Onda:Das empirische Ich (auch der Buddha hatte kein Problem, das Wort "ich" zu benutzen) steht für die Perspektive des real existierenden Individuums. Dieses Ich existiert und wird vom Buddhismus auch nicht geleugnet, genauso wenig, wie der Buddhismus die Existenz von Individuen leugnet. Dieses Selbst existiert als vergängliches und bedingtes Phänomen.
Während es für Wissenschaftler sehr wichtig ist, ob etwas existiert, ist das Anliegend des Buddhismus ja ein ganz praktisches: Weil von Buddha festgestellt wurde, dass das Phänomen Leid nur im Bezug auf eine Ich-Perspektive ensteht, geht es ihm darum die Ich-Perspektive, die ja immer eine verblendete Perspektive ist zu durchbrechen. Um diese Ich-Perspektive zu dekonstruiere wird gezeigt, dass diese nicht von einem einzelnen festen Punkt ausgeht, sondern selbst wieder bedingt ist.
Die Anatta Lehre ist also mehr eine Waffe/Methode, um die ich-Perspektive auszuhebeln, als etwas was mit Wahrheit oder Erkenntnis zu tun hätte. Die Ich-Perspektive weigert sich strikt ausgehebelt zu werden und um nicht jedes "Ich und Mein" aufzugegeben benutzt sie jede Theorie um sich selbst auf etwas zu gründen. Doch noch ein Selbst zu haben gleich welcher Art. Weil ihre gegenüber ihrem Ziel, als Waffe gegen die ich-Peespektive nicht stumpf zu werden, sachliche Ungenauigkeiten zweitrangig sind, schiesst die Anatta Lehre wahrscheinlich im vollen Bewusstsein über ihr Ziel hinaus.
Das ist ein wenig so wie eine Argumentation mit Nazis, die unbedingt ein Weltbild behalten wollen, in der sie selbst gegenüber anderen überlegen sind. Vielleicht argumentieren sie zuerstmal mit Rasse und wenn man ihnen da ihre Fehler nachweist, berufen sie sich auf die "höhere Kultur" oder argumentieren mit wirtschaftlchen Erwägungen. Um da dagegen zu argumentieren muss man möglicherweise in die andere Richtung übertreiben. Z.B vehement alle Unterschiede zwischen Schwarzen und Weissen leugnen, da man weiss das auf jedem noch so kleinen zugestandene Unterschied, dazu benutzt wird um Herrschaft und Unterdrückung zu legitimieren.
Ein Geschichtswissenschaflter, der versucht aus der Distanz Objektivität und Klarheit zu gewinnen (und sich nciht in einem konreten Machtkampf involviert ist) muss das nicht. Er kann auch Sachen machen die in der Auseinandersetzung mit einem gefährlichen politischen Gegner schlichtweg unverantwortlich wären.