Beiträge von gbg im Thema „Ist Achtsamkeit das wichtigste?“

    aus Wikipedia:


    Da es zu dem von Monikamarie geposteten ganz gut passt:
    Und außerdem den ein oder anderen interessieren könnte... :)


    L. Kohlberg


    Die Stufen der Moralentwicklung


    Laut dem amerikanischen Psychologen L. Kohlberg durchläuft der Mensch in seiner Moralentwicklung verschiedene charakteristische Stadien. Grundsätzlich lässt sich ein Zusammenhang zwischen Lebensalter und Grad der Moralentwicklung beobachten, auch zwischen Menschen ähnlichen Alters können jedoch bisweilen gravierende Reifeunterschiede bestehen. Die Stadien lassen sich nur in der im Folgenden geschilderten Reihenfolge durchlaufen, der "Rückfall" in eine vorherige Stufe kommt normalerweise nicht vor.
    Präkonventionelle Ebene [Bearbeiten]


    Wenn Menschen geboren werden, dann kennen sie die Regeln dieser Welt noch nicht. Sie lernen erst mit der Zeit, welche Gesetze und welche Gesetzmäßigkeiten bzw. gesellschaftlichen Regeln in der Gesellschaft vorhanden sind. Wenn Kinder geboren werden, gilt die Mutter als hauptsächliche Bezugsperson, die das Kind durch Belohnen und Bestrafen darauf hinweist, welches Verhalten gut und schlecht ist. Auf dieser Ebene erfahren die Kinder über Belohnen und Bestrafen, was gut und schlecht ist.


    „Stufe I: Die Orientierung an Bestrafung und Gehorsam. Ob eine Handlung gut oder böse ist, hängt ab von ihren physischen Konsequenzen und nicht von der sozialen Bedeutung bzw. Bewertung dieser Konsequenzen. Vermeidung von Strafe und nicht hinterfragte Unterordnung unter Macht gelten als Werte an sich, nicht vermittelt durch eine tiefer liegende, durch Strafe und Autorität gestützte Moralordnung.“


    Kinder entwickeln zwar auf der zweiten Stufe Grundzüge von Fairness, Sinn für gerechte Verteilung, aber sie sehen dabei immer ihren eigenen Vorteil als wesentlich an. Im Unterschied zu der ersten Stufe treten Kinder mit ihrer Umwelt viel stärker in Beziehung.


    Stufe II: Die instrumentell-relativistische Orientierung. Eine richtige Handlung zeichnet sich dadurch aus, dass sie die eigenen Bedürfnisse – bisweilen auch die Bedürfnisse anderer – instrumentell befriedigt. Zwischenmenschliche Beziehungen erscheinen als Markt-Beziehungen. Grundzüge von Fairness, Gegenseitigkeit, Sinn für gerechte Verteilung sind zwar vorhanden, (sie) werden aber stets physisch oder pragmatisch interpretiert. Gegenseitigkeit ist eine Frage von „eine Hand wäscht die andere“, nicht von Loyalität oder Gerechtigkeit.
    Konventionelle Ebene [Bearbeiten]


    Auf dieser Ebene befinden sich die meisten Jugendlichen und Erwachsenen. Menschen auf dieser Ebene richten ihr Verhalten ausschließlich nach den Regeln ihrer Umwelt. Anerkennung erfahren diese Gesellschaftsmitglieder, wenn sie „nett“ sind, weil sie die Verhaltensregeln einhalten. Während der Bezugsrahmen auf den ersten beiden Stufen das unmittelbare Umfeld in unterschiedlicher Ausprägung ist, welches den Rahmen für Verhaltensweisen auf der körperlichen Ebene vorgibt, werden auf dieser Ebene die gesellschaftlichen Regeln verinnerlicht und gelebt.


    Viele Jugendliche und Erwachsene, die sich überwiegend auf der 3. Stufe befinden, nehmen häufig bewusst gar nicht wahr, dass sie die Regeln der Gesellschaft leben, ohne sich jemals ein eigenes Urteil gebildet zu haben. Die Zustimmung der Umwelt stellt Dreh- und Angelpunkt der persönlichen Verhaltensweisen dar. Ein bewusstes Hinterfragen von Sinn und Zweck wird nicht angestrebt.


    „Stufe III: Orientierung an personengebundener Zustimmung oder „guter Junge/ nettes Mädchen“-Modell. Richtiges Verhalten ist, was anderen gefällt oder hilft und ihre Zustimmung findet. Diese Stufe ist gekennzeichnet durch ein hohes Maß an Konformität gegenüber stereotypen Vorstellungen von mehrheitlich für richtig befundenem oder „natürlichem“ Verhalten. Häufig wird Verhalten nach der Absicht beurteilt: „Er meint es gut“ wird zum ersten Mal wichtig. Man findet Zustimmung, wenn man „nett“ ist.“


    Der Orientierungsrahmen wird schrittweise erweitert, so dass nicht mehr das persönliche Umfeld als Gradmesser des Verhaltens gilt, sondern die gesellschaftliche Ordnung. Demzufolge bedeutet richtiges Verhalten, seine Pflicht in diesem Rahmen zu tun. Es gilt die Denkmuster insofern zu fördern, als Fragestellungen als Untersuchungsgegenstand gelten, welche ein vernetztes Denken zwangsläufig voraussetzen. Sobald der Übergang von der dritten zur vierten Stufe geschafft wird, kann politisches Denken nachhaltig entwickelt werden. Erst ab der vierten Stufe sind Menschen in der Lage, andere Interessen und Lebenswelten zu erkennen und sie gedanklich im Sinne eines Interessenausgleichs zu bearbeiten.


