Beiträge von void im Thema „Buddhistische Sozialmoral“

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    [Die Reden Buddhas richteten sich natürlich an alle, konkret aber saßen meist Mönche oder an interessierte Laien mit Vorkenntnissen bei ihm. Hätten nicht gerade bei solchen Zuhörern die aktiven, positiven Komponenten einer Ethik viel intensiver betont sein müssen?


    Ich glaube Buddha dachte eher in Begriffen von "Abbauen" als von "Aufbauen", vom "Weglassen" als vom "Hinzufügen". Anstatt sich zu fragen, wie man das Glück vermehrt, fragt er wie man das Leid reduziert. Anstatt zu frage, wie man die Tugend fördert, fragt er wie man die Verblendungen reduziert. Ansatt zu fragen, wie man die Weisheit findet, fragt er wie man den Unwissenheit entkommt. Anstatt zu fragen, wie man das Pradies erreicht, fragt man wie man Samsara entflieht.


    Viele andere Religionsgründer haben positive Formulierungen bevorzugt: Wie schaffen wir eine gerechter Gesellschaft? Wie erreichen wir das Glück? Wie schaffen wir Gerechtigkeit und Harmonie? Indem man so auf positive Ziele hin denkt, kann man viel bewegen. Man denke nur an die christliche Nächstenliebe und die diversen sozialen Institutionen, die sie hervorgebracht hat. Die christliche Idee , an einer besseren, hermonischeren, brüderlichen Zukunft mitzuarbeiten ( Heilsgeschichte) fand ihren Widerhall dann in den säkularen aufklärerischen Utopien nach der französischen Revolution.


    Aber man mussa uch an die Schatten denken, die diese Werke des Aufbaus immer mit sich herzogen. Wer etwas tut bewirkt etwas, aber weil man fehlbarist, auch oft etwas Schlechtes. Die Kreuzzüge und Hexenverfolgungen und Guillotinen, die dem Bemühen um Mitgefühl, Gerechtigkeit folgen. Die soziale Ausgrenzung die mit dem sozialen Zusammenhalt verwoben ist. Den Müllplaneten den unsere Wirtschafts-Wachstumsideologie produziert.


    Indem Buddha "negativer" und "unkonstruktiver" dachte, mobilisiert er weniger. Griff weniger in die Gesellschaft ein. Was je nach dem schlechtere oder positivere Ausiwirkungen hat.


    Und ja, es waren zwei Steintafeln.

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    So, nach dieser Einleitung jetzt mein Problem. Ich finde die Formulierungen einerseits kurz und knackig, anderseits eher lahm :shock: : Du sollst nicht töten, Du sollst nicht Gegebenes nicht nehmen... Sind das für 98% aller Menschen nicht sowieso 'normale' Verhaltensweisen? Mir kommt in der Lehre die positive Formulierung dieser Ideen einfach zu kurz.)


    Die Idee dass diese Moral nicht Produkt eines gesellschaftichen Prozesses ist, sondern von Außen kommt, ist Teil einer Tradition, die Wertesystem religiös legitimiert (Moeses kommt mit einer Tafel vom Berg und präsentiert die Gesetzte). Das ist aber nicht besonders real. Eine Sozialmoral ist immer das Produkt gesellschaftlicher Prozesse.


    Wenn Leute zusammenleben, dann müssen sie aus ihrer Gruppe heraus eine Sozialmoral entwickeln. Wenn es sich dabei um lauter Heilige handelt, werden andere gemeinschaftliche Regeln dabei herauskommen, als wenn es sich um eine gierige Räuberbande handelt die sich einen Ehrenkodex auskbobelt, einer ultrrechten Burschenschaft die sich Aufnahmekriterien ausdenkt oder ein Geheimdienst der sich überlegt wann jetzt genau Waterboarden angemessen ist und wann nicht. Ein Sozialmoral kann nur so gut wie die Gruppe sein, deren kollektiven Wollen sie Ausdruck gibt. Ein Kloster wird mit der Sozialmoral einer Räuberbande nicht glücklich sein und auch eine Räuberbande wird sich mit dem Ehrenkodex eines Klosters schwer tun. Die meisten Gesellschaften befinden sich irgendwo dazwischen.


    Stimmt eine Sozialmoral nicht mit dem Willen und der Fähigkeit sie zu Leben überein, ist Heuchelei und Bigotterie die logische Folge. In Tibet versuchte man mal die Todesstrafe mit dem buddhitischen Gebot des Nicht-Tötens zu kombinieren. Man band den betreffenden einfach am Boden fest und lies die Elemente die unheilsame Aufgabe des Tötens verrichten, ohne dass sich jemand schlechtes Karma anhäuft.