Beiträge von Onda im Thema „Absichtslosigkeit“

    Axel Benz:


    Übrigens führen meiner Meinung nach die Analogien von Kampfkunst oder Qi Gong hier etwas in die Irre, weil es hier erstmal, nicht anders als beim Fahrrad fahren, um die Automatisierung von Bewegungsabläufen geht. Natürlich folge ich einer 'Absicht', wenn ich, sobald sich das Fahrrad in eine Richtung neigt, mit dem Lenker korrigiere - nämlich der 'Absicht', nicht auf die Fresse zu fallen. Intuitiv mache ich mit dem Lenker aber eine gegenläufige Bewegung, und es braucht bewusste Übung, damit der Körper diese Reaktion verlernt.


    Sehr gut!
    Hier geht es nämlich zum einen um: Automatismen
    Und zum anderen: um Intuition


    Auch eine intuitive Handlung ist nicht frei von Absicht.
    Sie ist bloß nicht rational gesteuert.


    C.

    Ji'un Ken:


    So nehme ich es bei mir wahr.
    Wie nimmst du es bei dir wahr?
    LG
    Ji'un Ken


    Bei mir gibt es mehrere Ebenen der Praxis. Auf einer Ebene ist Zielorientierung.
    Beim Meditieren selbst fehlt sie. Da wird nur beobachtet.


    C.

    darkwave:

    du siehst das zu intelektuell,....
    ich finde das übrigens einigermassen tragisch das du das fragen musst...


    Ich finde es immer wieder "tragisch" (na ja eher: traurig), wie schnell die Bewertungsmaschine hier ihre Urteile ausspuckt.


    Hätte man nur dieses Forum, um sich ein Bild von "den Buddhisten" zu machen, dann könnte man auf die Idee kommen, dass Spekulieren und das Beurteilen anderer auf der Liste ihrer Lieblingstätigkeiten ganz oben stehen.


    C.

    Matthias65:

    Wahrscheinlich unterscheiden sich in diesem Punkt (mal wieder) die verschiedenen Schulen.
    Im tibetischen Buddhismus spielt die Motivation eine wichtige Rolle beim "Praktizieren".
    Wenn dem so ist, kann man nicht von "Absichtslosigkeit" sprechen.
    LG
    Matthias


    Die "Absicht" wird im Zen wahrscheinlich deshalb so kritisch gesehen, da sie mit dem wollenden Ich verknüpft wird: wo Absicht ist, da ist ein ICH, das etwas für sich erreichen will. Da die Ich-Bezogenheit überwunden werden soll, wird gleich bei den Motiven angesetzt.


    Ohne Zielorientierung wird aber auch der überzeugteste Zen-Anhänger nicht auskommen. Absichtslosigkeit ist eben auch nur ein Konzept. Eine Eigenschaften von Konzepten ist es, dass man sich früher oder später in Widersprüchen verheddert. Die Absichtslosigkeit des Zen: Ich habe zwar ein Ziel, aber ich will nicht (immer) dran denken. Ich habe zwar ein Ziel, aber ich tu so, als hätt' ich keins.


    Charlie

    Bin gerade über folgendes Posting gestolpert:

    Matthias65:


    Die buddhistische Praxis (Meditation etc.) ist für mich ein Mittel, um zu irgendeinem Zeitpunkt mal "Buddhaschaft" (Nirvana) zu erreichen. Warum sonst praktizieren wir ? Just for fun ?


    Im Zen gibt es das Konzept der "Absichtslosigkeit". Der Praktizierende versucht, Zweckdenken hinter sich zu lassen. Er denkt nicht "Ich praktiziere, um x zu erreichen". Geht das aber: etwas tun, ohne dabei ein Ziel zu verfolgen? Sich ohne Absicht hinsetzen? Ohne Absicht meditieren? Die Absicht hegen, keine Absicht zu hegen? Ist da nicht doch irgendwo in einem stillen Winkel des Dachstübchens, ganz versteckt: eine Absicht? Anders gefragt: Lügt der Praktizierende, der wähnt, ohne Absicht zu praktizieren, sich nicht selbst in die Tasche?


    Charlie