Jamyang:
Naja, also dass eine bestimmte Praxis sich als Homosexueller nicht ausführen lässt halte ich nicht unbedingt für homophob, falls du das damit meinst. Man hat diese Praxis ja nicht erfunden, damit Homosexuelle dabei ausgeschlossen bleiben.
Nein, man erfindet solche Dinge, weil die Dualität von Mann und Frau so herrlich für die Bildhaftigkeit des Besonderen herhalten kann, das passiert, wenn sich diese Dualität dann vereinigt. Diese Besonderheit ist meiner Meinung nach nur statistisch in der Überzahl. Nun hat man bisher weder darüber nachgedacht, die Praxis zu "modifizieren", um sie Schwulen zugänglich zu machen, noch darüber nachgedacht, ob die Besonderheit von Mann und Frau nur statistisch signifikant ist und so die Beschränktheit oder sogar Falschheit einer solchen Praxis erkannt. Man macht einfach immer so weiter. In seiner Auswirkung ist das homophob, ob nun intendiert oder nicht.
Nun bin ich durchaus tolerant, was die Aufnahmekriterien von Klubs anlangt. Ich find es darf Männer-, Raucher-, Hautfarben-, und nach sonstwie kruden Kriterien sortierte Klubs geben. So lange sie es außen auch draufschreiben und nicht meinen, dass an ihnen und dieser Selektion die Welt genesen könnte.
Ich halte die Magie und die Kraft, die entsteht, wenn sich zwei Menschen (auf allen Ebenen, und unabhängig vom Geschlecht) vereinen, für gegeben. Diese Kraft ist wahrscheinlich die Basis dieser Praxen, die Quelle der Symbolik und der Sprachlichkeit, die für die Rituale gewählt wurde. Statistisch und gesellschaftlich vorgeprägt bilden sich diese natürlich in einem heterosexuell strukturierten Setting. Über Patriarchie und die enstsprechende Prägung mag ich in diesem Zusammenhang noch gar nicht nachdenken. Ich will an dieser Stelle keine Schlüsse ziehen. Es darf gerne ein jeder seine eigenen Fragen stellen. Dafür ist es aber ggf. nötig, nicht auf Argumenten des "es ist eben so" stehen zu bleiben.
Das einzige, was für mich "so ist", ist, dass Schwule und Lesben ohne mehr oder minder große technische Umwege keine gemeinsamen biologischen Kinder haben können. Letztlich ist diese Tatsache (die mir völlig wumpe ist) die, die in der letzten Konsequenz auch die Religionen mit ihrem Monopol auf die Erklärung des Woher und Wohin eines Daseins (ob nun Linear oder als Kreislauf) in die Bredouille bringt. Da schwule und lesbische Partnerschaften traditionell außerhalb dieser Prozsse standen, waren sie den Inhabern der entsprechenden Erklär- und Sinnstiftungsmodelle immer schon gerne suspekt.
Das spannende an der Frage "Homosexualität und Buddhismus" ist ja die, dass eine so individualistisch wahrgenommene Religion wie Budhismus an der Stelle, an der sie dieser individuellen Herausforderung Homosexualität begegnet, an ihre Grenzen stößt. Macht nichts. Bricht nicht alles zusammen. Ich guck einfach hin, was solche Wahrnehmungen mit mir machen.