Beiträge von Satori

    Hallo liebe Forenmitglieder,
    ich habe bewusst nicht geschrieben ''Rinzai vs. Soto'' oder ähnlichen Unsinn, da ich beide als verschiedene Weg zu einem gemeinsamen ziel sehe. Ich würde nur gerne mehr über die beiden Ansätze erfahren, um zu sehen, welcher Weg besser zu mir passt. Es geht mir also nicht um einen Schlagabtausch, da ich gerne mehr über die Philosophie und Praxis der beiden Ansätze lernen würde und gerne wüsste, wo die Ähnlichkeiten, Unterschiede und Schwerpunkte liegen. Ich habe gelesen, dass die Unterschiede in der Realität verschwimmen und keine strenge Linie geführt wird, dass es häufig einfach nur vom Lehrer abhängt, ob im Soto auch/mehr Koan-Arbeit betrieben wird und im Rinzai auch/mehr Shikantaza. Ein echter Unterschied, der beibehalten zu werden scheint ist, dass man im Rinzai zur Mitte gewandt sitzt, im Soto dagegen zur Wand gewandt sitzt. Ich würde z.B. gerne Wissen, ob es in der Soto-Schule auch Dokusan gibt? Oder ich einen Soto-Lehrer um Koanarbeit und Betreuung bitten kann, denn es scheint ja schon gewisse Regeln zu geben, die konstant sind (Sitzrichtung) und von keinem Lehrer verändert werden. Was ist also konstant? Was kann/darf varrieren? Was wird in der Praxis häufig unterschiedlich gemacht?


    Ji'un Ken hat dazu schon einen Verweis auf einen interessanten Beitrag gepostet: viewtopic.php?f=12&t=10267#p186146


    Vielleicht könnte ja andere, z.B. auch ein Soto-Zenni mal einfach so den Ablauf der Praxis im Soto beschreiben. Gibt es da wirklich feste, rituelle Unterschiede? Wenn ja welche?


    Ich habe die Suchfunktion bereits benutzt, aber nichts zufriedenstellendes gefunden, daher hoffe ich, dass das hier kein Doppelpost ist.
    Ich weiß, dass ist wieder nicht nur ne volle Teetasse, sondern ne ganze Kanne voll, aber ich hoffe ihr könnte mir helfen, die Kanne leer zu kriegen.


    Herzlichst
    Satori

    Grund:
    Satori:


    Es ist insofern das Gegenteil, dass die Anwendung von Sprache keinen Widerspruch zum Aufhängen an Sprache darstellt, sondern wesentlicher Bestandteil dessen ist.


    Schau, das Gegenteil von "Das erste widerspricht dem zweiten nicht" ist "Das erste widerspricht dem zweiten". Das Gegenteil von Verneinung ist Bestätigung.
    Was du meinst ist, dass die Anwendung von Sprache nicht ausschließt, dass man (dein OT) "sich daran aufhängt".


    Ok, ich unternehme mal den Versuch mich zu erklären und meine Aussage nachvollziehbar zu machen. Das ''Ganz im Gegenteil'' bezog sich nicht auf den gesamten Satz ''Das erste widerspricht dem zweiten nicht'', sondern nur auf den Teilsatz ''Das erste widerspricht dem zweiten''. Ich habe ''Das erste widerspricht dem zweiten'' erst durch Anhängen von ''nicht'' verneint und dann noch einmal gesteigert, indem ich hinzugefügt habe, dass das Gegenteil von ''Das erste widerspricht dem zweiten'' der Fall sei. Die Frage ist nur, ob Nicht-der-Fall-Sein von etwas dessen Gegenteil ist oder dazu noch mehr gehört. Denn ja, das Gegenteil von 'widersprechen' ist 'nicht-widersprechen', doch unter 'nicht-widersprechen' fallen mindestens zwei Bedeutungen: bestätigen oder bloßes Unbestimmt-Lassen. In letzterem Fall widerlegt 'Anwendung von Sprache' das Aufhängen daran nicht, beweist es aber genauso wenig. Es ging mir hier nur um die schwächere, zweite Bedeutung, des Unbestimmt-Lassen...

