Was sind Gedanken, was sind Gefühle?

  • Das betrifft die khandha,


    Zitat

    die Körperlichkeitsgruppe (rūpa-kkhandha),
    die Gefühlsgruppe (vedanā-kkhandha),
    die Wahrnehmungsgruppe (saññā-kkhandha),
    die Gruppe der Geistesformationen (sankhāra-kkhandha)
    die Bewußtseinsgruppe (viññāna-kkhandha)
    http://www.palikanon.com/wtb/khandha.html


    Um das Wesen, den Unterschied und die Zusammenhänge von Gedanken und Gefühlen zu erkennen, muss man erstmal die khandha studieren würde ich sagen.


    Schöne Grüße

  • Na ja, und um das Ziel solch eines Studiums zu benennen:
    Der buddhistisch Übende untersucht meditativ, inwieweit er eigentlich tatsächlich und wirklich seine Ich-Annahme mit den Gedanken, Gefühlen, Wahrnehmungen, Bewusstsein und dem Körper identifizieren kann.
    Wenn man das in Ruhe immer tiefschichtiger kontempliert, kommt was Interessantes bei heraus.



    Wenn Du mich fragst, Gedanken und Gefühle sind "Krimskrams". So wichtig, kostbar, unnütz, überflüssig oder hilfreich wie anderer Kram auch.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Frank1:

    Mich würden Eure Meinung und die buddhistische Sichtweise, besonders Textstellen dazu interessieren.


    Hi Frank


    Gedanken sind in der Buddhalehre aufsteigende Objekte vor dem geistigen Auge, verbunden mit der Sinneswahrnehmung.


    Gefühle gibt es 3 bzw. 18 oder mehr Arten: (1) angenehme, (2) unangenehme & (3) neutrale Gefühle, jeweils verbunden mit dem Vorgang des (1) Sehens, (2) Hörens, (3) Riechens, (4) Schmeckens, (5) Tastens & (6) Denkens.


    Der Atem bedingt dabei den Körper, der Körper(zustand) bedingt die Gefühle, die Gefühle bedingten den Gemütszustand, der Gemütszustand oder Geist bedingt die Geistobjekte (einschließlich Gedanken die aufsteigen).


    Frank1:

    besonders Textstellen dazu interessieren.


    Überall in den Suttas zu finden.


    Frank1:

    ]Danke für Eure Antworten.


    Bitte.

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Interessant finde ich, dass es keine Quelle auszumachen gibt woher die Gedanken kommen.
    Sie scheinen schon immer da gewesen sein.
    Und wie schnell ein unheilsamer Gedanke zur unrechten Rede wird wenn man nicht sehr achtsam mit seinen Gedanken und mit seiner Zunge umgeht.

  • Meine Meinung?
    Gedanken und Gefühle entstehen und vergehen. Emotionen entstehen und vergehen.
    Das ist so und ich muss mir darüber keine Gedanken machen. Frag ich mich, warum ich Hände habe?
    Meine Frage beschränkt sich darauf: Was fange ich damit an?


    Die einzige Frage von Wert, so finde ich, ist die Unterscheidung von Gefühl und Emotion.
    Gefühl ist: Oh, die Herdplatte ist heiß. Finger weg!
    Emotion: Dieses Scheiß-Ding ist schon wieder nicht ausgeschaltet worden! Jetzt gibt es aber Ärger!
    Und wenn ich mit dieser Emotion gut umgehe, dann folgt daraus: Das hätte mir auch passieren können. Ich muss selbst vorsichtig sein.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Wie schafft man es aber, Gedanken und Gefühle (oder Emotionen) so zu "steuern", dass sie heilsam sind ?
    Der Steuermann, der hinter unseren unheilsamen Gedanken hockt ist häufig genug ein Mix unserer egoistischen Geistesgifte, der das Ruder übernimmt. Ego will recht behalten, es nimmt dabei mehr oder weniger bewusst in Kauf, dass Konflikte eskalieren könnten.

  • Doris Rasevic-Benz:


    Gefühl ist: Oh, die Herdplatte ist heiß. Finger weg!


    Das nennt sich Körperliches Wehgefühl.


    Zitat

    Emotion: Dieses Scheiß-Ding ist schon wieder nicht ausgeschaltet worden! Jetzt gibt es aber Ärger!


    Das nennt sich geistiges Wehgefühl.

  • Steuern geht nicht.
    Wichtig ist es, den Mechanismus zu durchschauen und die Fähigkeit zu entwickeln, die Gedanken und Emotionen vorüberziehen zu lassen. Dazu die Fähigkeit und Weisheit zu entwickeln, unterscheiden zu können, was heilsam und was umheilsam ist.


    Der Gedanke: "Oh, da ist ein Mann hingefallen. Was für ein Blödi!" ist erst mal neutral. Es ist nur ein Gedanke, ein paar Zellen, die das abfeuern. Wenn ich hingehe und ihm aufhelfe, ist nichts passiert. Wenn ich dem Gedanken folge und ihn hilflos liegen lasse, ist es unheilsam. Unheilsame Gedanken entstehen einfach, egal wie geläutert ein Mensch ist, denke ich. Es werden mit Durchschauen immer weniger, aber ganz aufhören? Ich glaube nicht. Aber das ist eben egal, wenn die Handlungen anderer Natur sind.


    Ich halte es für ein großes Hindernis, wenn Menschen versuchen ihre Gedanken zu kontrollieren und sich für diese verurteilen. Aber ich halte es auch für einen Fehler, ihnen einfach einen Wahrheitsgehalt zuzusprechen. Der Gedanke: "Was für ein Blödi" von oben entspringt ja Unwissenheit. Vielleicht hat der Mann Parkinson und ist deshalb so wackelig auf den Beinen? Wissen und Nachdenken, kann also hilfreich sein, damit solche Gedanken immer seltener entstehen. Das ist jedenfalls meine ganz persönliche und unbuddhistische Erfahrung. Mein Gedanken sind Illusionen, sind Produkte des Gehirn. Manchmal sind sie nützlich, manchmal hinderlich. Sie sind nicht die Wahrheit, aber sie schaffen meine Wirklichkeit. Mehr muss ich nicht wissen.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Der Gedanke: "Oh, da ist ein Mann hingefallen. Was für ein Blödi!" ist erst mal neutral.


    Hm - diesen Gedanken würde ich schon als unheilsam ansehen, denn man hat aufgrund von Unwissenheit den Mann als "Blödi" bewertet.


    Doris Rasevic-Benz:

    Wichtig ist es, den Mechanismus zu durchschauen und die Fähigkeit zu entwickeln, die Gedanken und Emotionen vorüberziehen zu lassen


    Man kann darüber hinaus noch versuchen zu verhindern, dass unheilsame Gedanken nicht zur unheilsamen Rede oder gar zu einer unheilsamen Tat werden. Das meinte ich auch mit "steuern". Steuern durch Achtsamkeit.

  • Zitat

    Hm - diesen Gedanken würde ich schon als unheilsam ansehen, denn man hat aufgrund von Unwissenheit den Mann als "Blödi" bewertet.


    Ich nicht. Solche Gedanken entstehen einfach. So wie beim Tourette-Syndrom. Ein bisschen was davon hat jeder von uns. Zumindest im Traum.
    So ein Gedanke kann auch mit vollem Wissen entstehen. Prüfe doch mal bei Dir, wie oft Du z.B. auf jemanden sauer wirst, obwohl Du ganz genau weißt, dass es nicht dessen schuld ist.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Prüfe doch mal bei Dir, wie oft Du z.B. auf jemanden sauer wirst, obwohl Du ganz genau weißt, dass es nicht dessen schuld ist.


    Oh, das brauche ich nicht zu prüfen, das passiert schon noch, allerdings merke ich ganz deutlich, dass je länger ich praktiziere, die Gründe dafür abnehmen, dass ich auf jemanden sauer bin. Richtig "sauer" war ich eigentlich schon länger nicht mehr, wenn dann war es eine Art vorübergehender Ärger, ein Beispiel davon habe ich hier im Thread "Umgang mit Ärger" ja beschrieben :)

  • nibbuti:


    Gedanken sind in der Buddhalehre aufsteigende Objekte vor dem geistigen Auge, verbunden mit der Sinneswahrnehmung.
    Gefühle gibt es 3 bzw. 18 oder mehr Arten: (1) angenehme, (2) unangenehme & (3) neutrale Gefühle, jeweils verbunden mit dem Vorgang des (1) Sehens, (2) Hörens, (3) Riechens, (4) Schmeckens, (5) Tastens & (6) Denkens.


    Hier könnte es zu Missverständnissen kommen:
    Das 6. Sinnenbewusstsein ist das „Geistbewusstsein“, welches nach dem Kontakt mit einem Objekt an einer der 5 anderen Sinne über dieses Objekt nachdenken kann.
    Das Geistbewusstsein hat aber zusätzlich die Besonderheit, dass es auch ohne unmittelbaren Kontakt mit einem Objekt über alles Mögliche nachdenken, oder spekulieren kann.
    Ohne diese Besonderheit, wäre ein sogenanntes freies Denken, z. B. über Gott und die Welt nicht möglich.
    Das Denken, welches als Handlung (Tat, Sprache, Denken) unheilsam oder heilsam sein kann und daher ebensolches Karma im Daseinsstrom anhäuft, ist also nicht von einem vorherigen Objekt und aus dem daraus resultierenden Gefühlen abhängig, sondern hat lediglich die Erinnerungsgrundlagen aus dem gespeicherten Karmastrom zur Bedingung.
    Die Gefühle können allerdings, je nach Verblendung richtungsweisend (Anlass) für das Denken sein.


    hedin

  • Sag ich doch, So was wird weniger. Ganz verschwinden? Keine Ahnung.
    Ich halte mich da an Milarepa und die Erzählung, wie er in seiner Höhle Besuch von den Dämonen bekam. Er konnte alle bis auf einen vertreiben. Als er merkte, dass dies nicht ging, lud er ihn zum Tee ein.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Sag ich doch, So was wird weniger. Ganz verschwinden? Keine Ahnung.
    Ich halte mich da an Milarepa und die Erzählung, wie er in seiner Höhle Besuch von den Dämonen bekam. Er konnte alle bis auf einen vertreiben. Als er merkte, dass dies nicht ging, lud er ihn zum Tee ein.


    Liebe Grüße
    Doris


    Hat er ihn auf diese Weise nicht auch vertrieben ?

  • Wenn Du in Kategorien von "Vertreiben und Verjagen" denkst, schon.
    Ich denke, er ist von alleine gegangen, weil alles ver-gäng-lich ist.
    So interpretiere ich es aus meiner eigenen Erfahrung mit Gedanken aller Art. Mir ist noch nie gelungen einen Gedanken zu vertreiben.
    So, und nun vertreibe den Gedanken an einen weißen Elefanten ...



    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.


  • Das ist derselbe Trick wenn Du auf einer Autobahn fährst und auf einer Autobahnbrücke ist ein riesiges Schild angebracht mit den Worten: "Please, ignore this sign!" Es ist unmöglich, es zu ignorieren - genauso wie mit dem weißen Elefanten, vielleicht verschwindet er mit der Zeit, weil das Bild sich auflöst, weil es vergänglich ist oder ich träume heute Nacht noch davon :lol:


    Aber mir ging es ja auch darum:


    Matthias65:

    Man kann darüber hinaus noch versuchen zu verhindern, dass unheilsame Gedanken nicht zur unheilsamen Rede oder gar zu einer unheilsamen Tat werden. Das meinte ich auch mit "steuern". Steuern durch Achtsamkeit.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Steuern geht nicht.
    Wichtig ist es, den Mechanismus zu durchschauen und die Fähigkeit zu entwickeln, die Gedanken und Emotionen vorüberziehen zu lassen. Dazu die Fähigkeit und Weisheit zu entwickeln, unterscheiden zu können, was heilsam und was umheilsam ist.


