Beiträge von Benkei im Thema „Allgemeine Frage zum Zen“

    Namaste!

    holger_k:

    n Kamakura, in Japan, steht ein großer Buddha. Warum scheißen die Vögel dem Buddha auf den Kopf?


    Der Daibutsu von Kamakura ist Amida Nyorai [Amitabha Tatagatha], der Buddha des Grenzenlosen Lichts und Lebens.
    "Amida ist unbegrenzt", wie Sawaki Kôdô Rôshi sagte.
    Ob die Tauben also auf den Kopf des Daibutsu scheißen oder sonstwohin, sie scheißen immer auf Amida Buddha.


    Aber das ist kein Problem, denn Tauben, Scheiße und Daibutsu sind letztlich weder eins noch drei; die Tauben verhalten sich ganz ihrer Natur entsprechend: sie fressen, schlafen und scheißen - alles andere kümmert sie wenig.


    Zu diesem Thema hatte ich vor fünf Jahren mal das folgende Gedicht verfasst:
    "„Das, was ich tue, ist kein Zen.
    Ich sitze nur das Kissen platt.
    Affengeist, voll von Gedanken – nix von heilig.
    Möwen und Tauben kreisen über meinem Kopf.
    Dem Großen Buddha von Kamakura bringen sie ihre Scheiße als Gaben dar.
    Verlorene Zeit, mein Haar wird grau.
    Alleine sind wir mit dem Mond;
    Wenn der Löffel gereicht wurde, werden die Gebeine zu Staub
    Und die Zeit hat alle Wunden geheilt.
    "


    Einen schönen Palmsonntag!
    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!


    Nach dem "Mysterium Kôan" wird wohl immer mal wieder gefragt, zum Beispiel hier.


    Wie die Sache mit dem Kôan bzw. mit den Kôans sich praxis-historisch entwickelt hat, dürfte im allgemeinen bekannt sein.


    Daraus folgt dann, dass der Sinn eines Kôans derjenige ist, den ihm Lehrer und Schüler geben.


    Wenn der Schüler einfach der Bengel eines Tempelpriesters ist, und eine "traditionelle" Ausbildung benötigt um später mal Dad's Tempel übernehmen zu können (leider nicht unüblich in der japanischen Rinzai Shû), dann ist das Kôan wohl einfach nur eine Hausaufgabe, die es zu lösen gilt. Der Schüler brauch aber nicht das Rad aus dem Nichts erfinden - er findet die Antwort; sie ist standartisiert festgehalten und abrufbar - so wie man die Hausaufgabenlösungen auch bekommt, wenn man danach an passender Stelle sucht. Hat er ein Kôan gelöst, dann gibt es das nächste; es gibt quasi diverse "Komplettlösungen" in verschiedenen Formen.
    Was für eine westliche Doktorarbeit gilt (danke Karl-Theo!) das muss man heute wohl auch für Kôans gelten lassen.


    Wenn der Schüler aber ernsthaft DANACH sucht, und nicht nur vorverdautes wiederkauen will - wenn es ihm also wirklich um Erfahrungen geht - ums "er-leben", und nicht um "Erleuchtungszertifikate", "Dharmanachfolge" oder ähnliches, dann kann ein Kôan (ggf. auch die traditionelle Kôan-Ausbildung) ihm dabei womöglich weiterhelfen (den passenden Lehrer vorausgesetzt).


    < gasshô >


    Benkei