    Grund:

    Aber es ist kein wesentlicher "Bestandteil", wie du falsch schlussfolgerst. Warum? Weil die Anwendung von Sprache auch nicht aussschließt, dass man sich "nicht daran aufhängt". Denn sonst könnte man ja jedem, der sich sprachlich ausdrückt unterstellen, dass er sich "an Sprache aufhänge".


    Wesentlicher-Bestandteil-Sein ist nur ein einseitiges Verhältnis, kein wechselseitiges. Das Anwenden von Sprache ist ein wesentlicher Bestandteil vom Aufhängen an Sprache, weil das Aufhängen an Sprache nicht möglich ist, ohne Sprache zu anzuwenden (Anwenden verstehe ich ganz allgemein). Das Aufhängen ist eine von vielen Formen, in der Sprachanwendung auftritt. Wesentlicher-Bestandteil-Sein bedeutet nicht, dass der Teil (Anwendung) nur als Teil vom Ganzen (Aufhängen) auftreten kann und an diesen gebunden ist, das Ganze kann aber nur mit seinen wesentlichen Bestandteil auftreten und ist and diese gebunden, d.h. Aufhängen kommt nur mit Anwendung daher, macht man ja etwas mit Sprache. Anwendung kann aber (logischerweise) auch ohne Aufhängen daherkommen.

    Grund:

    Hat der Buddha sich sprachliche ausgedrückt? Ja. Hat er sich deswegen "an Sprache aufgehängt"? Und wie verhält es sich mit deiner eigener Anwendung von Sprache?


    Gerade deswegen finde ich sprachliche Spitzfindigkeit ja auch lächerlich, weil ich mir der Schwäche von Sprache bewusst bin. Ich lese ja auch nicht buddhistische Text und schließe von Widersprüchlichkeit oder Unzulänglichkeit in einer Aussage direkt auf die Gedankenstruktur. Du liest ja ein Koan vermutlich auch nicht wörtlich und genau das soll ein Koan doch lehren. Ich lege die Formulierung eines Koan nicht auf die Goldwaage und so tue ich es auch für gewöhnlich bei meinen Mitmenschen nicht: Ich versuche zu verstehen, was sie wohl meinen und was sich hinter einer vielleicht unglücklichen Formulierung verbirgt. Tendenziell unterstelle ich jedem Menschen, dass er Recht hat, es nur nicht immer so gut formulieren kann. Vermutlich reden wir gerade auch vollkommen aneinander vorbei und es ist alles nur heiße Luft...

    Grund:


    Du bevorzugst es aber mir zu unterstellen, dass ich mich "an Sprache aufhänge", weil ich dir oben nicht zugestimmt habe, sondern deine spekulative Behauptung, dass "der Buddha was im Kopf gehabt hat" mit "Das denkst du, ja" nur als das Produkt deines Denkens bestätigt habe, aber eben nicht mehr als nur das Produkt deines Denkens. Ebenso wie du nicht wissen kannst, ob ich mich "an Sprache aufhänge" oder nicht, kannst du nicht wissen ob "der Buddha was im Kopf gehabt hat". Beides ist nur das Produkt deines Denkens. Es scheint also nur deine Frustration darüber zu sein, keine Bestätigung deiner Spekulation erhalten zu haben, die dich bewegt hat, mir zu unterstellen, dass ich mich "an Sprache aufhängen" würde.