    Dazu schreibe ich: Ja, liebe Doris.


    Zitat

    Der Gedanke: "Oh, da ist ein Mann hingefallen. Was für ein Blödi!" ist erst mal neutral. Es ist nur ein Gedanke, ein paar Zellen, die das abfeuern. Wenn ich hingehe und ihm aufhelfe, ist nichts passiert. Wenn ich dem Gedanken folge und ihn hilflos liegen lasse, ist es unheilsam. Unheilsame Gedanken entstehen einfach, egal wie geläutert ein Mensch ist, denke ich. Es werden mit Durchschauen immer weniger, aber ganz aufhören? Ich glaube nicht. Aber das ist eben egal, wenn die Handlungen anderer Natur sind.


    Hier: Nein.
    Nicht jeder Mensch hat gleich derartige Bewertungen parat. Es gibt genug mitfühlende Menschen, die sofort nur einen heilsamen Gedanken haben bzw. sofort handeln, nämlich: "Oh, schnell hin, helfen!"
    Also das hängt ja wohl eher damit zusammen, wie ich "gestrickt" bin. Und dieses Strickmuster lässt sich durchaus aufrebbeln. Und wenn ich immer wieder erstmal unheilsam denke, dann hilft durchaus ein "ernsthaftes inneres Wort mit mir selbst", was und wie ich denn wohl jetzt und mein zukünftiges Leben denken, reden und handeln will. Dazu muss ich mich nicht verurteilen und auch nicht zwingen, da geh ich ganz behutsam mit mir um, denn so zu sein, hab ich nie wirklich gewollt. Das hat ja einen Grund, wieso ich so geprägt bin. Es kann auch durchaus sein, dass ich mir dessen noch nie wirklich bewusst war. Insofern finde ich es durchaus wichtig, sich völlig der Motivation und Gewohnheiten meines Denkens und Fühlens bewusst zu werden.


    Zitat

    Ich halte es für ein großes Hindernis, wenn Menschen versuchen ihre Gedanken zu kontrollieren und sich für diese verurteilen. Aber ich halte es auch für einen Fehler, ihnen einfach einen Wahrheitsgehalt zuzusprechen. Der Gedanke: "Was für ein Blödi" von oben entspringt ja Unwissenheit. Vielleicht hat der Mann Parkinson und ist deshalb so wackelig auf den Beinen? Wissen und Nachdenken, kann also hilfreich sein, damit solche Gedanken immer seltener entstehen. Das ist jedenfalls meine ganz persönliche und unbuddhistische Erfahrung. Mein Gedanken sind Illusionen, sind Produkte des Gehirn. Manchmal sind sie nützlich, manchmal hinderlich. Sie sind nicht die Wahrheit, aber sie schaffen meine Wirklichkeit. Mehr muss ich nicht wissen.


    Ob der Mann Parkinson hat oder besoffen ist, spielt eigentlich keine Rolle. Und wie oft muss ich mir denn meine Unwissenheit vor Augen führen, um endlich frei von der Verblendung zu denken, reden und handeln? Hilfreich kann das Nachdenken darüber sein, aber das tun bereits Kinder, wenn sie dazu eine Entsprechung haben. Wie alt muss ich also werden, um die Konsequenzen meiner aufrecht erhaltenen Unwissenheit zu ignorieren?


    Aus den Gedanken entsteht das Fühlen, wenn ich diese Gedanken sich entfalten lasse und mit meinen Erfahrungen, Wünsche und Ängsten fülle. Hab ich das verinnerlicht, werde ich die Gedanken bereits am Eingang sortieren. Das ist kein Hindernis, auch wenn es zu Beginn komplizierter erscheint. Mit genügend Gewahrsein (Fitnesstraining entspricht in etwas dem Muskeltraining 8) wird das zum Selbstgänger. Es hat einmal jemand den Vergleich genannt: "wie das Entgegengehen einer größeren Menschenmenge. Da wird auch nicht jeder einzelne angeschaut. Jeder wird einfach hinter mir gelassen." Wobei, wenn ich das praktiziere, das ja nicht bedeutet, dass ich niemanden mehr wahrnehme. Aber ich bleibe nicht hängen: "Der ist doof, die hat rote Haare, klein, groß, dick, dünn ...".


    Dieses Hängenbleiben würde ich als Gefühlsentstehung bezeichnen.
    _()_ Monika

  • Hallo Matthias,


    Matthias65:

    Interessant finde ich, dass es keine Quelle auszumachen gibt woher die Gedanken kommen. Sie scheinen schon immer da gewesen sein. Und wie schnell ein unheilsamer Gedanke zur unrechten Rede wird wenn man nicht sehr achtsam mit seinen Gedanken und mit seiner Zunge umgeht.


    Und wie schnell eine unachtsame Empfindung zu einem unheilsamen Begehren führt;
    Und wie schnell ein unachtsames Begehren zu einem unheilsamen Anhaften führt.


    Gedanken sind nicht einfach da.
    Es gibt immer Bedingungen, die Voraus gehen. (-> Bedingtes Entstehen)
    Ein Gedanke entsteht, wenn die Bedingungen dafür gegeben sind.


    Zitat

    Abhängig vom Sinnesorgan und Sinnesobjekten entsteht Sinnesbewußtsein; das Zusammentreffen der drei ist Kontakt; durch den Kontakt bedingt ist Gefühl; durch das Gefühl bedingt ist Begehren.
    M148

    Zitat

    Bedingt durch Sinnesorgan und Sinnesobjekte entsteht Sinnesbewußtsein; das Zusammentreffen der drei ist Kontakt; durch den Kontakt bedingt ist Gefühl. Was man fühlt, das nimmt man wahr. Was man wahrnimmt, darüber denkt man nach. Worüber man nachdenkt, darüber ufert man begrifflich aus. Mit dem als Quelle, worüber man begrifflich ausgeufert ist, bedrängen einen Mann die Konzepte, die von begrifflicher Ausuferung geprägt sind, und sich auf vergangene, zukünftige und gegenwärtige Geistesobjekte, die mit dem Geist erfahrbar sind, beziehen.
    M18


    Schöne Güße


  • Liebe Monikamarie,


    das war doch nur ein Beispiel. Natürlich gibt es Leute, die anders denken in so einem Moment. Ich wollte den Unterschied verdeutlichen, dass der Gedanke und die Emotion anders sein können als die Handlung, und dass es im Wesentlichen auf die Handlung ankommt. Die meisten kennen das doch: Da geht im Gewühl jemand vor einem, man selbst hat es eilig und kommt nicht vorbei: "Dieser Idiot! Kann der nicht schneller gehen?!" Wir hauen ihn in der Regel nicht rüde auf die Seite, sondern entschuldigen uns höflich, wenn wir uns vorbeidrücken. Ebenso das Auto, davor uns fährt und wir haben es eilig. Oder die Frau in der Schlange an der Kasse vor uns. Oder lauter rote Ampelschaltungen und wie fluchen auf die Leute, die das gemacht haben usw.


    Wie alt Du werden musst? Keine Ahnung. Sei nicht so ungeduldig mit Dir und den lieben Mitmenschen. :D
    Manchmal sind es die kleinsten Selbstverständlichkeiten, die nicht umgesetzt werden können, egal wieviel Jahre Meditation und Buddhadharma einer auf dem Buckel hat. Das Forum liefert uns genügend Anschauungsmaterial. Jeder hier weiß ganz genau, wie er sich besser zu verhalten hat, und es gelingt doch oft genug nicht. Wir bleiben hängen an den Vorurteilen, weil sie nun mal eine feste Gewohnheit sind. Und sie bereiten ein Lustgefühl: Sind die anderen blöd, bin ich immer besser. Das ist eine Emotion, die ist nötig zur Aufrechterhaltung des Selbstbildes. Da entstehen dann solche Gedanken und Emotionen wohl häufiger. Ich kann bei mir zumindest feststellen, dass es sich von der Jugend zu jetzt stark verändert hat und bringe das durchaus mit meinem Selbstbild und wachsender Selbstsicherheit in Verwindung. Die Diskussion, was das ist, ist ein anderes Thema und wäre wohl abendfüllend.


    Ich möchte Dir beipflichten, dass die "Gedanken bereits am Eingang" sortiert werden können. Das ist auch einer meiner Übungen. Also solche Gedanken zu erkennen, mittels Achtsamkeit, und sie nicht weiter verfolgen. Ich nenne das "nicht auf den Zug aufspringen". Denn das eine ergibt sich aus dem anderen. Die Gedanken einen solchen Zuges verstärken sich gegenseitig. Ein einfaches "Stopp" funktioniert oft. Wenn das nicht funktioniert, dann vergegenwärtig ich mir, dass es nur Gedanken sind ohne Wahrheitsgehalt. Wenn das nicht funktioniert, dann spinne ich eine Geschichte drumrum, wie es auch ganz anders sein könnte usw. Ich wende alles mögliche an. Am einfachsten ist es, wenn ich einfach in dem Moment in eine "Sekundenmeditation" gehe. Dann ist es ohnehin weg.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Mirco:

    Und wie schnell eine unachtsame Empfindung zu einem unheilsamen Begehren führt;
    Und wie schnell ein unachtsames Begehren zu einem unheilsamen Anhaften führt.


    Gedanken sind nicht einfach da.
    Es gibt immer Bedingungen, die Voraus gehen. (-> Bedingtes Entstehen)
    Ein Gedanke entsteht, wenn die Bedingungen dafür gegeben sind.


    Hallo Mirco,


    Du hast natürlich recht. Gedanken sind ein Teil der Kette im Kreislauf des Bedingten Entstehens.

  • Doris Rasevic-Benz:

    Sag ich doch, So was wird weniger. Ganz verschwinden? Keine Ahnung.
    Ich halte mich da an Milarepa und die Erzählung, wie er in seiner Höhle Besuch von den Dämonen bekam. Er konnte alle bis auf einen vertreiben. Als er merkte, dass dies nicht ging, lud er ihn zum Tee ein.


    ich denke, wenn man alle unwissenheit ("subtile" falsche ansicht), als karmisch sieht, dann koennte es hemmen, weil man evtl versucht besonders sorgsam/aufmerksam zu sein, um nichts falsch zu machen, aber sich dadurch verstrickt oder etwas neues zum klebenbleiben findet (unbewusst) und es evtl noch komplizierter macht, als es gut ist. darum halte ich doris ansicht fuer praktisch "heilsam", dass man (je nach problem) nicht alle unwissenheit eine karmische ursache zuspricht oder es zur not als anfangslos bezeichnet. da buddhistisch "unwissenheit" sinngemaess "falsche verbindung/ansicht" ist, ist es quasi karmisch, aber der lebenspraxis wegen betrachte ich es bei "neutralen" gefuehlen/gedanken (manchmal auch bei nichneutralen) wie doris (nicht persoenliches bewusstes "vorbeiziehen" lassen). der nichtklebenden beobachtung wegen und damit ich mir trotz "samsara" genug existenzrecht lasse (potentieller platz fuers sosein).

