Matthias65:[
Hallo void, verstehe ich nicht, was Du mit neuen, coolen Bewußtseinszuständen meinst. Ich habe von der Realisation von Leerheit bzw. von der Auflösung der 5 Skandhas gesprochen. Für mich ist es schon eine Art "übermenschlicher" Zustand, wenn jemand den Zustand der Erleuchtung erlangt hat. Im Tibetischen Buddhismus-Thread zu Tenga Rinpoche sprachen wir z.B. davon, dass die Totenstarre bei "hoch verwirklichten Menschen" erst 5 Tage nach dem Hirn- und Herztod einsetzt (siehe dort), bei "normalen" Menschen schon nach 5-6 Stunden.
Hinzu kommt: Wenn bei Erleuchtung vorausgesetzt wird, dass Leerheit "realisiert" wird, dann hören die "normalen menschlichen Wahrnehmungen" auf zu existieren, d.h. dieses Wesen wäre z.B. in der Lage Hitze und Kälte zu ignorieren und bei -20 Grad weiter zu meditieren. Das hätte für mich auch etwas Übermenschliches. Das sind jetzt nur zwei Beispiele.
Das ist eine Sicht, in der Befreiung mit einem Zugewinn an verschiedenen Fähigkeiten (Siddhis ) assoziiert wird.
- vielfach zu werden und vielfach geworden, wieder einer zu werden; zu erscheinen und zu verschwinden
- ungehindert durch Mauern, Wälle und Berge hindurch zu gehen und durch die Lüfte; in Erde und Wasser auf- und unterzutauchen;
- auf dem Wasser gehen zu können wie auf festem Grund;
- in andere Daseinsbereiche innerhalb von Samsara zu wechseln
- Die Fähigkeit Töne aus anderen Daseinsbereichen zu hören und Töne, die zu weit entfernt sind um sie mit dem normalen Gehör vernehmen zu können.
- Gedankenlesen
Und diese Fähigkeiten sind natürlich cool. Allein schon Gedankenlesen wäre eine feine Sache. Und "über das Wasser gehen" ist auch beeindruckend. Das erinnert mich an die diversen Superhelden. Auch diese werden ja (Superman , Batman) als ein Hinausgehen über das Normalmenschliche verstanden. Das Ganze geht wohl von der tantrischen Vorstellung aus, das die Welt "geistegeschaffen" ist, und wir und deswegen mit zunehmender Verwirklichkung von der körperlichen/natürlichen Einschränkungen befreien können. Wie wenn man bei einem Computerspiel ein "Patch" startet und dann unendlich viele Leben usw. hat. Megacool!
Aber gerade die Sache, dass das den Wunschvortsellungen entspricht, die ich als 15jähriger (Hacker, Kampfsportler, Star-Wars-Fan, StrretFighter2-Fan) so hatte, macht mir das verdächtig. Auch wenn ich es für möglich halte, dass sich die Wahrnehmung durch meditative Versenkung auf erstaunliche Art verbessern kann, sehe ich das eher als eine Nebenwirkung an. Während ich Befreiung als etwas ansehe, s uns von unseren Phantasien und Wünschen weg hin zur Akzeptanz der schlichten Realität bringt. Wo wir uns nicht vom Menschen zum Übermenschen wandeln, sondern im Gegenteil demütig von unserem "Krone der Schöpfung-Trip" hin zu einer grundlegenden Offenheit.
Und so sehe ich einen Befreiten als jemand von grundlegender Offenheit. Der so grosszuügig ist, dass er ein "mein" nicht kennt. Nicht nur bei Dingen, sondern selbst bei Fähigkeiten, Körperteilen, Motivationen. Und dem deswegn auch nicht wichtig ist, ob er krank ist oder gesund, mächtig oder unmächtig, Mann oder Frau. Weil alle Eigenschaften nur zugeflogen und weggeflogen sind, geborgt und zurückgeggeben.