    Nein, der Schein trügt in diesem Fall. Es war nicht der Frust, keine Zustimmung zu erhalten, der mich dazu brachte das zu bemerken. Es war die Tatsache, dass doch jede Äußerung ihren sprachlichen Grenzen unterworfen ist, selbst deine Kritik, dass ich denke, beruht nur darauf, dass du denkst, dass ich das denke. Dir das aber vorzuwerfen wäre ein Aufhängen an Sprache meinerseits, vollkommen nutzlos und man könnte sagen absoluter Un-Zen. Natürlich denke ich es. Gedanken werden nunmal gedacht. Das Problem schwebt aber generell über jeder sprachlichen Aussage und ich bin mir dessen wohl bewusst. Dein Hinweis hat mich daher nicht frustriert, weil ich mich in diesem Forum nicht herumtreibe um Bestätigung zu suchen, sondern um zu lernen. Er hat mich dagegen viel eher provoziert, einerseits aufgrund deines notorischen Brillen-Smileys, das ich, wie ich glaube viele andere, bis jetzt nicht verstanden habe und das auf mich eine selbstgefällige Arroganz und Respektlosigkeit ausgestrahlt, die ich versucht habe zu ignorieren, da es ansonsten vollkommen unkonstruktiv geworden wäre, da ich wie gesagt nicht ansatzsweise verstehe, was du damit vermitteln willst. Ich bin alles andere als ein Feind von Smileys, aber vielleicht solltest du Bedenken, dass dieses Smiley auch seine Wirkung mit sich bringt und in meinem Fall auf mich häufig herablassende, übersteigerte Selbstsicherheit ausstrahlt und ich vermute, dass es viele andere gibt, auf die die Wirkung ähnlich ist. Ich weiß nicht, was du damit tatsächlich herüberbringen willst, aber es kann sein, dass es deine Botschaften stark verzerrt. Das nur mal als Feedback... Andererseits finde ich den sich selbst erklärenden Hinweis darauf, dass ich einen Gedanken denke, ohne stattdessen zu begründen, warum es denn eigentlich unwahrscheinlich sein könnte, dass mein Gedanke richtig ist, vollkommen unkonstruktiv. Ich für meinen Teil, sehe den Zweck diese Forums darin, effektiv Wissen und Erfahrung zu teilen und dazu gehört für mich, sich um Nachvollziehbarkeit der Beiträge zu bemühen, wie ich es gerade in diesem Monster-Beitrag (tschuldigung... :oops: ) versuche. Im meinem letzten Beitrag nenne ich z.B. einen Einwand, der mir erst später in den Sinn gekommen ist und den ich wesentlich konstruktiver gefunden hätte als ein Hinweis auf die Schwierigkeit allen Wissens generell...

    Grund:


    Und dass du die Absicht verneinst, das Wohlwollens eines lange bereits Verstorbenen auf dich projizieren zu wollen, das erscheint etwas merkwürdig. Denn wer sollte schon so etwas Absurdes im Sinn haben, dass du es als notwendig erachtest, hier zu erwähnen, dass du es nicht im Sinn hast?


    Klar, absurd ist diese Haltung, daher auch meine Aussage. Dass ich das geschrieben habe liegt daran, dass Buddhismus immerhin auch Weltreligion ist und dass es doch viele Menschen zu geben scheint, die um den Buddha eine Art Personenkult und Orthodoxie betreiben, wo der Buddhismus zum Selbstläufer zu werden scheint und der Buddha als Heiliger mystifiziert wird. Sowas passiert ja am laufenden Bande, nicht nur in Buddhismus, sondern auch in Politik etc. Ich wollte nur meine Haltung klarmachen, dass ich mich von orthodoxem Denken abgrenze um vielleicht andere interessante Gegenposition dazuzuhören.

    Grund:
    Satori:

    Das ist Ansichtssache. Das erste widerspricht dem zweiten nicht. Ganz im Gegenteil, letzteres bedingt ersteres. ;)


    "letzteres bedingt ersteres" ist aber nicht das Gegenteil von "Das erste widerspricht dem zweiten nicht". 8)


    Es ist insofern das Gegenteil, dass die Anwendung von Sprache keinen Widerspruch zum Aufhängen an Sprache darstellt, sondern wesentlicher Bestandteil dessen ist. Doch bevor wir uns vollkommen in Off-Topic-Grundsatzdebaten verstricken, kehre ich mal wieder zum eigentlichen Punkt zurück. Ich hätte den Einwand nachvollzogen, dass Buddha keine 1-Mann-Schule geduldet hätte, weil er Separatisten zu seiner Zeit nicht gut heißen konnte. Ich habe dazu vor kurzem irgendwo gelesen, dass Buddha wohl den Vortrag von gesungenen Sutren als Ablenkung und die Menschen, die das taten, damit auf dem Holzweg sah. Das ändert aber nichts an meiner 1-Mann-Schulen-Haltung, da ich Buddhismus nicht betreiben will, weil ich ich Siddhatthas Wohlwollen auf mich projezieren will, sondern weil ich ganz konkret die meisten seiner Ansichten bzw. Nicht-Ansichten und Methoden einfach nichts weniger als genial finde. :idea:

    Grund:
    Satori:


    Für einen Buddhismus-Interessierten hängst du dich ganz schön an Sprache auf. ;) Ich kann das nicht gut heißen, das ist doch ungesund! :)


    Ich wende Sprache an, ich hänge mich nicht dran auf 8)


    Das ist Ansichtssache. Das erste widerspricht dem zweiten nicht. Ganz im Gegenteil, letzteres bedingt ersteres. ;)

    Grund:

    Das denkst du, ja. 8)


    Für einen Buddhismus-Interessierten hängst du dich ganz schön an Sprache auf. ;) Ich kann das nicht gut heißen, das ist doch ungesund! :)

    Grund:
    Satori:

    ... denn der Buddha schien genau das im Kopf gehabt zu haben...


    Weiß nicht, ob der irgendwas im Kopf gehabt hat. 8)


    Ich denke schon, nur nicht das, was man so überlichweise im Kopf hat...

    Ji'un Ken:

    Rituale können etwas sehr schönes und hilfreiches sein. Dass du davon nichts hältst, ist etwas anderes. Evtl. beraubst du dich da einer wunderbaren Erfahrung, evtl. wie gesagt. :D


    Erst einmal vielen Dank für den Beitrag und den Verweis auf den anderen Beitrag! Genau nach so etwas habe ich gesucht. :)
    Was die Rituale angeht, ich bin mir sicher, dass diese Rituale für viele Menschen schöne Erfahrungen sind, doch funktionieren diese nicht für mich, da ich nicht an eine übernatürliche Welt glaube und der von diesem Glauben abhängige Placebo-Effekt der Rituale damit ausbleiben würde. Das, was mir im tibetischen Buddhismus nicht gefällt und in den meisten Religionen existiert, fehlt in der klassischen Lehre Buddhas und ist der Grund weshalb ich sie so schätze, da sie intuitiv genau meinem Denken und Fühlen entspricht, da ich nicht an eine übernatürliche Welt glaube, in der Geister und Seelen von Körper losgelöst existieren. Der Buddha nannte seine Lehre ja nicht umsonst Anatmanvada. Ich begreife ursprünglichen Buddhismus daher auch nicht als Religion, sondern ganz allgemein als Lehre (von der Leere :P ). Versteht mich aber nicht falsch, ich habe nichts gegen Rituale. Die Wirkung von Ritualen ist offensichtlich, doch vollziehe ich Rituale nur bewusst und im Wissen über ihre psychologischen Wirkmechanismen (eben in Achtsamkeit) und nicht als eine Art Gottesdienst. Gerade diese aufgeklärte Haltung mag ich an der klassischen buddhistischen Lehre, dass mystische Erfahrungen keine Zauberei sind, die einer Geisterwelt und eines Weltbilds bedürfen, in dem Seelen existieren, sondern ganz natürlicher Bestandteil von uns sind und es sich dabei nicht um Verwirrungen handelt, sondern um zwar fundamentale, aber gleichzeitig doch ganz einfache, schlichte, elegante (und edle) Wahrheiten, deren Einsicht, Bewusstwerdung und die Befreiung vom Leid durch tiefe Einsicht und Meditation ich vollkommen intuitiv finde. Dies mag zwar nun auch wieder eine Tasse Tee sein, doch wozu sollte ich die Tasse leeren, wenn nicht um Platz zu schaffen, damit etwas hineinpasst? Und der Tee, der jetzt in meiner Tasse ist, ist köstlich und genieße ich ihn sehr! :D In dem Sinne, Prost!

    Grund:
    Satori:

    Deren Meinung hat keinerlei Bedeutung, deren Erfahrung hat keinerlei Bedeutung ... wenn du dir die Meinung und Erfahrung anderer aneignest, dann bist du auf dem Holzweg. Just do it, egal was ... es wird sich alles ergeben.


    Nun gut, es kommt darauf an, was man unter Bedeutung-haben versteht. Ich bin nicht der Typ von Mensch, der nach Anweisungen sucht oder die Meinung anderer nachbeten will. Ich möchte mir einfach nur anhören, was andere wie auch du zu sagen haben, meine eigene Meinung entwickelt sich dadurch von selbst. Häufig ist auch ein schlechter Ratschlag ein guter Ratschlag und ein Ratschlag bietet auf jeden Fall einen Ansatzpunkt nicht nur immer für Zustimmung, sondern auch für Ablehnung und kann dafür sorgen Klarheit zu kriegen. Aber du hast andererseits auch Recht, einfach mal tun ist häufig sehr hilfreich, bin mittlerweile auch dabei einfach das Prinzip Achtsamkeit einfach mal umzusetzen und vorallem auch im Alltag beim Geschirrspülen z.B. mal anzuwenden um einfach mit größter Hingabe einen Teller zu reinigen. :) Ach und ich bin mittlerweile zu dem Punkt gekommen, dass Theravada und Zen mir beide gefallen und ich unabhängig von der Schule, die ich besuchen werde, im Kopf doch meine 1-Mann-Schule aufmache, denn der Buddha schien genau das im Kopf gehabt zu haben, doch vorallem hab ich das so im Kopf.

    Ji'un Ken:
    Satori:

    Oha, das ist ja ein vernichtendes Urteil! Wie komt's, dass es für dich enttäuschend ist?


    Ich bin nicht Onyx, aber auch ich halte Zen für enttäuschend, ent-täuschend im Sinne von "Täuschungen entfernen, von Täuschungen befreien".


    In dieser Hinsicht möchte ich bitterste Enttäuschung erfahren.


    Ich verstehe, was du meinst. Meine Tasse ist aber eigentlich auch leerer als es erscheint und mittlerweile ist sie noch leerer geworden. Doch die Tasse leert sich nicht nur durch Meditation, sondern auch durch lernen. Zumindest funktioniere ich so. Es gibt eine Kagyü-Schule in der Nähe, deren Stil ich nicht lernen möchte, da ich aus verlässlicher Quelle weiß, dass in tibetischem Buddhismus auch schamanistische und religiöse Elemente eingeflochten wurden, die nicht Teil der Lehre des Buddhas sind und von denen vorallem ich nichts halte. Was das Textstudium im Zen angeht: ich werde einfach Zen betreiben, da es für mich die Essenz des Buddhismus ist, die ich liebe. Zusätzlich werde ich unabhängig von irgendwelcher Tradition Texte lesen und somit im Kopf so oder so eine 1-Mann-Schule begründen, ich denke, dass genau das der buddhistische Weg ist, meiner ist es auf jeden Fall. Eine paar konkrete Fragen habe ich trotzdem noch an dich, Ji'un Ken. Hat Textstudium auch in der Zen-Praxis eine feste Position und liest/rezitiert man gemeinsam oder ist das Lesen jedem selbst überlassen? Lesen werde ich natürlich so oder so. Ich bin einfach nur neugierig.

    Ji'un Ken:

    Wenn du dich auf Zen einlassen willst, den Zen-Weg wirklich gehen willst, musst du deine Tasse leer kriegen. Und das kann weh tun. Entweder schaffst du es selbst oder du vertraust einem Lehrer, das er dir zeigt, wie es geht. Und zur Not macht er dir deine Tasse kaputt. Und das kann auch weh tun.
    Das heißt, wenn du den Zen Weg wirklich gehen willst, musst du alle Vorstellungen beiseite lassen. Du musst in den Abgrund springen ohne zu wissen, was dich unten erwartet.
    So lange du dazu nicht bereit bist, ist es besser, du machst etwas anderes.


    Ich bin nicht nur dazu bereit, gerade deswegen interessiere ich mich für Buddhismus bzw. Zen und lehne Teile der Kagyü-Tradition ab, da ich denke dass Befreiung weitesgehends nur durch eigene Arbeit geleistet werden kann und magische Rituale zum Großteil nutzlos sind. Ich habe bisher auch schon einige schmerzhafte Tassenbrüche erlebt und habe festgestellt, dass ich schon seit einiger Zeit auf dem Buddha-Weg bin ohne mir dessen bewusst gewesen zu sein. Daher kommt meine Entscheidung mich jetzt ernsthaft und aktiv mit Buddhismus auseinanderzusetzen. Ein Zen-Mönch mal gesagt, man müsse bereit sein auf dem Kissen zu sterben und ich denke ich bin es.


    Herzliche Grüße
    Satori

    Onyx9:

    Zen ist anstrengend und enttäuschend


    Oha, das ist ja ein vernichtendes Urteil! Wie komt's, dass es für dich enttäuschend ist? Denn eins wundert mich schon daran. Wer hat denn jemals gesagt, dass es nicht anstrengend ist? Oder gibt es eine Buslinie, die mich in's Nirvana bringt? Ich meine deswegen will Meditation und Achtsamkeit doch gelernt und geübt sein, gerade weil Erwachen bzw. Erwacht-bleiben kein Zuckerschlecken ist, das mal so eben auf einem Wochenendseminar erreicht wird! :o

    Onyx9:

    es gibt kaum gute Lehrer.


    Da ich nicht in Kyoto wohne muss ich wohl Abstriche machen. Aber ich denke, zuallererst ist man sich selbst der beste Lehrer ist durch die Erfahrungen, die man macht. Ein Lehrer kann ja nicht für mich denken (bzw. nicht-denken), üben und lernen. Ich wäre echt schon zufrieden, wenn ich einen soliden Lehrer finde, der mir die richtige Richtung zeigen kann.

    Onyx9:

    Am besten du wirfst Angel und Netz weg und wanderst aus :)


    Wohin lohnt es sich denn auszuwandern, wo ich keine Angel und Netz brauche? Gibt es einen Ort, wo der Fisch in meinen Eimer hüpft ohne, dass ich was dafür tun muss? Was ich meine ist, dass Angel und Netz (Wissen, Technik und Erfahrung) doch unverzichtbar sind! Warum also beiseite legen? Es sei denn du verstehst unter Angel und Netz eine andere Metapher als ich. :o

    crazy-dragon:

    Da hat sie nicht ganz unrecht... :P Was Ji`un Ken betrifft und seine volle Tasse: Ich sage, Du grübelst zuviel, fang einfach mal an und hock aufs Kissen. Vielleicht wanderst Du dann echt aus, nach einigen Jahren. :cry:
    _()_ c.d.


    Das habe ich auch schon gemacht! 8) Ich bin mir aber manchmal nicht sicher wie ich mit meinen Gedanken am besten umgehe. Zuerst habe ich sie versucht zu verdrängen, doch das fühlte sich nutzlos und geradezu ungesund an. Später habe ich dann erfahren, dass es um den Drahtseilakt geht, die Gedanken nicht zu verdrängen und zugleich nicht aktiv zu verfolgen...eben wie die Wolken am Himmel ziehen lassen. Ich glaube ich brauche noch eine Menge Übung :roll:
    Aber ich verstehe nicht warum ihr beide wollt, dass ich auswander! :lol: Klärt mich bitte auf...

    Grund:
    Satori:

    Ich hoffe ihr könnt für mich Licht ins Dunkle bringen! :o


    Mach Zen. Da kannst nicht soviel falsch machen wie bei anderen. Sitzen hat noch jeder hingekriegt ... ist meine Meinung ... aber die ist auch nichts wert 8)


    Sei mal nicht so bescheiden! Ich gebe einiges auf deine Meinung, denn dein Bild vom Teflongeist im anderen Forum-Thema hat mir echt geholfen der Geisteshaltung, um die es bei der Meditation geht, näher zu kommen. Wo ich dir im Bezug auf den Wert deiner Meinung vielleicht zustimmen muss ist der Punkt, dass du im einen Thema sagst, bei Zen könne man nicht so viel falsch machen wie bei anderen und in einem anderen Thema sagst, bei Theravada könne man nicht so viel falsch machen wie bei anderen. Wer weiß, ob du nicht am Ende auch schreibst, dass ich mit Amitabha-Buddhismus nicht so viel falsch machen kann, wenn ich ein Thema dazu eröffne :) Es sei denn du magst, sowohl Zen als auch Theravada und hattest das jeweils im Hinterkopf...

