Beiträge von Geronimo im Thema „Wie viel Vertrauen habt ihr mittlerweile in die Lehre?“

    Onda:
    Geronimo:

    Heute könnte ich all diese Dinge nicht mehr. Ich habe regelrechte Scheu selbst vor den kleinsten Kavaliersdelikten entwickelt.


    Was ist es genau, das dich vor dem unsittlichen Handeln zurückschrecken läßt?
    LG
    Onda


    Das kann ich garnicht so genau sagen. Der Respekt gegenüber dem was er gelehrt hat ist mit der Zeit einfach immer größer geworden. So groß das ich mittlerweile sogar das Gefühl habe in Richtung der Lehre gezogen zu werden. Ich kann zwar meine generelle Ausrichtung nach links und rechts noch variieren, nur fühlt es sich so an als ob umkehren keine reelle Möglichkeit mehr ist. Ist schwierig zu erklären und sicher auch nachzuvollziehen, aber ich habe mir bei der Lehre nie wirklich große Mühe gegeben und kam dennoch immer wieder zu ihr zurück. Heute ist sie mir eigentlich immer gegenwärtig und so ergibt sich ein, im positiven Sinn, eingeschränkter Handlungsspielraum.


    Es ist kein wirklich aktiver willentlicher Vorgang der mich Abstand nehmen lässt, sondern eher ein passives inneres weggezogen werden, wenn sich kritische Situationen oder Möglichkeiten ergeben. Man könnte sagen das ich heute dann die Lust an einer Sache verliere, wenn sie voraussichtlich Nachteile für jemand anderen bringen wird. Da habe ich keine große Wahl mehr. Und das ist etwas das ich früher so nicht kannte...

    Helmut9:

    Eine sehr alte Mauer in der mit den Jahren ein Loch entstanden ist. Dieser Weg, in dem viele Angestellte und Lieferanten hin und her laufen ist etwa 2 Meter breit und die Mauer 3 Meter hoch. Die andere Seite der Begrenzung des Weges ist das Haus. Ein Rotkehlchen hat die ganze Umwelt des Weges schon seit einem Jahr erforscht und hat beschlossen in dieser Mauer zu brüten. Jeder Mensch der weiss das da ein Nest ist achtet darauf das andere diesen Ort des Lebens achtet.
    Alle sind ganz normal sie wissen da ist ein Nest und wissen es nicht. Ganz ohne "Lehre" einfach so Liebe. Menschen scheinen doch Tiere zu sein wenn sie keine Personen mehr sind. Das Tier, Rotkehlchen hat ganz einfach die Erfahrung gemacht das die anderen Tiere die da sind nicht gefährlich aber neugierig sind. Mit Neugier kann es inzwischen umgehen.
    Ich kenn die Lehre doch keiner sonst kann damit was anfangen und will es auch nicht und braucht sie auch nicht. In diesem Gang, in Anwesenheit des Nestes verlieren Menschen ihr Ego, ganz kurz sind sie Menschen.
    liebe Grüsse
    Helmut


    Hat die Lehre denn nicht etwas in dir verändert?

    Losang Lamo:

    Der Fortschritt geht langsam, fast unmerklich - bloß wenn ich denke 'Jetzt hab ich aber Fortschritte gemacht' oder 'Dies und das mache ich nicht mehr wie früher.' , zack, bin ich wieder draußen.


    Die Beantwortung Deiner Frage könnte also die natürliche Bescheidenheit beeinträchtigen, welche man sich zum Selbstschutz zugelegt hat. Kann sein, dass man sich zu weit aus dem Fenster lehnt und (wieder mal) mit einem Köpper unten landet. :lol:


    Ich glaube du könntest Recht haben.

    Simo:

    Der Test ob deine Praxis erfolgreich ist, ist der, zu sehen, ob deine negativen Emotionen abnehmen


    Milarepa


    Absolut. Das kann man sehr gut in eigentlich jeder Situation überprüfen, gerade im Umgang mit anderen Menschen. Kann man dort so ruhig, friedfertig und gelassen bleiben wie man das von sich selbst wünscht, dann ist schon viel gewonnen.

    Oder anders gefragt: Wie sehr habt ihr sie mittlerweile verinnerlicht?


    Das ist natürlich schwer zu messen, aber ich möchte ein Beispiel dazu geben:


    Vor ein paar Jahren hatte ich schon einiges buddhistisches Wissen angehäuft und die wesentlichen Aussagen gedanklich verinnerlicht. Es war für mich nur natürlich das Gutes zu Gutem führt, und so bildete ich mir ein doch schon einiges an "Arbeit" geschafft zu haben... Und dennoch stahl ich z.B. hier und da noch kleinere Kleinigkeiten, tötete Mücken oder hinterging Freunde, gleichwohl ich mir währenddessen Gedanken machte welche Konsequenzen das wohl haben würde. Ich tat es aber, ohne allzu große Gewissensbisse... Soweit zu meinem eingebildetem "Wissen" damals.


    Heute könnte ich all diese Dinge nicht mehr. Ich habe regelrechte Scheu selbst vor den kleinsten Kavaliersdelikten entwickelt. Das ist aber keine ängstliche Scheu, sondern viel mehr eine achtsame, verständige und vertrauensvolle. Es ist eine Scheu die viel Kraft in mir freisetzt. Schwer zu beschreiben...


    Dieserart ist mein Vertrauen nun, und ich spüre wie aus Ahnung langsam Wissen entsteht.