Beiträge von Garfield im Thema „Diamantweg und Theravada“

    @ milarepa15


    Ich kann mich gut in deine Lage hineinversetzen - denn ich war fast in der Gleichen. Auch ich bin vorher Kagyü-Buddhist der Nydahl-Fraktion gewesen. Bin dann später zum Theravada-Buddhismus gewechselt, jedoch nicht auf Grund von körperlichen Beschwerden, obwohl ich damals (und heute eigentlich immer noch) so meine Probleme mit dem Knie (Meniskus) hatte. Die Verbeugungen als Teil der Grundübungen (Ngöndro) sollen - unter anderem - dir als Kagyü-Buddhisten helfen gute Eindrücke im Geist anzusammeln.


    Man rezitiert diverse Sutrentexte, stellt sich im Geiste einen überdimensionalen Zufluchtsbaum voller Buddhas, Bodhisattvas, Dakinis, Schützer und "Götter" vor und vollzieht vor diesem "Baum" dann mehr als 100.000 Verbeugungen. Du bist gewiss nicht der oder die Erste, die so ihre "Probleme" beim Ausführen dieser Verbeugungen hat. Wichtig dabei ist ja nicht die Geschwindigkeit, um so schnell wie möglich die Verbeugungen hinter sich zu bringen, sondern diese langsam aber dafür korrekt (im richtigen Geiste und bei voller Konzentration) auszuführen.


    Wenn du versuchst die Verbeugungen so schnell wie möglich und/oder unter Schmerzen hinter dich zu bringen, werden die Verbeugungen in deinem Geist wohl keine Wirkung entfalten. Versuche die Verbeugungen so langsam auszuführen, dass du mit voller Konzentration bei der Sache bist und dies möglichst ohne körperliche Schmerzen dabei zu bekommen, da diese Schmerzen sonst deinen Geist nur ständig vom eigentlichen Meditationsobjekt ablenken werden.


    Eine vergleichbarere "Technik" wirst du aber im Theravada nicht finden, da eine solche vom historischen Buddha Sakyamuni nie gelehrt wurde und daher auch nicht Bestandteil des Thervada ist. Generell sei zudem gesagt, dass zwar die Lehren des Theravada ins Vajrayana integriert sind, es sich aber beim Theravada und Vajrayana dennoch um zwei verschiedene Möglichkeiten innerhalb des Buddhismus handelt, wie man zum gleichen Ziel kommt. Zu viel Vermischung dieser beiden Schulen könnte zu mehr Verwirrung als zur geistigen Entwicklung beitragen.


    Du kannst natürlich als Kagyü-Buddhist jederzeit dein "Arsenal" an Meditationstechniken z.B. durch die Satipatthana- oder Vipassana-Meditation erweitern. Es wird dich niemand daran hindern, deswegen musst du aber nicht zwangsläufig den Weg des Kagyü-Buddhisten verlassen. Du musst nur genug Zeit für zusätzliche Meditationen finden. Und das ist oft schon schwierig genug. ;)


    Gruß
    Garfield