Beiträge von Simo im Thema „Re: Tibetischer Buddhismus“

    Jinen, du hast durchaus Recht, dass es zwischen den Schulen auch einen regen Austausch an Übertragungen gab. Viele Kagyü-Praktizierende hielten auch die Nyingma-Übertragungen und umgekehrt und auch Lehren anderer Schulen. Sie können das und konnten das, weil sie die Begriffe etc. klar trennen und voneinander unterscheiden konnten.
    Es hat nichts mit engstirnigkeit zu tun wenn ein Schüler sagt: "Ich will bei meiner Übung und Linie bleiben um mich nicht zu verwirren und um nicht an der Oberfläche zu bleiben, sondern an einer Stelle tief zu gehen."


    Oft verwenden die Schulen gleiche Begriffe für Unterschiedliches, unterschiedliche Begriffe für Gleiches usw. . Wenn man die Fähigkeit hat, zu unterscheiden und die Begriffe auseinander zu halten kann man sich sicher auch mal Lehren, Meditationen unsw. aus anderen Linien ansehen. Kann man das nicht, sollte man es vielleicht lassen, um sich im Moment nicht zu verwirren. Hat man dann später diese Fähigkeit zur Unterscheidung gewonnen und mehr gelernt, kann man es nochmal probieren.
    Wie er das mir den Linien handhabt, das bleibt allerdings jedem selbst überlassen.

    Ich wusste, dass das Zitat eine solche Wirkung auf die hier Versammelten haben würde :D
    Deswegen auch der kleine Zusatz "nicht ganz politisch korrekt".


    Ich sehe das so wie Doris:
    Die einzelnen Linien sind für unterschiedliche Arten von Leuten und Lerntypen.
    Man kann das vergleichen mit der Art und Weise, wie jemand etwas über das Meer lernen möchte:
    Die Nyingmapas werden sich eher einen größeren Überblick verschaffen, drüberfliegen und dessen Weite genießen.
    Die Gelugpas werden eher eine Probe davon ins Labor bringen und genau untersuchen und so etwas übers Meer lernen.
    Und die Kagyüpas springen lieber rein und schwimmen im Meer und lernen so etwas darüber.


    Doch das sind nur Vergleiche, alle Linien teilen etwas Grundlegendes: Buddhas Lehre und wie man mit ihr das Leid überwindet.
    Die Wege sind zwar unterschiedlich aber das Ziel ist das gleiche.
    Allerdings sehe ich einen kleinen Haken, wie "Rime" zum Teil verstanden wird. Es bedeutet nicht, dass man wild Übertragungen und Meditationen aus allen Linien praktiziert, sondern eher, dass das Verständnis nicht bei der eigenen Linie aufhört und man die Mittel der anderen Linien ebenfalls schätzt und sich darüber freut.


    Leider sind viele "Rime-Klöster" eher das Gegenteil davon: Der Abt ist ein Gelugpa, es sind mehrere Gelugpa Gesches anwesend und jeweils nur ein Vertreter der Rotmützen-Schulen. Es werden Gelugpa-Gebete gesprochen etc. und die ganze Sache ist ziemlich politisch..... so zum Beispiel im Kloster Rikon in der Schweiz.

    Kalu Rinpoche verglich die vier Schulen einmal so:


    "Wenn man meditieren Lernen will, geht man zu den Nyingmapas.
    Will man gelehrt und weise werden, geht man zu den Sakyapas.
    Will man tugendhaft werden, dann geht man zu den Gelugpas.
    Und will man schnell erleuchtet werden, dann geht man zu den Kagyüpas."


    Sicher nicht ganz politisch korrekt


    :lol::lol::lol: