Beiträge von fotost im Thema „Buddhistische Sozialmoral“

    Mascha:

    Dein Unbehagen ... darüber könntest du mal kontemplieren, was es da in dir ist, das etwas anders haben will, als es ist (nämlich die Lehre soll bitte anders aussehen - tut sie aber nicht ;))...


    Liebe Grüße Meike,


    ok, die Lehre ist gut genug für mich 8)


    Wie so oft hilft es (wenigstens mir) manchmal, eher einen Schritt zurück zu gehen als zwei nach vorn in die falsche Richtung.


    Bei den Kernideen des achtfachen Pfades gibt es (auch für mich) genügend positive und anwendbare Beschreibungen richtigen Verhaltens. Also neuer Anlauf :lol: Ich bin schon jetzt gespannt, wie sich die Texte um die Silas herum beim nächsten Mal lesen.


    Es reicht ja auch, wenn in einer Bedienungsanleitung an einer zentralen Stelle steht, wie man die Batterien austauscht - muss ja nicht auf jeder Seite wiederholt werden :idea:

    void:

    ..
    Die Idee dass diese Moral nicht Produkt eines gesellschaftichen Prozesses ist, sondern von Außen kommt, ist Teil einer Tradition, die Wertesystem religiös legitimiert (Moeses kommt mit einer Tafel vom Berg und präsentiert die Gesetzte). Das ist aber nicht besonders real. Eine Sozialmoral ist immer das Produkt gesellschaftlicher Prozesse.


    Wenn Leute zusammenleben, dann müssen sie aus ihrer Gruppe heraus eine Sozialmoral entwickeln.
    ..



    Danke void,


    darin steckt ein wichtiger Nebengedanke zu meiner Fragestellung auf den ich nicht gekommen bin.


    Die Reden Buddhas richteten sich natürlich an alle, konkret aber saßen meist Mönche oder an interessierte Laien mit Vorkenntnissen bei ihm. Hätten nicht gerade bei solchen Zuhörern die aktiven, positiven Komponenten einer Ethik viel intensiver betont sein müssen?


    Über die anderen Antworten (danke dafür) werde ich länger nachdenken müssen, aber dieser Gedanke macht mir noch deutlicher woher mein Unbehagen kommt.




    (Ist Moses nicht mit zwei Tafeln von Berg gekommen? ;) )

    Ich habe in den letzten Wochen wieder mehr im Pali-Kanon gelesen und finde etwas, das mich stört. Vielleicht lese ich einfach die falschen Stellen :D und die Erfahreneren mögen mir bitte mit Alternativen helfen oder Ideen für eine andere Betrachtung(sebene) aufzeigen.


    Eines der anziehenden Elemente der Lehre für mich ist der Gedanke, daß jeder aufgefordert ist die Teile der Lehre an sich selbst, den eigenen Lebenserfahrungen zu prüfen. Es gibt keine von einer Autorität (von 'oben') aufgedrängten Gedanken, die nicht weiter hinterfragt werden dürfen oder können. Die Entscheidungen über das eigene Verhalten liegen damit beim Einzelnen.


    Menschen sind mehr oder weniger soziale Wesen, es braucht daher Regeln für das Zusammenleben, erwachsen aus einer Sozialmoral. Das Angebot im Buddhismus für eine Leitschnur sind hierbei die Silas. Die ersten 4 für Laien beziehen sich ausdrücklich auf das Zusammenleben. Diese werden an -zig Stellen im Kanon immer wieder erwähnt.


    So, nach dieser Einleitung jetzt mein Problem. Ich finde die Formulierungen einerseits kurz und knackig, anderseits eher lahm :shock: : Du sollst nicht töten, Du sollst nicht Gegebenes nicht nehmen... Sind das für 98% aller Menschen nicht sowieso 'normale' Verhaltensweisen? Mir kommt in der Lehre die positive Formulierung dieser Ideen einfach zu kurz.


    Du sollst nicht töten.. Das ist gut, ich habe bisher niemanden getötet und kann mit keine Situation vorstellen in der dies nötig wird. Ich würde eigentlich auch nur ungern von jemand anderem getötet werden. Trotzdem. Wo bleibt die positive Formulierung? Du sollst dazu beitragen eine Gesellschaft zu schaffen in der jeder sein Potential ausschöpfen kann.... Man kann das auch für die anderen Silas formulieren. Wo bleibt das Positive?


    Spontan fällt mir im Kanon nur die Geschichte ein, wo Buddha einen kranken Mönch wäscht und pflegt. Die anderen Mönche haben sich brav an die negative Formulierung der Regeln gehalten. Sie haben den Kranken nicht (aktiv) umgebracht, sie haben nichts von seinem Besitz entwendet etc. Im Prinzip also formal korrekt.


    An positiv formulierten Regeln gibt es zum Beispiel außerhalb der Silas die Aufforderung zu Dana oder Großzügigkeit, aber auch die wird in der Praxis doch oft auf Dana gegenüber Mönchen oder Einrichtungen ausgelegt.


    Ein paar positive Textstellen würden mir jetzt helfen 8)