    Hallo zusammen,
    ich interessiere mich schon länger für Buddhismusm doch seit geraumer Zeit ist dieses Interesse gewachsen und ich möchte Buddhismus ernsthaft und aktiv praktizieren. Ich ich bin mir aber noch nicht sicher welche buddhistische Schule meinem Ansatz am ehesten entspricht. Am besten gefallen mir bisher Theravada- und Zen-Buddhismus, da sie Buddhas Lehre am nächsten zu kommen scheinen. Doch insbesondere Theravada-Buddhismus macht mich immer neugieriger, da ich einerseits nicht viel darüber weiß und andererseits lese, dass er so eine Art Original-Buddhismus zu sein scheint und meine Hoffnung ist, dass ich in Theravada-Buddhismus die reinste und unverfälschteste Form des Buddhismus finde, da mir Zen doch in mancher Hinsicht ein wenig einseitig erscheint. Es ist aber schwer irgendetwas wie eine Theravada-Einführung für Anfänger zu finden, die einen groben aber guten Überblick gibt. Es scheint, dass diese Richtung weniger populär ist als z.B.. Zen und Vajrayana.
    Mein größtes Problem ist jedoch, dass es kein Theravada-Zentrum in der Nähe gibt (komme aus NRW, Raum Münster). Vielleicht kann mir ja jemand helfen, wie man so etwas ausfindig macht. Doch angenommen es gibt tatsächlich nichts in der Nähe...wie soll man sich über Theravada-Buddhismus informieren, geschweige denn ihn praktizieren ohne Zentrum in der Nähe? Ich hoffe ihr könnte mir helfen.


    Satori

    Onyx9:

    Das Problem ist hier der WUNSCH von Anfang an alles richtig machen zu wollen und zu müssen.


    Keine Sorge, das ist nicht mein Problem, wäre es doch die reinste Illusion so etwas zu tun, egal in welchem Zusammenhang. Ich möchte lediglich Fehler vermeiden, derer ich mir bewusst bin und die ich im Moment auch überwinden kann. Ich hatte nur bisher das Gefühl, dass keine große Schule mein Verständnis von Buddhismus teilt und ich eher meine eigene persönliche 1-Mann-Schule begründen müsse mit Versatzstücken aus den großen Schulen. Ich möchte aber nicht das Rad ein zweites mal erfinden und würde gerne eine Schule finden, deren Ansatz am ehesten meinem entspricht und mir am weitesten entgegenkommt, sodass ich von den Erfahrungen, die die alten Meister gemacht haben profitieren kann, statt Fehler zu begehen, die Jahrhundert vor mir schon entdeckt und überwunden wurden (z.B. bei Meditationstechniken). Außerdem denke ich, dass ein erfahrener Meister mich auf Fehler hinweisen kann und meinen Fortschritt in Bahnen lenken und halten kann, wie ich allein es nicht könnte, da mir vieles gerade am Anfang überhaupt nicht bewusst ist. Denn je mehr ich mich mit Buddhismus beschäftige, desto größer wird nicht nur mein Interesse daran, sondern desto mehr merke ich auch wieviel bei mir zugleich im Argen liegt und ich mir dessen gar nicht bewusst war! :D Aber Einsicht ist ja bekanntlich der erste Schritt...

    Onyx9:

    Wer muß da wem Rechenschaft ablegen ?


    Nur ich mir selbst...oder niemand niemandem? ;)

    Onyx9:

    Wenn Du die Fischerei lernen willst, würdest Du dann auch so panisch und streng mit Dir vorgehen ?


    Ich bin Vegetarier, daher würde ich nicht fischen und das Netz einfach beiseite legen! :lol: Doch selbst wenn ich mit Fischerei anfangen würde, wäre ich mit mir weniger streng, weil es ganz einfach leichter ist die Ergebnisse bei der Fischerei zu überprüfen, da Mensch, was Spirituelles und Philosophisches angeht, doch allzu gerne zur Selbsttäuschung neigt. Beim Buddhismus ist es bildlich gesprochen dagegen so, dass ich sowohl mit Netz als auch Boot fischen möchte und nicht nur vom Steg aus das Netz in's Wasser werfen will. Viele Schulen scheinen aber überwiegend nur mit Netz ohne Boot oder überwiegend nur mit Boot und bloßen Händen zu fischen oder glauben, dass der Fisch in den Eimer hüpft, wenn sie den Fisch nur darum bitten. Daher habe ich Vorbehalte. Doch bevor ich anfange ohne Erfahrung Netz und Boot zu bauen, prüfe ich lieber, ob es nicht eine Schule gibt, die beides hat oder ich nicht übersehen habe, das bei einer Schule im Boot ein Netz lag... So jetzt habe ich das Bild aber auch fast ausgereizt! :D
    Nur noch eins: Nachdem was ich mittlerweile aber im Forum und außerhalb des Forums gelesen habe, scheint Zen aber, auch wenn es kein Netz hat, eine ziemlich gute Angel zu haben mit der ich genau den saftigen Fisch angeln kann, den ich möchte...oder in meinem Fall den saftigen Seetang! ;)

    Gibt es im Zen neben vollkommen gegenstandsloser Meditation auch Meditation über einen bestimmten Gedanken? Damit meine ich keinen Gedanken wie ein Koan, das dazu dienen soll den Geist zum begriffslosen Denken anzuleiten. Wird im Zen auch z.B. über einen Gedanken wie z.B. ''Alles ist vergänglich'' oder ''Das Selbst ist eine Illusion'' meditiert?