    Einmal editiert, zuletzt von SPK ()

  • Hallo,


    Matthias65:

    Interessant finde ich, dass es keine Quelle auszumachen gibt woher die Gedanken kommen.


    ist das denn bei den (anderen) Sinnesobjekten anders? Wenn ich z. B. meine Augen aufmache, dann sind die Dinge, die ich sehe, auch einfach nur "da". Selbst wenn ich auf eine "Quelle" stoße, was ist dann mit der? Am Ende bleibt die bloße Konfrontation oder Kollison mit "Tatsachen" (einschließlich sogenannter "Bedingungen"), die sich nicht herleiten, sondern bloß feststellen lassen.


    Grüße

  • Mirco:
    Zitat

    Bedingt durch Sinnesorgan und Sinnesobjekte entsteht Sinnesbewußtsein; das Zusammentreffen der drei ist Kontakt; durch den Kontakt bedingt ist Gefühl. Was man fühlt, das nimmt man wahr. Was man wahrnimmt, darüber denkt man nach. Worüber man nachdenkt, darüber ufert man begrifflich aus. Mit dem als Quelle, worüber man begrifflich ausgeufert ist, bedrängen einen Mann die Konzepte, die von begrifflicher Ausuferung geprägt sind, und sich auf vergangene, zukünftige und gegenwärtige Geistesobjekte, die mit dem Geist erfahrbar sind, beziehen.
    M18


    Aus diesen für mich nicht ganz einfach verständlichen Text könnte man vielleicht folgendes ableiten:


    Solange ein dingliches Objekt vor einem der Sinnenorgane vorhanden ist, wird als Folge des Bewusstseins karmische Wirkung (vipaka) in Form von Gefühlen erlebt.
    Ist das dingliche Objekt vor den Sinnenorganen weggefallen und es wird als Geistobjekt erfahren, dann wird als Folge Karma (Ursache) aufgebaut.
    Das Erfahren eines Geistobjekts über das Geistbewusstsein ist nur im Konsens mit den Konzepten, die mit begrifflicher Ausuferung geprägt sind, möglich.
    (Ich nannte das einmal unermessliche Ursachen.)


    Willensfreiheit....?!


    hedin

  • JazzOderNie:

    ich denke, wenn man alle unwissenheit ("subtile" falsche ansicht), als karmisch sieht, dann koennte es hemmen, weil man evtl versucht besonders sorgsam/aufmerksam zu sein, um nichts falsch zu machen, aber sich dadurch verstrickt oder etwas neues zum klebenbleiben findet (unbewusst) und es evtl noch komplizierter macht, als es gut ist.


    darum halte ich doris ansicht fuer praktisch "heilsam", dass man (je nach problem) nicht alle unwissenheit eine karmische ursache zuspricht oder es zur not als anfangslos bezeichnet. da buddhistisch "unwissenheit" sinngemaess "falsche verbindung/ansicht" ist, ist es quasi karmisch, aber der lebenspraxis wegen betrachte ich es bei "neutralen" gefuehlen/gedanken (manchmal auch bei nichneutralen) wie doris (nicht persoenliches bewusstes "vorbeiziehen" lassen). der nichtklebenden beobachtung wegen und damit ich mir trotz "samsara" genug existenzrecht lasse (potentieller platz fuers sosein).


    Ich denke, letztlich ist es egal welche gedankliche Ansicht man von dem hat, was in der Gegenwart geschieht, weil der Bereich, in dem Unwissenheit erkannt wird, eh frei von gedanklichen Ansichten ist. Ansichten sind etwas zum loslassen.


    Schöne Grüße

  • Mirco:

    Ich denke, letztlich ist es egal welche gedankliche Ansicht man von dem hat, was in der Gegenwart geschieht, weil der Bereich, in dem Unwissenheit erkannt wird, eh frei von gedanklichen Ansichten ist. Ansichten sind etwas zum loslassen.


    ja, die falschen.