Beiträge von Benkei im Thema „muhos antwort“

    Namaste!

    rosie:

    Die Begeisterung für Brad Warner kann ich nicht nachvollziehen.


    Bei Brad mag ich besonders seine kompromisslose Offenheit, aber auch seinen Schreibstil - wobei ich hier natürlich zugeben muss, dass ich nur eine deutsch Übersetzung gelesen habe.
    Erinnert mich irgendwie an Helge Timmerberg oder Andreas Altmann - zwei Autoren, die ich sehr schätze.


    rosie:

    Ich sehe bei ihm immer wieder erhebliche Mängel, eigentlich in jedem seiner Beiträge, mit denen ich mich hin und wieder mal beschäftige.


    Das ist ein Problem, welchem man in buddhistischer, sagen wir mal "Sekundärliteratur" häufig begegnet.
    Es werden Meinungen, Überzeugungen und Halbwissen des Autors als historische Gegebenheiten hingestellt; selten erfolgte dann eine genauere Informationsaufnahme durch den Autor.
    Ich sehe mittlerweile meistens über sowas hinweg ohne mich großartig darüber aufzuregen.
    Manchmal habe ich das Gefühl, zu sehr als "Klugscheißer" rüberzukommen, wenn man mal wieder historische "Ungenauigkeiten" korrigeren möchte/muss.


    Man sollte halt wissen, was man bekommt:
    Wenn ich zu "Sekundärliteratur" - also von schriftstellerischen Laien geschriebene Werke über ihr eigenes Leben und ihre persönlichen Erfahrungen - greife, dann erwarte ich keine historischen oder religionsphilosophischen Analysen oder gar neue Erkenntnisse zu diesen Themengebieten.
    Mich interessieren dann eher die Erfahrungen und Sichtweisen der Autoren. Da sollte man schon klar trennen.


    Leider wird das wohl nicht jeder Leser können oder gar wollen.


    Deshalb: Nix für ungut!


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!


    Hallo lubob,


    Da würde ich sagen ist dann jeder selbst in der Verantwortung; natürlich nicht nur, diese Lehrer persönlich zu meiden, sondern ggf. auch die Missstände aufzuzeigen um anderen diese Erfahrung zu ersparen.


    Man kann die Welt eben nur dadurch verbessern, dass man selbst in seinem Umfeld damit anfängt - eben hier und jetzt!

    Zitat

    Brad Warner hat in seinem Buch Zen Wrapped in Karma Dipped in Chocolatte ja sehr offen und schön beschrieben, wie absurd es eigentlich ist, wenn andere Menschen jemanden zu ihrem "Meister" küren und diesem höheres Wissen oder höhrere Weisheit zusprechen. Und er beschreibt auch sehr genau, wie dabei dann ALLE Beteiligten, Lehrer und Schüler in einem systemischen Verhalten gefangen sind.


    Brad hat bei mir (schreib-lese-technisch) einen Stein im Brett, nachdem ich im letzten Urlaub sein erstes ins Deutsche übersetzte Buch verschlungen habe; er spricht mir (teilweise) aus der [nichtexistenten] Seele!


    Der ganze "Meister"-Firlefanz geht mir auch gegen den Zeiger. Ich sage auch immer lieber "mein Zen-Lehrer" (wenn überhaupt), denn als solchen, und mehr noch als Freund, sehe ich ihn.
    Da wird nichts zugesprochen. Da ist die Tatsache, dass der Lehrer wesentlich mehr Erfahrungen und Einsichten im Hinblick auf die Praxis des Zazen hat, altersbedingt mehr Lebenserfahrung, und darüber hinaus in vielen Aspekten auch moralisches Vorbild ist.
    Ansonsten sind da natürlich auch die kleinen Macken - aber wer hat die nicht :?:;)


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    bel:

