Beiträge von Joker77

    Richtig void, ich kennen z. B. einen "Zahnschmerz - Masochisten".

    Ich glaube das hat damit zu tun, dass "Zustände der Erregung" köperlich miteinander gekoppelt sind. Man entfernt aus einem Zustand der Ruhe und Entspannung (Parasypthikus) in einem Zustand wo man gespannt und handlungsbereit ist. Egal ob es jetzt um Kampbereitschaft, Fluchtbereitschaft oder erotisches Knistern geht. Etwas sehr Ekliges ist genauso etwas was einen "alarmiert" wie etwas sehr Begehrenswertes.

    Das ist in der Rechnung die Gegensätze ineinander aufwiegen zu lassen nicht berücksichtigt.


    Aber ich kann mir vorrstellen, dass in vielen Kulturen eine Leiche am Straßenrand nichts außergewöhnliches oder alarmierendes war sondern etwas Alltäglches. Wo wie bei uns ein überfahrener Igel - wo man ja auch kurz innehält - aber eben nicht ausflippt.

    Ich kenne das so, dass sich so ein Fetisch bildet, wenn man in jungen Jahren in einer sehr intensiven Situation gegensätzlichen Reizen ausgesetzt wird. Ich kenne z. B. jemanden, der einen entsprechenden Fetisch entwickelt hat, als er beim Arzt in einer Stresssituation von sehr attraktiven jungen Frauen betreut wurde. Zumindest führt er es darauf zurück.

    Wow, ich bin immer echt beeindruckt, wie schnell einem hier geantwortet wird. Danke für das viele Feedback, das hat mir sehr geholfen _()_


    Ich fasse mal die Schlüsse zusammen, die ich aus den Ratschlägen und Erklärungen ziehe:

    Ich bleibe dabei, ein Bodhi Path Zentrum zu besuchen, wenn die Kontaktbeschränkungen reduziert wurden.

    Bis dahin werde ich erst einmal weniger heikle Meditationen (vermutlich die grundlegende Shine-Meditation, die steht ja ohnehin am Anfang) praktizieren und mich erst wieder mit dieser Praxis zur Widerwärtigkeit des Körpers auseinandersetzen, wenn ich einen Lehrer habe, mit dem ich darüber sprechen kann.

    Im Zweifelsfall gibt es auch andere Meditationsobjekte als den eigenen Körper für diese Praxis, was vielleicht für mich besser geeignet ist und auch mit einem zukünftigen Lehrer zu besprechen wäre.


    Dabei bin ich nun bereits in den vorbereitenden Praktiken auf eine Meditation gestoßen, die mich massiv beunruhigt und gegen die ein sehr, sehr starker Widerstand in mir existiert. Und zwar geht es dabei darum, sich selbst als verwesend zu manifestieren, um Ekel gegenüber dem menschlichen Körper zu entwickeln und damit gegen Begierde vorzugehen.

    Nicht sich selbst als verwesend, der Körper verwest nach dem Tod. Der Körper ist kein "Ich", es sind nur Knochen, Fleisch, Muskeln, Organe, Blut usw. Der Körper wird als Identität missverstanden und je mehr man daran anhaftet, desto mehr leidet man darunter. Der buddhistische Weg führt zur Befreiung von diesen Leiden.

    Hui, das war ja mal ein klassischer Fall von freudschem Versprecher. Da war wohl unbewusst die Verknüpfung von Körper und Geist noch zu präsent ;)


    Ein großer Punkt ist ja der, das für jemand aus einer füheren Zeit verwesende Köper von Tier und auch Menschen ein gewohnter Anblick waren. Etwas was man mehr physisch abstoßend fand,. Wenn man dann sich selber als verwend vorstellt, dann nähert man es dieser Realität an. Wirklich verwesende Sachen sind ja auch friedvoll, wie sie dan langsam zu Erde werden. Während man, wenn man nie mit verwesenden Leichen zu tun hat "Verwesung" für einen eine meist sehr angstbesetzte Vorstellung ist - nicht etwas was man aus der Natur kennt sondern aus Horrorfilmen. Sich selber als verwesend zu imaginieren bringt einen also nicht mit einer bekannten Realität sondern mit eine angstbesetzten Imagination in Verbindung.

    Guter Punkt, da habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht, obwohl das für mich als ehemaligen Geschichts-Studenten eigentlich naheliegend hätte sein müssen. Danke für den Denkanstoß!


    Und auch euch allen noch mal danke für die schnellen und ausführlichen Antworten _()_

    Hallo alle miteinander,


    ich lese gerade "Lojong - Der buddhistische Weg zu Mitgefühl und Weisheit" von Shamar Rinpoche, da ich mich stärker mit dem tibetischen Buddhismus befassen möchte und mir auch vorgenommen habe, eines der Bodhi Path Zentren zu besuchen, wenn wir wieder "Auslauf" ;) haben.


    Dabei bin ich nun bereits in den vorbereitenden Praktiken auf eine Meditation gestoßen, die mich massiv beunruhigt und gegen die ein sehr, sehr starker Widerstand in mir existiert. Und zwar geht es dabei darum, sich selbst als verwesend zu manifestieren, um Ekel gegenüber dem menschlichen Körper zu entwickeln und damit gegen Begierde vorzugehen. Es ist nun nicht so, dass ich skeptisch bin, ob das funktionieren kann. Eher im Gegenteil, ich bin eher besorgt darüber, DASS es funktioniert, aber vielleicht mit ungewollten Folgen. Dabei denke ich vor allem an zwei Dinge:

    1. Dass es im Buddhismus sinnvoll ist, Begierden zu bekämpfen, finde ich nachvollziehbar. Aber durch Ekel? Tauscht man da nicht nur eine leidvolle Erfahrung durch eine andere aus?

    2. Ich bin sehr misstrauisch, ob man wirklich so zielgerichtet Ekel nur gegenüber dem Körper schaffen kann. Ich meine, unser Geist ist sehr komplex, und ich kann mir gut vorstellen, dass ein nicht erleuchteter Geist bei dieser Visualisierung den Ekel dann nicht nur mit dem Körper des Menschen assoziiert, sondern auch mit dem Menschen an sich. Und das wäre zum einen eine furchtbare Erfahrung, gerade wenn sie durch lange Meditation stark in das Bewusstsein eingebrannt ist, und zum anderen auch nicht gerade förderlich, wenn es darum geht, mitzufühlen und zu lieben.

    3. Ich tue mich ohnehin schon immer sehr schwer mit meinem Körper, da ich seit meiner Kindheit mit Übergewicht zu kämpfen habe. Ich glaube nicht, dass es da sonderlich heilsam wäre, mit einer Meditation am Beispiel des eigenen Körpers Ekel für den menschlichen Körper zu manifestieren (davon abgesehen, dass ich diesen Ekel-Ansatz eh etwas radikal finde).


    Deshalb würde ich mich freuen, wenn ihr mir auf zwei Fragen Antworten geben könntet oder eure Gedanken dazu teilen könntet:

    1. Zum konkreten Fall: Habt ihr Erfahrung mit dieser Meditationspraxis gemacht? Haben euch Lehrer davon berichtet und sind eventuell auch auf solche Aspekte eingegangen, zu denen ich gerade Bedenken geäußert habe? Würdet ihr so eine Praxis durchführen oder habt ihr da in eurer Schule / bei euren Lehrern andere Herangehensweisen, an das Thema Begierden heranzugehen?

