. Manche Buddhisten stehen zu ihrer Homosexualität, andere wiederum sind der Ansicht, dass Homosexualität und Buddhismus sich praktisch ausschließen.
    In den grundlegenden Texten des Buddhismus ist von zehn schädlichen Taten die Rede, die es zu vermeiden gilt. Dazu zählt auch sexuelles Fehlverhalten. Damit ist vor allem gemeint, dass man einem Menschen nicht seinen Partner wegnehmen darf, es fallen aber auch Homosexualität sowie oraler oder analer Verkehr und Masturbation darunter. Das bedeutet, aber nicht, daß solche Praktiken einen Ausschluß aus dem Buddhismus zur Folge haben. Keines der zehn Fehlverhalten - nicht einmal Mord - bewirkt, daß man dadurch aufhört, Buddhist zu sein. Wer einen anderen Menschen töten, begeht natürlich eine äußerst schädliche Handlung. Wenn ein Mönch versucht, ein derartiges Verbrechen auch noch zu vertuschen, bricht er damit sein Mönchsgelübde und schließt sich so aus dem Mönchsorden aus. Aber er kann weiterhin den Weg praktizieren.
    Wenn Sie keiner Religion angehören und eine sexuelle Beziehung mit einem Menschen des gleichen Geschlechts eingehen wollen, die auf gegenseitigem Einverständnis beruht und bei der keinerlei Mißbrauch oder Vergewealtigung im Spiel ist, und wenn Sie eine gewaltfreie Befriedigung darin finden, so habe ich nichts dagegen einzuwenden. Meiner Meinung nach ist es sogar ungerecht – und das ist ein wichtiger Punkt -, daß Homosexuelle manchmal auf gesellschaftliche Ablehnung stoßen, bestraft werden oder ihre Arbeit verlieren. Man darf sie nicht auf eine Stufe mit Kriminellen stellen.
    Nach meinem Verständnis und nach allgemeiner buddhistischer Auffassung stellt Homosexualität in erster Linie einen Verstoß gegen manche Verhaltensregeln dar; im Unterschied zu einer Vergewaltigung, einem Mord oder anderen Handlungen, die Menschen Leid zufügen, ist sie aber nicht an sich schädlich. Genau das gleiche gilt auch für die Masturbation. Deshalb gibt es überhaupt keinen Grund, Homosexuelle auszugrenzen oder ihnen gegenüber eine diskriminierende Haltung eizunehmen.
    Ich möchte hinzufügen, daß es auch nicht richtig ist, systematisch alle Religionen zu verdammen, die sexuelles Fehlverhalten untersagen, nur weil dies nicht unseren Vorstellungen oder unserer Lebensweise erntspricht. Bevor wir eine Regel kritisieren, sollten wir versuchen, die wahren Hintergründe zu verstehen.


    (Dalai Lama: Ratschläge des Herzens, Zürich 2003, S. 74ff.)


    Schöne Grüße
    KDR