    Das sehe ich nicht so. Die "10 Jukai" heißen bei uns "die 10 Großen Grundsätze" und zwar als "makellose Grundsätze aller Buddhas und Bodhisattvas." Also nichts Nachgeordnetes, sondern das, was das natürliche Verhalten aller Buddhas und Bodhisattvas ausmacht, sie explizieren die "Reinen Grundsätze".
    Nun ist es andererseits so, daß wir als Neulinge immer wieder bei der Einhaltung fehlen. Jetzt gibt es drei Möglichkeiten: entweder (a), wir streiten ab, daß es "makellose Grundsätze" sind - und bestreiten, das natürliche Verhalten aller Buddhas und Bodhisattvas eben jene makellosen Grundsätze sind, oder (b) wir behaupten, unser Verletzen der Grundsätze sei makellos, weil wir ja Buddha sind, oder (c) wir stellen uns ungeschönt dem, wie wir augenblicklich sind: wir haben die Grundsätze verletzt - und das ist dann der erste Schritt zur Reue, zur Umkehr. Deshalb wird der Reue im Kyôkai Shushôgi auch so ein prominenter Platz eingeräumt. "Halten der Grundsätzen" bedeutet dann, sich einem, durchaus schmerzhaften, "sich selbst gegenübertreten" zu stellen.


    Im Grunde genommen beinhaltete das
    1) Nichts Böses tun
    ja gerade die Jukai (und auch die übrigen 48 Minderen Gebote des Brahmajala-Sutra), bzw. die Jukai sind zehn detaillierte Ausformung dieses Reinen Gelübdes.


    Mir geht es hier nicht darum, Gründe aufzuzeigen, warum man sich nicht an die Jukai halten sollte (ich persönlich zweifle keinesfalls daran, dass es "makellose Grundsätze" sind). Für mich persönlich kommt deshalb auch immer nur Dein c) zum Tragen ;)


    Aber aus meinem unerwachten Geist kann ich mir durchaus vorstellen, dass b) auf einen Erleuchteten zutreffen kann.


    Es geht ja auch nicht immer um Abwägen und Berechnen - sondern eher um das spontane, der Situation induitiv angemessene Handeln.


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    lubob:

    Würdest du sagen, dass wenn man durch solche Methoden Kensho erfahren kann, dann rechtfertigt das Ziel die Mittel? Das wäre bedauerlich.


    Das müsste Dir dann der entsprechende Schüler nach seinem Kenshô sagen.
    Ich kann das nicht beurteilen. Wieso sollte man hier eine universelle Aussage machen?
    Letztendlich muss immer jeder für sich selbst entscheiden.


    Zitat

    Ansonsten finde ich eine Methode, die Menschen so konditioniert, dass sie faschistische Tendenz fördert, höchst überflüssig und dass alleine wäre schon ein Grund, lauthals vor solchen Gruppen und Lehrern zu warnen.


    Zweitens, was das Kensho angeht, so denke ich, dass eine Methode, bei der eine unbekannte, wahrscheinlich aber sehr hohe Zahl an Schülern gedemütigt, erniedrigt oder gar ernsthaft psychisch geschädigt zurück bleibt, nicht akzeptabel ist.In keinem anderen Lebensbereich unserer heutigen Gesellschaft würden wir solch eine Sichtweise akzeptieren.


    Für mich stellt sich hier eher die Frage, wie man mit diesen Gruppen umgehen kann. Wahrscheinlich wäre eine öffentlich agierende Selbsthilfegruppe von Zen-Opfern das Beste. Aber in der Regel sind die Opfer ja erst recht still, da sie ja das Gefühl haben, versagt zu haben. Im Koan-Rumschrei-Meister-hat-immer-Recht-Dojo bei uns in der Nähe sollen letztes Jahr zwei Schüler psychisch zusammengebrochen sein. Aber offen spricht natürlich niemand darüber.


    Wie schon gesagt:
    Wir nehmen hier Muhôs Bericht zu sehr als Repräsentation für das heutige Rinzai-Zen.
    So wie es bei ihm gelaufen ist läuft es mit Sicherheit nicht immer.


    Es soll ja Leute geben, die sind etwas masochistisch veranlagt...
    Nein, Spass beiseite, wieso lässt man sich über längere Zeiträume demütigen?
    Da ist doch dann eher etwas Grundlegenderes im Argen.


    Darüberhinaus steht es ja jedem frei, ob und zu welchem Lehrer er geht, und natürlich kann man später auch einfach wieder abhauen - naja, es läuft ja meist eher aufs "fernbleiben" hinaus: der Schüler kommt einfach nicht mehr und lässt nichts mehr von sich hören.
    Auch recht.


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!


    Nur ein kurzer Exkurs - nicht dass es nachher wieder heißt, Zen-Buddhisten würden sich nicht an irgendeine Ethik/Sîlas halten (müssen):

    Bambus:

    Da halte ich mich lieber an Silas. Einfach. Keine Frage. Aber auch weniger gefährlich.


    In der Sôtô Shû sehe ich das Sôtô Kyôkai Shushôgi (den Link hatte ich schon öfter gepostet; ist wirklich kein langer Text - die 15 Minuten sind bestens investiert!) als maßgebliche Zusammenfassung für die Ethik (Sîlas) an.


    Da kommen dann nach den Drei Zufluchtnahmen die Drei Zusammenstellungen der Reinen Gebote:
    1) Nichts böses tun
    2) Gutes tun
    3) Den Lebewesen zu nutzen.


    Danach folgen dann die Jukai - die Zehn gewichtigen Verbote [entnommen aus dem Brahmajala-Sutra], wobei die ersten vier den ersten vier Pancasîla entsprechen.


    Im Grunde genommen bedeutet das, dass die Drei Zusammenstellungen der Reinen Gebote über den Jukai stehen, so dass es, zumindest theoretisch, möglich ist, die Jukai zu verletzen und trotzdem gemäß den Drei Zusammenstellungen der Reinen Gebote zu handeln.


    Die Frage, wer das dann beurteilen will, die lasse ich bewusst offen.


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    lubob:

    @rosie


    Verstehe ich dich richtig, die Rinzai-Schule entschuldigt sich für ihre Beteiligung an den Verbrechen des 2. Weltkriegs, du hingegen findest das, was da geschah, war evtl. eher der Ausdruck von großer Erleuchtung? Oder meinst du, Japan wurde im 2. Weltkrieg angegriffen und hat sich nur verteidigt? Oder beides? Mir ist nicht klar, worauf du hinaus willst. :shock:


    Das wahrhaft Erleuchtete auch Leben nehmen dürfen, war übrigens auch die vermeintlich tiefe Sichtweise der Aum-Sekte, die die Giftgasanschläge in der Tokyoer U-Bahn verübt hat.


    Das sind doch zwei Paar Schuhe.
    Es ging hier doch um Muhô's Antwort oder?


    Es mag sein, dass die Rinzai-Herangehensweise (Rinzai-Zen wird ja auch oft als "Samurai-Zen" bezeichnet, während Sôtô-Zen "Bauern-Zen" ist), den japanischen MIlitarismus und die damit verbundenen Gräueltaten im Zweiten Weltkrieg begünstigten, aber es geht hier doch um die spirituelle Entwicklung. Und dass das Rinzai-Zen das Potenzial hat, den Praktizierenden echte Erfahrungen (Kenshô) zu ermöglichen, sollte wohl unbestritten sein.


    Hier kann es also nur um die Lehrmethode gehen, und darum, inwieweit sie universell einsetzbar ist oder eben nicht. (Nach meiner Erfahrung gibt es "die" Universelle Methode nicht).


    Die japanischen Gräultaten, die Verbrechen der Aum Shinrikyo, die barbarischen Strafen und -Gesetze im alten Tibet, die Morde der singalesischen Buddhisten an den Tamilen auf Sri Lanka usf. könnte man ja woanders besprechen.


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!


    Man sollte aber auch nicht vergessen, dass Muhô nur seine Erfahrungen mit "einem" Rinzai-Ausbildungstempel wiedergibt. Es mag in anderen Rinzai-Tempeln ähnlich zugehen, vielleicht aber auch nicht. Es gibt andere Erfahrungsberichte, die eine derartige Strenge nicht aufweisen.


    Auch in der Sôtô Shû gibt es Unterschiede - das kommt immer auf die jeweilige individuelle Tradition des Ausbildungstempels an und viel liegt natürlich auch am derzeitigen Abt und an den Senior-Mönchen, die die Ausbildung mittragen.


    Es gibt Leute, bei denen funktionieren die Lehrmethoden der Rinzai Shû (wobei ich immer noch dabei bleibe, dass es die Lehrmethoden der Rinzai Shû(TM) überhaupt nicht gibt). Für andere sind sie eher unpassend. Warum zerbrechen wir uns darüber den Kopf?
    Wer will, kann sich dieser Schulung unterziehen.
    Wer das nicht will, der wählt einen anderen Weg.


    Wir sind ja nicht irgendwelche Söhne deren Pappis Tempelpriester sind, und wir sind auch nicht verpflichtet, irgendeine Kôan-Schulung zu durchlaufen.


    < gasshô >


    Benkei