Egal, wie lange ich mich mit der Lehre Buddhas auseinandergesetzt habe, am Ende kam ich immer wieder zum sogenannten „Anfängergeist“ zurück. Damit will ich sagen, daß mich der Alltag immer wieder lehrt, dass ich echt nicht besonders viel weiß. Und ich bin wirklich glücklich damit.
Manchmal schwirre ich ab in „spirituelle Gefilde“, bin vollkommen relaxt und meine, alles ist gut, alles ist bestens, keine weiteren Fragen, alles ist da wo es hingehört und es ist gut, wie es ist. Wenn ich dann aber z.B. ganz profan einen Supermarkt betrete, muß ich manchmal sogar den Dhamma 'vergessen', um ganz im Hier und Jetzt zu sein.
Ja ja, ich weiß, „Dhamma“ und Hier und Jetzt sind doch dasselbe. Der Dhamma ist überall, zu jeder Zeit. Aber irgendwie habe ich manchmal den Eindruck, man muß sogar den Dhamma 'vergessen', um zu sich selbst und den andern zu kommen. Es gibt soviele Auslegungen und Diskussionen den Dhamma betreffend, daß es mir manchmal wirklich hilft, ihn zu vergessen. Und ausserdem gibt’s eine Menge Leute da draußen, die noch nie irgendwas vom Dhamma gehört haben. Es gibt sogar Leute, die mit Religion, Spiritualität oder wie immer man es nennen mag, generell nicht das geringste am Hut haben. Auch mit all jenen möchte ich mich verständigen können und zwar ohne jeden Dünkel, mehr zu wissen, als sie. Ich kann von solchen Leuten sehr viel lernen.
Wenn man ein Musikinstrument lernt, dann lernt man viele Regeln, Noten, Akkorde, Fingersätze und so weiter. Aber wenn man wirklich Musik machen will, dann muß man alle Regeln 'vergessen', man kann während des Spielens nicht an Regeln etc. denken, weil man dann buchstäblich keine Zeit dazu hat. Beim Musizieren in der Gruppe ist es vollkommen egal, wie einer spielen gelernt hat, woher er kommt oder was seine Vorlieben oder musiktheorethischen Ansätze sind. Nur wenn jemand gut zuhört, kann er mit andern musizieren, das ist der einzige Weg als Musiker mit andern Musikern musikalisch zu kommunizieren.
Also versuche ich jeden Tag, jeden Augenblick zum Anfängergeist zurückzukehren, wie ein Neugeborener, wie ein kleines Kind, nackt. Und ich sage mir immer und immer wieder:
„HÖR ZU!“