Ichbezogenheit ?

  • Hallo Online-Sangha!
    Ich habe immer wieder einen Konflikt mit dem Thema Ich-Bezogenheit. Bei mir scheint es weniger der klassische Egoismus das Problem zu sein, sondern eher dass ich glaube die Dinge nicht verdient zu haben, wenn ich mir etwas gönnen will. Das wurde durch meine buddhistische Praxis eher noch gesteigert. Gestern habe ich z.B. an unserem Gartenpavillon weitergearbeitet. Dabei hatte ich aber irgendwie die ganze Zeit über ein schlechtes Gewissen, weil ich diesen ja für mein eigenes Vergnügen (und das meiner Familie) aufbaue. Es schien mir irgendwie egoistisch zu sein. Genauso ist es, wenn ich mich mit einem meiner Hobbys beschäftigen will. Da kommt dann immer der innere Kritiker, der mich selbst als zu egoistisch bezeichnet. Das raubt mir dann natürlich ganz schön die Freude an den Dingen. Aber es kann sich dabei doch wohl nur um ein Missverständnis handeln oder ? Kann ja nicht sein, dass man alle Dinge die einem Freude bereiten einfach aufgeben sollte ...
    Wie seht ihr das ?
    MfG KZD

  • Alles was Spaß macht, ist entweder unmoralisch oder macht dick. :grinsen::lol::lol:


    Und ja, aus meiner Sicht ist es ein Missverständnis.

  • Ji'un Ken:


    Und ja, aus meiner Sicht ist es ein Missverständnis.


    aus meiner auch.

  • Karma Zang Den:

    Hallo Online-Sangha!
    Ich habe immer wieder einen Konflikt mit dem Thema Ich-Bezogenheit. Bei mir scheint es weniger der klassische Egoismus das Problem zu sein, sondern eher dass ich glaube die Dinge nicht verdient zu haben, wenn ich mir etwas gönnen will. Das wurde durch meine buddhistische Praxis eher noch gesteigert. Gestern habe ich z.B. an unserem Gartenpavillon weitergearbeitet. Dabei hatte ich aber irgendwie die ganze Zeit über ein schlechtes Gewissen, weil ich diesen ja für mein eigenes Vergnügen (und das meiner Familie) aufbaue. Es schien mir irgendwie egoistisch zu sein. Genauso ist es, wenn ich mich mit einem meiner Hobbys beschäftigen will. Da kommt dann immer der innere Kritiker, der mich selbst als zu egoistisch bezeichnet. Das raubt mir dann natürlich ganz schön die Freude an den Dingen. Aber es kann sich dabei doch wohl nur um ein Missverständnis handeln oder ? Kann ja nicht sein, dass man alle Dinge die einem Freude bereiten einfach aufgeben sollte ...
    Wie seht ihr das ?
    MfG KZD


    Du sollst die Dinge dir dir Freude machen nicht aufgeben.
    Sieh es so: Was immer dir Freude macht, gibt dir Energie für die (zb buddh.) Praxis. Das heißt, es wird allen (besonders deiner Umgebung) zugute kommen wenn es dir gut geht. Also sorge dafür.
    Sorge für dich. Sorge gut für dich.



    Dankbarkeit - vielleicht hilft dir Dankbarkeit. Ein kleines Ritual (als Vorschlag) :
    Wenn du nächstens an deinem Gartenpavillon weiterarbeitest, in der Hängematte ausruhst oder ein gutes Mahl zu dir nimmst - setze ein Dankgebet davor, danke dafür dass so viele Menschen daran mitgearbeitet haben (die Früchte geerntet, die Nägel geschmiedet, die Hängematte geknüpft,...) und du das jetzt verwenden oder/und genießen kannst. Gib einen Teil davon (von deinem Eieromlett) symbolisch als Spende -
    so wie Seeleute einen Schluck aus der Flasche Poseidon dem Meeresgott opfern; als Symbol für Wertschätzung und auch zur Kultivierung von etwas Demut (die uns Westlern ja nie schadet :->)


    Nähre dich gut - Und in deiner Praxis, und mit den Erfolgen deiner Praxis, gibst du es zurück

  • Hallo KZD,


    ich denke auch, dass hier ein Missverständnis vorliegt.
    Wenn du unglücklich wirst, kann da was nicht stimmen. Ich denke es geht vielen so, dass sie den Egoismus (besser Egozentrismus) als etwas Negatives sehen und sich selbst dafür tadeln. (passiert mir auch manchmal)
    Ich sehe das so, dass Egozentrismus etwas ganz Natürliches ist und auch ganz neutral betrachtet werden sollte. Es geht ums Durchschauen, nicht ums Ablehnen. Etwas aufzugeben, was man nicht vorher durchschaut hat, geht meines Erachtens gar nicht. Und wenn man durchschaut hat, dass Etwas nicht hilfreich ist, dann geschieht das Loslassen ganz von selbst. Kein Grund zum Selbsttadel.