    Stufe IV: Orientierung an Recht und Ordnung. Autorität, festgelegte Regeln und die Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung bilden den Orientierungsrahmen. Richtiges Verhalten heißt, seine Pflicht (zu) tun, Autorität (zu) respektieren und für die gegebene Ordnung um ihrer selbst willen ein(zu)treten.“ (ebenda)
    Postkonventionelle Ebene [Bearbeiten]


    Auf dieser Ebene werden erstmals gesellschaftliche Regeln infrage gestellt, das heißt, dass Regeln erst nach einer kritischen Prüfung teilweise und ganz akzeptiert werden. Die Umsetzung des Beutelsbacher Konsens, nach dem Schüler an der Entwicklung von Urteilsfähigkeit keineswegs gehindert werden dürfen, sondern ebendiese entwickeln müssen, um die vorhandenen Kontroversitäten in Wissenschaft und Gesellschaft entsprechend einordnen zu können, ist wesentlich.


    Stufe V: Die legalistische oder Sozialvertragsorientierung. Im Allgemeinen mit utilitaristischen Zügen verbunden. Die Richtigkeit einer Handlung bemisst sich tendenziell nach allgemeinen individuellen Rechten und Standards, die nach kritischer Prüfung von der gesamten Gesellschaft getragen werden.


    Menschen erkennen, dass ihre persönliche Sichtweise von anderen Sichtweisen abweicht. Gleichzeitig gelangen sie zu dem Urteil, dass andere Sichtweisen auch richtig sein können. Der Standpunkt ist für die Einschätzung eines Sachverhaltes wichtig. Auf dieser Grundlage werden auf diese Weise die eigene Einstellung verändert und die eigenen Wissensbestände nachhaltig erweitert. Menschen auf dieser Ebene verfügen notwendigerweise über ein umfangreiches Maß an Bildung, welches sich sowohl auf Unterrichtsinhalte der Schule als auch auf allgemeine Grundsätze des Lebens beziehen. Solche Menschen sind am ehesten in der Lage, sich politisch für das Allgemeinwohl einzusetzen, da sie verschiedene moralische Prinzipien abzuwägen wissen. Sie können auf dieser Grundlage einen guten gesamtgesellschaftlichen Austausch erreichen.


    Man ist sich der Relativität persönlicher Werthaltungen und Meinungen deutlich bewusst und legt dementsprechend Wert auf Verfahrensregeln zur Konsensfindung. Abgesehen von konstitutionellen und demokratischen Übereinkünften ist Recht eine Frage persönlicher Wertsetzungen und Meinungen. Das Ergebnis ist eine Betonung des legalistischen Standpunktes, wobei jedoch die Möglichkeit von Gesetzesänderung aufgrund rationaler Reflexion sozialen Nutzens nicht ausgeschlossen ist. Außerhalb des gesetzlich festgelegten Bereichs basieren Verpflichtungen auf freier Übereinkunft und Verträgen.


    Gesellschaftsmitglieder, die diese Moralhaltung umsetzen wollen, vertreten unter Umständen in manchen gesellschaftlichen Zusammenhängen als einzige diese moralische Haltung des Abwägens und des kritischen Prüfens. Auf dieser höchsten Ebene wird das eigene Verhalten an allgemeingültigen ethischen Prinzipien gemessen.


    Stufe VI: Orientierung an allgemeingültigen ethischen Prinzipien. Das Recht wird definiert durch eine bewusste Entscheidung in Übereinstimmung mit selbstgewählten ethischen Prinzipien unter Berufung auf umfassende logische Extension, Universalität und Konsistenz. Diese Prinzipien sind abstrakt und ethischer Natur (die Goldene Regel, der Kategorische Imperativ), nicht konkrete Moralregeln wie etwa die Zehn Gebote. Im Kern handelt es sich um universelle Prinzipien der Gerechtigkeit, der Gegenseitigkeit und Gleichheit der Menschenrechte und des Respekts vor der Würde des Menschen als individuelle Person.


    Die Entwicklung dieser letzten Stufe setzt die Fähigkeit zur Selbstdistanzierung und zur Urteilsfähigkeit voraus, wobei anzumerken ist, dass sich die beiden erwähnten Fähigkeiten entwickeln, wenn Menschen sich mit schwierigen moralischen Fragen auseinandersetzen.