mukti:
Das meine ich mit "Problematik absichtslosen Strebens". Wenn es nicht um Loslösung geht, worum geht es dann? Du versuchst oft deutlich zu machen, dass es um gar nichts geht, nichts anstreben, nichts ändern, nichts wollen. Mit anderen Worten, du hast keine Motivation für deine Handlungen. Warum handelst du dann?
Hallo,
nach meiner Erfahrung ist absichtsloses Streben nichts worüber man nachdenken sollte. Dann wird es schräg.
Es ist einfach nicht die Angelegenheit des Verstandes. Es liegt nicht in seinem Zuständigkeitsberreich.
Man kann mit dem Verstand ganz wunderbar die äußeren Dinge des Alltags erledigen, man kann sich mit ihm das Leben angenehm machen. Man kann die Welt gestalten und manipulieren.
Aber es gibt etwas wo er total machtlos ist.
Er taugt nach meiner Erfahrung nichts, wenn ich wirklich glücklich sein will, wenn ich wirklich frei sein will, wenn ich wirklich im Frieden sein will.
Er kann diese Probleme nicht lösen, weil es keine Probleme sind.
Es ist eigentlich sogar das einfachste von der Welt, total simpel.
Glücklich sein, mifühlend sein, liebevoll sein, friedvoll sein, ist meine Natur. Total natürlich, nichtmal etwas Besonderes.
Das deckt sich zum Beispiel mit der Aussage, dass die Brahmaviharas die Grundqualtitäten unseres Geistes sind.
Aber da gibt es nichts zum Nachdenken oder Philosophieren. Weil es ja, wie man sieht, für den Verstand ein totaler Widerspruch ist, absichtslos zu streben. Er kann nur in Gegensätzen denken.
Jedes Wort das es gibt ist gleichzeitig die Negierung von etwas anderem, was nicht dieses Wort ist. Wenn ich "Baum" sage, ist alles andere was nicht "Baum" ist der Gegensatz.
Und nur so kann Sprache und rationales Denken funktionieren. man muß alles in mindestens zwei Dinge aufspalten. In "Ja" oder "Nein". In "Eins" oder "Null". In "Richtig" oder "Falsch". "Wahr" oder "Unwahr". "Baum" oder "nicht Baum". Was auch immer. Es ist künstlich, eine künstliche Trennung.
Und das ist im Grunde auch nicht wirklich ein Problem. Es darf gedacht und gesprochen werden.
Das Problem fängt da an, wo man anfängt sich mit dem Denken und dem Verstand zu identifizieren. Sich mit der "Spaltung" zu identifizieren. Es als "ich" oder "mein" zu begreifen, was sich da im Kopf abspielt.
Und dann glaubt man natürlich alles, was einem der Verstand so erzählt.
Und dann kann man auch nicht glauben, dass es absichtsloses Streben gibt. Gibt es ja auch nicht. Weil das auch schon Worte sind.
Aber mit dem Paradoxen kommt der Verstand nicht zurecht. Es kann nicht etwas gleichzeitig warm und kalt sein. Es kann sich nicht etwas bewegen und gleichzeitig bewegungslos sein. Es kann nicht gleichzeitig einen Weg geben und gleichzeitig keinen Weg geben. Es kann nicht gleichzeitig etwas wahr und unwahr sein. Der Verstand muß sich da verabschieden, weil es seiner Grundlage, der "Spaltung" widerspricht. Oder er dreht durch, wenn er versucht diese Dinge unter einen Hut zu bringen. Nach meiner Erfahrung geht das nicht. Er ist an dieser Stelle unbrauchbar.
Und trotzdem gibt es eben Menschen die von solchen paradoxen, für den Verstand nicht greifbaren, Erfahrungen berichten.
Totales Glück, totale Freiheit, totale Liebe, totales Mitgefühl, totaler Frieden.
Es ist auch völlig egal ob es absichtloses Streben gibt oder nicht. Es sind nur provisorische Versuche etwas zu erklären, was nicht greifbar ist für den Verstand. Sprache ist eben das offensichtlichste was Meister benutzen können, um mit dem Finger auf den Mond zu zeigen. Irgendetwas müssen sie ja sagen. Die Leute wollen etwas hören. Es ist aber nicht dazu da um mit dem Verstand auseinandergenommen zu werden. Denn das könnte man mit allem tun.
Es sind Hilfen.
Wenn ich jemanden Frage stelle, wie man am schnellsten zum Krankenhaus kommt, werde ich auch nicht anfangen seine Worte anzuzweifeln, ich mache einfach was mir gesagt wurde, weil ich demjenigen vertraue.
Wenn ich ihm nicht vertrauen würde, hätte ich ihn nicht gefragt.
Es sei denn ich möchte gerne rumdiskutieren, dann ist aber das Krankenhaus zweitrangig und diente vielleicht nur als Aufhänger.
Wenn man niemandem vertrauen kann ist es natürlich blöd. Dann muß man das Krankenhaus wohl allein finden. Oder man diskutiert solange bis man seinen Meister gefunden hat. 
Vielleicht könnte man sagen: "Es geht um nichts. Es geht um nichts, was mit dem Verstand greifbar, machbar wäre."
Ein Tier handelt ja auch. Es ist sicher auch motiviert etwas zu tun. Also scheint es auch Motivation zu geben, die ohne viel Verstand funktioniert.
Und genau davor habe ich doch Angst. Wer weiß was für ein Tier ich in Wirklichkeit bin, wenn ich die Kontrolle durch meinen Verstand aufgebe.
Könnte aber auch interessant werden, das zu überprüfen. 
Also praktisch, nicht mit dem Verstand.
Liebe Grüße