    Herzlichen Dank schon mal für die Antworten! Ihr habt mir schon sehr weitergeholfen, da ich mich vollkommen überfordert fühle und keinen Ansprechpartner kenne.


    Ji'un Ken:


    In eine volle Tasse geht nun mal nichts rein.


    Wie soll ich das verstehen?


    Ji'un Ken:

    Noch ne volle Tasse.


    Siehe oben.


    Ji'un Ken:


    Mach dir doch mal ne Liste, was wichtig für dich ist, anstatt dir Gedanken über Dinge zu machen, von denen du keine Ahnung hast.
    Wenn du erst mal genau weißt, was du willst, fällt dir die Suche bestimmt leichter. Wenn dir die Sutren des Pali Kanon wichtig sind, ist z.B. eine Theravadagruppe auch nicht die schlechteste Wahl.


    Mein Problem ist wohl falsch herübergekommen. Es ist nicht so, dass ich nicht weiß, was ich will, sondern ich weiß nicht welche Richtung (am ehesten) dem entspricht, was ich will. Die Ursache dafür, dass ich nun mal keine Ahnung habe, ist ja gerade der springende Punkt und mein Problem, für das ich hier eine Lösung suche: mehr über die verschiedenen Richtungen zu lernen.


    Onyx9:

    dadurch kann ich auch konkreter sitzen.


    Meinst du damit dein Zazen? Falls ja, was genau meinst du mit ''konkreter Sitzen''? Ich dachte, dass Zazen inbesondere in der Soto-Tradition vollkommen absichtslos sein soll, also nicht über ein Thema meditiert wird. Was soll daran dann konkret sein?



    Vielen Dank nibbuti, deine Einschätzung hat mir sehr geholfen, da ich vollkommen orientierungslos bin und deine Einschätzung für mich ein guter Punkt zum Ansetzen ist.

    Hallo an alle!
    Ich bin ein ganz frisches Neumitglied hier im Forum. Ich interessiere mich schon seit langem für Buddhismus und insbesondere für Zen. Seit geraumer Zeit hat sich in mir jedoch mehr als bloßes Interesse entwickelt und möchte aktiver und praktizierender Buddhist werden. Es gibt ja einige Schulen, die sich seit dem Buddha entwickelt haben, von denen mir Zen aber bisher am meisten gefällt aufgrund der Schlichtheit und Klarheit.


    Es ist für mich eine aufgekommen, die ein Problem darstellt: Wie ist das Verhältnis zwischen Zen und der Beschäftigung mit Texten insbesondere den Sutren und Lehren Buddhas ist?


    Auf diese Frage habe ich durch Internetrecherche und Abklappern des Forum bisher keine befriedigende Antwort gefunden...
    Ich weiß, dass Meditation in Zen eine zentrale Rolle spielt und dass bei der Übermittlung von Lehren das Vermitteln ''von Herz zu Herz'' eine Rolle spielt.
    Doch ist es so, dass man in Zen nur meditiert und Gespräche führt ohne sich mit der gesamten überlieferten Lehre Buddhas zu beschäftigen? Denn das wäre aus meiner Sicht eine Schwäche an Zen. Ich überlege nämlich eine Soto-Schule hier in der Nähe zu besuchen, doch wäre es für mich unbefriedigend, wenn im Soto-Zen die Sutren nicht studiert werden.


    Es gibt auch eine Vajrayana-Schule der Kagyü-Linie hier in der Nähe. Was mir daran aber nicht gefällt ist der esoterische, tibetische Stil, dem es mir an Klarheit fehlt, die mir im Zen gefällt. Andererseits ist dieser Stil für mich bisher auch attraktiv, weil man sich dort umfassend mit den Überlieferungen Buddhas zu beschäftigen scheint.


    Ich hoffe ihr könnt für mich Licht ins Dunkle bringen! :o