Beiträge von Doris im Thema „Diamantweg und Theravada“

    Das scheint wirklich schwer zu sein zu verstehen, dass "Diamantweg" der Markenname der Ole-Nydhal-Gruppen ist und "Vajrayana" den tibetischen Buddhismus im Allgemeinen meint.
    Ich weiß, dass die Übersetzung von "Vajrayana" "Diamantweg" ist, dennoch bedeutet der Name "Diamantweg" als Markenname von Lama Ole etwas anderes und verweist nur auf die Zugehörigkeit zum Vajrayana. Soweit ich weiß, hat Lama Ole den Namen "Diamantweg" für seine Organisation auch bewusst gewählt und sie nicht "Vajrayana pipapo" genannt, um sie eben vom traditionellen Karma-Kagyü-Vajrayana abzuheben. Es ist sein Anliegen eine westliche Variante zu begründen, und das hat er mit diesem Namen auch explizit dokumentiert.
    Inwieweit er inhaltlich eine neue Richtung begründet hat, darüber kann man in ein zwei Generationen diskutieren, ob das nur neue Kleider sind oder sich mehr als die Äußerlichkeiten verändert haben, inwieweit er sich vom Vajrayana entfernt … Richtig ist jedoch, dass er einen Markennnamen verwendet, so wie andere "Eduscho".


    Macht doch bitte keinen Anti-XY-Thread daraus. Albernes Hickhack … :cry:

    Ich verwende die Begriffe so:


    "Vajrayana" ist der tibetische Buddhismus, mit den vier großen Schulen.
    "Karma Kagyü" ist eine der vier Schulen.
    "Diamantweg" nennt sich die Gruppe der Karma Kagyüs, die sich um Lama Ole scharen.
    Von den beiden Karma Kagyü-Gruppen hat sich ein Teil den Trinley, der andere Orgyen als Oberhaupt ausgesucht.
    Die Gruppe um Trinley wird unterteilt in die Diamantwegs-Gruppen von Lama Ole, und die Gruppen, die nicht von Lama Ole geführt werden. Letztere sind traditioneller.


    Ob das was mit Theravada zusammengeht, hängt meiner Meinung nach von den Individuen ab und wie fundamentalistisch oder offen sie jeweils sind. Da kann alles möglich sein.
    Aber mit ist das egal.


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    Zitat

    Warum? Das Ideal des Theravada ist ja auch die Praxis für andere


    Das kann sein, ich kenne mich mit dem Theravada halt nicht so aus. Ich kann also nur von meinem ungebildeten Standpunkt aus Vermutungen anstellen.


    Zitat

    Ich denke es gibt mindestens soviele Hinayanisten in Mahayana-Traditionen wie es sie im Theravada gibt.


    Das sehe ich ebenso, da ich das Begriffspaar eben als persönliche Praxistendenz verstehe. Alleine wenn ich denke, dass sich jeder um sich selbst kümmern soll, dass Erleuchtung nur jeder für sich alleine finden kann, dann ist das für mich (!) Hinayana. Ich selbst sehe es nicht so, für mich geht alles zusammen und für einander, ungetrennt. Aber sicherlich mäander ich da und eier manchmal auch ganz schön herum :D
    Wenn ich es jedoch richtig gelesen habe, dann verstehen die Theravadin und die Mahayanis unter Bodhisattva etwas anderes. Aber das spielt für mich keine Rolle.
    Vielleicht machen eine solche Unterscheidung aber nur die Theravadins hier im Forum und für die anderen spielt das keine Rolle.

    So verstehe ich das:


    Theravada und Mahayana sind zwei Traditionen.
    Wobei Vajrayana dem Mahayana zugehörig ist. Das Mahayana hat mehrere Untergruppen, eine davon ist der Vajrayana.


    Hinayana und Mahayana werden bei den Drikungs so verwendet:
    Hinayana bedeutet nur seine eigene Befreiung anzustreben ("kleines Fahrzeug", weil nur eine Person draufpasst).
    Mahayana bedeutet alle anderen Wesen mitzunehmen ("großes Fahrzeug", weil alle Wesen draufpassen).


    Das Begriffspaar "Mahayana/Theravada" wird also als regionale, historische usw. Unterscheidung verwendet.
    Das Begriffspaar "Mahayana/Hinayana" wird als Ausrichtung der persönlichen Praxis verstanden.
    Da zum Mahayana jedoch auch das Bodhisattvaideal gehört, wird man eher das "große Fahrzeug"-Praktizierende im Mahayana finden, das "kleine Fahrzeug"-Praktizierende im Theravada.
    Aber das ist letztlich eine individuelle Entscheidung, die jeder für sich trifft und immer vom augenblicklichen Handeln abhängt. Daher werde ich auch als Mahayani immer wieder von einem Fahrzeug zum anderen wechseln, je nach Erfordernis. Für mich als Mahayani ist der Hinayana unerlässlich.


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    Zitat

    Aber letztendlich sind, um auf die Eingangsfrage zurück zu kommen, Diamantweg und Theravada zwei ganz unterschiedliche Dinge und deswegen in der Praxis kaum zu vermischen.


    Worin bestehen Deiner Auffassung nach die Unterschiede?

    Ne, jetzt im Ernst.
    Im Vajrayana, im Kagyü, und bei uns Drikungs ist es auch nicht anders, wird nichts abgelehnt. Es wird keine "Vermeidungsstrategie" angewendet, sondern alles wird für die Praxis benutzt. Hast Du heftige Gefühle, dann machst Du nichts um die wegzubekommen, sondern Du begrüsst sie als Geschenk des Geistes und integrierst sie in die Praxis. Du guckt also genau diese Emotionen an und untersuchst sie. Du erlebst, wie sie sich auflösen, wie andere Emotionen kommen usw. Das ist es was ich mit "Hin-zu" meinte. Nicht die Askese, der Verzicht wird praktiziert, sondern die Funktion des Geistes und die Leerheit untersucht, was zu einer automatischen Auflösung der Emotionen führt. Alles ist Meditationsobjekt. Nicht das Studium von Schriften ist im Vordergrund, sondern das Studium des eigenen Geistes. Du guckst nicht den Finger an, sondern den Mond. Der Finger dient höchstens zur Anpeilung.


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack

    void:
    Syia:

    Nur die eigene Erleuchtung oder Erleuchtung zum Wohle aller Wesen ist nicht wirklich das selbe Ziel.


    Im Vajrayana unterscheidet man zwischen "Hinayana" - dem "kleinen Fahrzeug", das von der Motivation zur eigenen Befreiung getragen ist, und dem "grosse Fahrzeug" Mahayana wo die Motivation die Befreiung aller Wesen ist. Es ist wichtig festzustellen, dass dieser "Hinayana" ein pädagogisch Konstrukt ist. Der "egoistische, kleinkarierte Hinayana " ist etwas, wo man den offenen, mitfühlenden, grossherzigen Bodhisattva Gedanke des Mahayana dagegenhalten kann. So ähnlich wie sich das Chrsitentum den "engstirnigen, buchtabentreuen Pharisäer" konstruiert hat, um im Kontrast zu ihm, den offenen und liebenden Charakter des Christentums darzustellen.


    Dieses "Konstrukt Hinayana" mit dem real exitierenden Theravada-Buddhismus gleichzusetzten ist aber höchst problematisch. Denn im Thervada ist es so, dass man einfach Befreiung anstrebt. Da die Lehre derzeit schon gelehrt wurde, bedarf es auf absehbare Zeit keinen weiteres Anstossen des Rades. Die Vorstellung dies auf unbekannten Welten und Planeten ganz wo anders zu tun, wird nicht deswegen abgelehnt, weil man engstirnig und egoistisch ist und zu wenig Mitgefühl hat sondern weil man diese Aussicht ein wenig für abgederehte Phantasterei hält.


    Da war ja das Argument, der Buddha sei auch ohne Mahayana (das gab es in der Ausformulierung noch nicht) befreit gewesen.
    Vielleicht befreit, aber das bedeutet doch nicht am Ende jeder Entwicklung. Gilt es nicht, nach der Befreiung diese wieder und wieder einzuüben? Vielleicht könnte man es so betrachten: Bevor ihn Brahma nicht davon überzeugt hatte, seine Methode allen Wesen zugänglich zu machen, war der Buddha ein Hinayani. Erst durch die Öffnung nach außen und die damit verbundene Entfaltung des Mitgefühls, ist eine gewisse Vollständigkeit eingetreten. Ich kann die Legende um das Gespräch zwischen dem Gautama und dem Gott Brahma also als eine Parabel lesen, die versinnbildlichen soll, dass die eigene Befreiung immer auch den Mitwesen gewidmet werden sollte. Und das passt dann auch zum Text, den Grund uns hier gepostet hat.


    Diese oben unterstellte Wertung des Hinayna als "egoistisch und kleinkariert" habe ich bisher noch von keinem Mahayani gehört. Im Vajrayana wird immer wieder betont, dass der Hinayana die Grundvoraussetzung ist und nicht umgangen werden kann. Hinayana und Theravada werden auch nicht gleichgesetzt. Dennoch ist es wichtig, den Kontext zu berücksichtigen, in welchem der eine oder andere Begriff verwendet wird, da sonst Missverständisse vorprogammiert sind.


    In meinen Augen sind Mahayana und Hinayana einfach zwei Hebelpunkte, an denen angesetzt werden kann. Je nach Persönlichkeit, Entwicklungsphase, Situation usw. wird mal mehr die eine, mal mehr die andere Methode fokussiert. Mal muss ich mich mehr um mich selbst kümmern, mal ist es hilfreicher die Umwelt in den Vordergrund zu stellen. Ist bei Depressionen auch nicht anders: Es kann sehr hilfreich sein, sich eine Aufgabe zu suchen, in der man sich um andere kümmert, denn es lenkt vom Kreisen um das eigene Leid ab und schenkt Erfolgserlebnisse u.a.. Ein anderes Mal ist es wichtig, die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ausschließlich das eigene Wohl zu verfolgen. Letztendlich ist wohl der Mahayana aber die Königsdisziplin: also das Wohl aller in den Vordergrund zu stellen. Ich denke aber, dass dies auch das Ergebnis eines erfolgreichen Hinayana-Weges ist. Denn irgendwann ist man "gesättigt" mit Erkenntnis und kann sich "mit-teilen", gerade auch weil die Erkenntnis über die Natur des Geistes wohl Mitgefühl freilegt.


    Ich selbst erlebe den Unterschied Theravada vs. Mahayana nicht im Kontrast von Hinayana vs. Mahayana, sondern im Kontrast von Weg-von vs. Hin-zu (das häufige Fehlen von einem Lehrer im Theravada im Westen, ist für mich weniger Unterscheidungsmerkmal, denn ich höre von Theravadins, die sehr wohl Lehrer haben und eine sehr enge Beziehung zu ihnen).
    Das ist meine persönliche Sicht, der ich Mangelhaftigkeit und Vorläufigkeit nicht absprechen möchte.


    Liebe Grüße
    Doris - Knochensack