Beiträge von Lirum Larum im Thema „Alltag mit Kinder und Buddhismus“

    isla:

    ... Und genau dieses Ideenreiche Kind war auch so ein Schreibaby, schlussendlich habe ich es auch immer nur getragen, ...


    Das ist ja interessant!
    Mein "Schreibaby" war nachher in Kindergarten, Schule und Hort auch immer der Ideengeber aller. Phantasie ohne Ende. :)


    Aber das Babygesichtbemalen, obwohl man weiß man soll das nicht... das hört sich mir deutlich nach dem Heischen nach Aufmerksamkeit an. Die Kinder sind so komisch: lieber negative Aufmerksamkeit als gar keine. Mein Sohn hat es, als er erwachsen wurde, mal so ausgedrückt: "Wenn Du mich nicht beachtet hast, dann hatte ich das Gefühl, ich bin gar nicht da."


    Also gibt es einen Trick: wenn das Kind sich so verhält, wie es einem angenehm ist, gerade dann ihm besondere Aufmerksamkeit schenken. Wenn es Babygesichter bemalt, nichts mehr weiter erklären oder tadeln, sondern links liegen lassen und eher dem Baby beim Gesicht-sauber-machen die Aufmerksamkeit schenken. Das ist fies, aber nicht so brutal wie der Teufelskreis mit der Meckerei.

    Sicherlich hast Du Recht, Hanzze, wenn man festlegen könnte, was Du genau meinst.


    Alles hat seine Zeit und Stunde in der Kindererziehung, das Loslassen wie das Festhalten - und deshalb ist es schon wichtig, sich mit anderen darüber auszutauschen.


    Es gibt Zeiten, da kann man nicht sagen, "Ich mach mich jetzt aber nicht kaputt für dieses Kind." Z.B. wenn sie schwer krank sind. Da muss man da sein, parat sein und sich zur Not auch kaputt machen dafür. So ein Kind hat nur seine Eltern - die geben den Grundstock des Urvertrauens in diese Welt, oder auch nicht.


    Ich muss da an Vogeleltern denken...


    Oder z.B. an mein erstes Kind, der ein Schreibaby war: Er schrie und schrie und schrie und schrie und schrie. Als unerfahrene Mutter tüddelte ich herum und versuchte dies und jenes, nichts half - er und schrie und schrie und schrie. Mehr als ihn im Arm halten und auf und ab laufen konnte ich am Ende nicht mehr tun.
    Irgendwann hatte ich den intensiven Gedanken "Und wenn du bis morgen früh um 7 durchschreist, - ich halte Dich und bleibe bei Dir. Ich lass Dich nicht allein." Und - Popp! - in der Sekunde schlief er ein.


    Das ist gerade die Kunst - einerseits diese Nähe und Bindung zuzulassen und sie andererseits dann zum gegebenen Zeitpunkt wieder loszulassen.

    Vielleicht verstehe ich Euch Männer ja falsch?


    Trotzdem möchte ich sagen, dass ich eine elterliche Erziehung mit dieser Distanz, die z.B aus Deinem Posting, Hanzze, klingt, eine Erziehung ohne Bindung oder gar Verbindung, für unpraktikabel und auch ungesund halte.
    Das kann sich nur jemand erlauben, der sich sicher ist, dass sich jemand anders schon intensiver um das Kind kümmern wird.


    Fürsorgliche Eltern machen sich Sorgen. Das gehört so. Dabei gilt es, das Maß und die Mitte zu behalten.


    Wer bindungslos leben will, sollte deshalb von einer Familiengründung einfach die Finger lassen. Ist besser für alle Beteiligten.

    crazy-dragon:

    ... Wieso lebst Du nicht einfach nach Deinem Bauchgefühl?


    _()_ c.d.


    Na, na, gestrenger Herr Gevatter... ;)


    Du hast ja recht, aber eine junge Mutter macht sich nun mal Gedanken. Ohne dem kommt man auch nicht klar.


    Wie man's macht, macht man's eh verkehrt. :lol:


    Schlimmer noch: man denkt, man hat alles richtig gemacht, dann änderns sich die Zeiten und man hat offensichtlich alles falsch gemacht, dann bekommt das Kind selber Kinder und sagt, es könne einen nun verstehn. Die Welt, die Kinder, die Eltern - alles ist so wandelbar.
    Aber ein paar Gedanken darf man sich schon drum machen. ;)

    Hallo Isla,


    für Dich wäre sicherlich das Treffen und der regelmäßige Austausch mit anderen buddhistischen Eltern sehr wichtig - denn die Crux bei dem Thema Erziehung ist die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis. Da kann Dir jeder nutzloses Sonstwas erzählen - nicht nur Deine Kinder lernen vom Vorbild, sondern Du auch.


    Ansonsten sind wohl die Erziehungsstile so verschieden wie die Menschen, auch bei "Buddhisten", weil Erziehung nicht über den Kopf und über Buchwissen geschieht.


    Ich z.B. habe das Empfinden und die Erfahrung, dass kleine Kinder Grenzen brauchen. Die soll man nicht aggressiv setzen (wenn man das schafft), aber unbedingt ganz klar. Bei mir war "Babyquälen" einfach tabu, eine glasklare Grenze, und ich hatte den Eindruck, so gab es weniger Reibereien als in anderen Familien, weil diese Sache nicht mehr ausgetestet werden musste.
    Bei anderen Themen habe ich gelernt, nicht unbedingten Gehorsam zu erwarten - z.B. "Wann putzt du Zähne?" ist verhandel- und diskutierbar.
    Jeder hat so seinen Stil. Man muss da auch seinen eigenen Weg finden, und auch die Kinder sind verschieden und brauchen hier und da unterschiedliche pädagogische Mittel.


    Jedenfalls, wenn Du durch buddhistische Praxis innerlich gefestigter und friedlicher wirst, kommt das Deinen Kindern auf jeden Fall zu Gute, auch wenn nicht immer alles perfekt läuft.


    Viel Spaß mit Deinen Kindern. :)