    2. Mal ganz allgemein: Buddha hat ja betont, man solle alle Lehren prüfen, bevor man sie annimmt und ihnen nicht blind vertrauen. Wenn das Resultat einer solchen Lehre entweder eine Verbesserung oder Stillstand sein kann, mag das ja auch eine sinnvolle Herangehensweise sein. Aber wenn die Lehre eventuell auch langfristigen Schaden verursachen könnte, wie ich in diesem Fall befürchte, dann gibt es ja keinen wirklich guten Weg, das zu prüfen, oder? Gerade weil es ja auch sehr subjektiv sein kann, was für Erfahrungen man mit solchen Praktiken macht und die Berichte von anderen nicht unbedingt mit den eigenen Erfahrungen übereinstimmen müssen. Wie haltet ihr es damit?


    Liebe Grüße und kommt gut durch die schwierige Zeit gerade!

    Nachdem ich den Rest des Tages damit verbracht habe, die verlinkten Artikel zu lesen und nach Quellen zu stöbern, habe ich festgestellt, dass sich die meisten Punkte entweder mit den hier genannten Argumenten (insbesondere der "samsarischen Sachzwänge" relativieren lassen oder zumindest über Eck von so dubiosen Personen wie Colin Goldner bezogen wurden.

    Insofern danke ich euch sehr für die Mühe, die ihr euch gemacht habt. Ich kann jetzt um einiges entspannter und unvoreingenommener an das Thema herangehen.

    Dann habe ich angefangen, mich etwas mit der tibetischen Geschichte zu befassen und war auf einmal entsetzt über die grauenvollen Zustände (beispielsweise mit drakonischen Strafmaßen und regelrechter Sklavenhaltung), die noch vor nicht allzu langer Zeit in Tibet herrschten,

    Du formulierst dies sehr allgemein. Kannst du es konkretisieren was du meinst und auf welche Quellen du dich beziehst? Sonst wird es schwierig hierüber zu diskutieren.


    Gruß Helmut

    Kann ich sehr gut verstehen, damit kann ich nur leider aktuell nicht dienen, da es wie gesagt schon eine Weile her ist, dass ich mich damit auseinandergesetzt habe und jetzt gerade wieder beginnen will, das ganze neu aufzurollen. Ich werde die Tage noch mal recherchieren und mich dann wieder melden.


    Für mich macht das in Bezug auf die Lehre keine Abstriche. Heute ist es wichtig, für uns als westliche Praktizierende, die Essenz der spirituellen Lehren von der tibetischen Kultur abzukoppeln. Das heisst ja nicht, dass man die schönen Aspekte dieser Kultur nicht auch lieben und bewahren kann. Aber für die buddhistische Praxis an sich sollte m.E. alles Unnötige abgeschnitten werden.

    Würde ich bei den meisten Religionen genauso sehen, nur fällt es mir beim tibetischen Buddhismus schwer, da dem Lama ja dort eine so große Rolle beigemessen wird und die Lamas ja auch in weltlichen Belangen in Tibet ausschlaggebend waren. Und wenn es nicht nur um die Kultur geht, sondern um konkrete Gesetze bzw. Arten der Herrschaft, auf die die Lamas als Herrschende Einfluss gehabt hätten, stellt das für mich deren Authentizität etwas in Frage. Aber wie Helmut schon zu Recht kritisiert hat: Ohne Quellen und konkrete Beispiele kommen wir hier sicher nicht weiter, insofern melde ich mich da noch mal, wenn ich was nachreichen kann ;)

    Liebe Forengemeinschaft,


    ich habe vor einiger Zeit einige erste Schritte in Richtung Vajrayana-Buddhismus gemacht und habe beim Praktizieren auch immer eine sehr starke - wie soll ich es sagen - Resonanz (?) empfunden, hatte also das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Dann habe ich angefangen, mich etwas mit der tibetischen Geschichte zu befassen und war auf einmal entsetzt über die grauenvollen Zustände (beispielsweise mit drakonischen Strafmaßen und regelrechter Sklavenhaltung), die noch vor nicht allzu langer Zeit in Tibet herrschten, das doch, wie ich das verstanden habe, von erwachten Lamas regiert wurde.