    Es ist aus meiner Sicht sinnlos sich für die angenehmen Gelegenheiten im Leben zu tadeln. Man kann jede Gelegenheit zur Praxis nutzen. Die angenehmen Dinge um nicht daran zu haften und die unangenehmen Dinge um sie nicht abzulehnen. Das heißt zu wissen, dass alles vergänglich ist. Aber Freude ist mAn nie etwas Schlechtes.


    Liebe Grüße
    Mab

    Das Geschriebene entspricht meinem derzeitigen Verständnis. Bitte weist mich barmherzig darauf hin, wenn Etwas unangemessen ist.


  • Wenn ich einer Wespe gerne zuschaue, wie sie um einen Wassermelonenschnitz von mir kreist, bin ich dann wespenfeindlich, wenn mir doch noch der Geduldsfaden reißt und ich sie verscheuche?
    Bin ich egozentriert, wenn ich Steine an einem Fluss ins Wasser werfe und dazwischen nicht warten kann bis sich die Wellen wieder legen?
    Bin ich ein Wespenfreund oder einer der Wespen nur tolleriert? Bin ich ein Egozentrist oder einer der etwas bewegen möchte?
    Kann ich das eine tun und das andere lassen?
    Aber eines weiß ich. Freu mich jetzt schon auf den Sommer... :)

  • gbg:

    Wenn ich einer Wespe gerne zuschaue, wie sie um einen Wassermelonenschnitz von mir kreist, bin ich dann wespenfeindlich, wenn mir doch noch der Geduldsfaden reißt und ich sie verscheuche?
    Bin ich egozentriert, wenn ich Steine an einem Fluss ins Wasser werfe und dazwischen nicht warten kann bis sich die Wellen wieder legen?
    Bin ich ein Wespenfreund oder einer der Wespen nur tolleriert? Bin ich ein Egozentrist oder einer der etwas bewegen möchte?
    Kann ich das eine tun und das andere lassen?
    Aber eines weiß ich. Freu mich jetzt schon auf den Sommer... :)


    Auf solche Fragen muss wohl jeder selbst eine Antwort finden :).
    Mir ist der Sommer meißt zu warm :P

    Das Geschriebene entspricht meinem derzeitigen Verständnis. Bitte weist mich barmherzig darauf hin, wenn Etwas unangemessen ist.

  • Mab:

    ...
    Auf solche Fragen muss wohl jeder selbst eine Antwort finden :)...


    Weise, sehr weise. :D

  • Hi,
    vielen Dank für die Antworten! Sie waren sehr hilfreich für mich. Irgendwie quälen mich wohl schon mein halbes Leben diese Gedanken, dass ich etwas nicht verdient habe oder mir erst verdienen muss. Wenn ich abends genüsslich auf der Couch sitzen will, dann muss ich vorher irgendwie was "Sinnvolles" getan haben (wie viel arbeiten etc.). Sont habe/hatte ich ein schlechtes Gewissen. Aber ein schlechtes Gewissen ist wohl auch nichts weiter als eine "Spielart" der Ich-Bezogenheit.
    Aber es macht durchaus Sinn, Dankbarkeit und Wertschätzung für die Dinge zu entwickeln denke ich. Das kann man ja für die kleinsten Dinge bereits tun.
    Ablehnung von etwas ist ja auch nur die Kehrseite von Anhaftung an etwas. Also 2 Seiten der gleichen Medaille. Das es keinen Sinn macht, sich etwas abzugewöhnen ohne es vorher als "wenig nutzbringend" durchschaut zu haben erscheint mir auch völlig logisch. Denn das ist es ja wieder nur Ablehnung und somit wenig hilfreich.
    Danke liebe Online-Sangha!!!
    Möget ihr alle glücklich sein!
    Viele Grüße
    KZD

