Ein Prinzip, wie das der christlichen Sünde gibt es im Buddhismus schon mal gar nicht. Reue hingegen könnte man vielleicht als die mit einer bestimmten Emotion verbundenen Erkenntnis bezeichnen, durch die man merkt, dass man etwas getan hat, was einem selbst oder anderen geschadet hat. Die Fähigkeit zur Erkenntnis, dass gewisse Handlung negativ sind, ist im Buddhismus mehr als wünschenswert. In dem Punkt ist Reue sicherlich nichts schlimmes, so lange sie nicht überhand nimmt bzw. solange man nicht die Kontrolle darüber verliert.
Das Emotionen oft damit verbunden sind, ist einfach nur menschlich. Man sollte sich aber von der Reue über eine begangene Handlung weder psychisch noch körperlich zerfressen lassen - sonst zerstört sie einen. Wenn z.B. die Emotionen, die durch die Reue verursacht werden, überhand nehmen und man sich deswegen versucht seiner Verantwortung zu entziehen bzw. man gar nicht mehr im Stande ist (auf Grund der eigenen emotionalen Verfassung) der damit verbundenen Verantwortung nachzukommen, so kann Reue (oder bestimmte "Teile" davon) durchaus zu etwas Negativem werden, was sich im Widerspruch zu buddhistischen Praxis befinden kann.
Hat man als Buddhist erkannt, dass man eine Handlung begangen hat, die einem selbst oder anderen Wesen geschadet hat, so gilt es erstmal dieses Fakt zu akzeptieren. Anschließend sollte man bereit sein die Verantwortung dafür (mit den damit verbundenen Konsequenzen) zu übernehmen. Mitunter muss man für diese Handlung mit Konsequenzen rechnen, die zum derzeitigen Zeitpunkt noch gar nicht vorhersehbar sind - Karma kann durchaus seltsame "Blüten" tragen.
Was man aber auf keinen Fall tun sollte, ist es sich deswegen von anderen Menschen so dermaßen psychisch und körperlich fertig machen zu lassen, dass ein selbständiges Leben anschließend nicht oder kaum noch mehr möglich wird. Man sollte sich nie bewusst in ein Abhängigkeitsverhältnis begeben, nur weil man durch ein falsches Schuldverständnis meint, man sei diesen Menschen etwas schuldig.
Gruß
Garfield