    Ich habe mich gefragt: Wie kann es sein, dass Menschen, die spirituell derart fortgeschritten sind, dass sie andere auf den Weg zum Erwachen führen sollen, die als große Vorbilder dienen, auf die sich in den Meditationen bezogen wird, dass diese Menschen derart grausame Herrscher waren? Sie müssten doch laut Vajrayana-Lehre wissen, wie die Dinge sind, wie Leid in die Welt gebracht wird und was für Konsequenzen das hat? Wie kann es sein, dass sie sich dennoch nicht anders (oder in Teilen sogar schlimmer) verhalten haben als andere Herrscher dieser Zeit?


    Ich habe keine Antwort auf diese Frage gefunden und mein anfängliches Vertrauen, das der Buddhismus ja bei aller kritischer Auseinandersetzung mit seinen Lehren erfordert, ist in sich zusammengebrochen. Da ich bis dahin noch keine festen Bezugspersonen in der Sangha hatte, an die ich mich vertrauensvoll hätte wenden können, habe ich allerdings rückblickend den Fehler gemacht, es bei meiner eigenen Perspektive zu belassen und mir keine anderen Meinungen zu diesem Thema einzuholen. Nachdem ich das jetzt erkannt habe, würde ich das gerne nachholen und hier im Forum fragen, ob sich schon mal jemand mit diesem Dilemma auseinandergesetzt hat und vielleicht eine zufriedenstellendere Antwort gefunden hat, als ich es habe.

    Besten Dank für die vielen Antworten, das hat meine Bedenken erst einmal gestillt. Ich werd es jetzt wohl so machen, dass ich erst mal ein paar Monate in ein Zen-Zentrum gehe, dann ein paar Monate in ein tibetisches Zentrum und vergleiche, was mich eher anspricht, ich denk mal, das bringt mehr, als nur die Theorie oder kurze Eindrücke zu vergleichen.

    Hallo allerseits,
    ich beschäftige mich jetzt seit einiger Zeit mit dem Buddhismus, schwanke aber noch sehr stark zwischen dem tibetischen und dem Zen-Buddhismus. Ich habe auch bereits aus beiden Traditionen eine Gruppe besucht (allerdings noch nicht sehr oft). Ich stehe nun zwar etwas auf dem Schlauch und versuche erst einmal, mich in beide Traditionen weiter einzulesen, um zu sehen, was besser für mich geeignet ist.
    Ich habe nun im Zuge dessen angefangen, das Buch "Die Geheimlehre Tibets" von Guru Padmasambhava zu lesen, wobei sich mir ein Bild abgezeichnet hat, welches mich nun stark verunsichert. Und zwar die Frage, inwiefern ein "produktiv" praktizierter tibetischer Buddhismus sich überhaupt in den westlichen Alltag integrieren lässt. In besagtem Buch wird immer wieder betont, dass das Ziel eigentlich nur sein kann, innerhalb des jetzigen Lebens die Erleuchtung zu erlangen, da eine erneute Wiedergeburt als Mensch trotz aller Praxis sehr ungewiss ist. Das hat mich nun etwas irritiert, da ich es bisher so verstanden habe, dass man, wenn man erst einmal auf dem buddhistischen Weg ist und auch regelmäßig praktiziert, als karmisches Resultat eine Wiedergeburt erfährt, die eine Weiterführung der Praxis ermöglicht. In der "Geheimlehre Tibets" heißt es als Schlussfolgerung, dass es im Grunde notwendig ist, sein ganzes Leben der Praxis des Buddhismus zu widmen.
    Jetzt frage ich mich, inwiefern das so allgemein anerkannt ist oder ob es da verschiedene Meinungen zu gibt. Ist es also unmöglich, als "mit Erfolgsaussicht praktizierender" tibetischer Buddhist ein "normales" Leben in einer westlichen Gesellschaft zu führen oder ist ein Mittelweg möglich?


    Beste Grüße
    Joker77