  • Hi,
    im Übrigen ist mir klar geworden, dass es gar nicht sein kann, dass ich etwas habe das ich nicht verdient habe. Denn sonst würde doch Ursache und Wirkung keinen Sinn machen, oder ? Wenn etwas zu mir gekommen ist, dann muss für diese Wirkung auch eine Ursache dagewesen sein. Also macht es überaus Sinn, es in vollen Zügen zu genießen solange es da ist, natürlich immer im Gewahrsein der Vergänglichkeit aller Dinge.
    MfG KZD

  • Dieser innere Kritiker und dieses Nichtverdienthaben(wollen), sind auch gängige, hier weitverbreitete psychologische Phänomene. Man kann sich fragen: wer hat das eigentlich nicht?
    Es ist sehr interessant, daran zu arbeiten, wenn man mit normalen Vernunftargumenten bei sich selbst nicht mehr weiterkommt. Manchmal ist es ja so, dass eine Sache intellektuell völlig logisch ist ("Ich darf mit was gönnen"), aber die Prägung und die negativen Denkmuster sind so tief eingefleischt, dass es kein Drankommen gibt. Wider besseres Wissen zieht man sich dann mit immer wieder dem selben Mist herunter.
    Irgendwo auf unserem Dachboden hab ich noch ein tolles Buch, dass mir damals den Horizont geöffnet hat. Es handelte irgendwie vom Inneren Kind und vom Inneren Kritiker und forderte dazu auf, das Innere Kind zu entdecken und zu trösten.
    Es gibt da auf diesem Psychomarkt heutzutage bestimmt unglaublich viel weiterführende hilfreiche Literatur über dererlei Sachen.
    Manchmal sind es Kindheitserlebnisse oder auch Familienprägungen (also so ein Dings, was viele Familienmitglieder unerkannt mit sich herumschleppen), die als Ursache der Motor für selbstquälende Tendenzen bleiben, solange man es nicht erkannt hat und dem etwas entgegensetzen konnte.


    Karma Zang Den:

    Hi,
    im Übrigen ist mir klar geworden, dass es gar nicht sein kann, dass ich etwas habe das ich nicht verdient habe. Denn sonst würde doch Ursache und Wirkung keinen Sinn machen, oder ? Wenn etwas zu mir gekommen ist, dann muss für diese Wirkung auch eine Ursache dagewesen sein. Also macht es überaus Sinn, es in vollen Zügen zu genießen solange es da ist, natürlich immer im Gewahrsein der Vergänglichkeit aller Dinge.
    MfG KZD


    Buddhistisch gesehen, kann man ruhig alles genießen - aber es zu widmen ist dann eine sicherere Sache. Denn wenn man es im Lichte von Karma und den Anlagen sieht, verbraucht man es ja dann in dem Moment, wenn man es genießt. Also wird das Konto theoretisch leerer. Deshalb erträgt der Yogi geduldig schlechte Umstände und bei Wohlsein ist ihm etwas mulmig: weil er weiß, dieses verbraucht sich jetzt dadurch.
    Das Widmen, oder dem Buddha darbringen, verdeutlicht einem :" Möge dieses in irgendeiner Weise dem Wohle aller dienen." So ist auch die Ich-Bezogenheit ausgetrickst.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Hi,
    danke für die Antwort. Ja das mit dem inneren Kind ist eine Sache, die ich auch schon gehört habe. Ich werde mich dahingehend mal um Literatur bemühen. Glaube Thich Nath Han hat da was zu verfasst und ich weiß, dass dieses Thema auch in der Psychoanalyse bereits angekommen ist. Das mit dem Widmen ist eine schöne Sache - das werde ich auch tun. Allerdings nicht, um mein schlechtes Gewissen zu pushen. Falls der Yogi wirklich ein mulmiges Gefühl hat, wenn ihm etwas gutes widerfährt, würde ich das für sehr komisch halten. Denn dann kann er es ja nicht genießen. Somit sehnt er sich wohl wieder nach unangenehmen Umständen ? Das macht doch keinen Sinn. Wenn er achtsam im Moment lebt, wovon ich bei einem Yogi ausgehe, dann denkt er glaube ich nicht an die Zukunft oder die Vergangenheit. Also nicht daran, dass es bald wieder schlechter geht.

  • Zitat

    Wenn er achtsam im Moment lebt, wovon ich bei einem Yogi ausgehe, dann denkt er glaube ich nicht an die Zukunft oder die Vergangenheit. Also nicht daran, dass es bald wieder schlechter geht.


    Damit bin ich einverstanden. Mit dem Wort "mulmig" hab ich die Sache wohl etwas überzeichnet. :)

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee: