Beiträge von suchender2

    kal:

    Besser ist es wohl, Essen oder etwas Wasser zu kaufen und zu spenden um eventuelle Süchte nicht zu unterstützen. Aber dies ist nicht mein Business. Jeder ist für sein Leben selber verantwortlich.
    Wichtiger ist im Alltag meiner Erfahrung nach doch das Spenden von Freundlichkeit, Höflichkeit, Respekt. Ich habe das Gefühl, das kommt in der Anonymität der Städte m.E. zu wenig vor.


    Ich finde, das ist eine sehr sinnvolle Einstellung. Großzügigkeit aus Selbstlosigkeit heraus ist denke ich eine sehr edle Tugend, aber Naivität und Finanzierung von Süchten sind dies nicht

    Vipassana-Robbe:


    Seit langem suche ich nach einem Wege endlich zu Leuten die Ahnung haben durchzudringen .


    Hallo Vipassana-Robbe,
    das (bzw. hier auf Deutsch) hier ist wohl eines der bekanntesten Bücher zur Vipassana-Meditation. Ich lese es auch gerade und finde es sehr erhellend. Vielleicht bringt es dir ja auch was auf die eine oder andere Weise.
    Mit freundlichen Grüßen

    MissMuffin:

    Er ist überzeugter Vegetarier und hat ein großes Problem damit, wie 'die Menschen' mit den Tieren umgehen. Er macht die schlechte Tierhaltung und den Fleischkonsum praktisch zu seinem eigenen Problem, (obwohl er bereits von früher Jugend an Vegetarier ist). Und er fand die Sichtweise aus dem Vortrag wirklich stimmig und interessant - aber in diesem einen Punkt hakt es gewaltig. Er fragte mich, was er tun kann, wenn er es nicht schafft dieses Problem einfach zu akzeptieren.


    Mal ins Blaue:


    1) (Vipassana-)Meditation/Achtsamkeit betreiben und Gefühle/Gedanken beobachten. Wenn man sieht wie sie sich äußern und wie sie entstehen, haftet man meist nicht mehr so stark an ihnen


    2) Mitgefühl mit den Menschen haben. Dass diese bereit sind für eine kurzzeitige angenehme Empfindung Tiere zu schlachten oder sogar für 1,99€ Fleisch bei Aldi zu kaufen liegt an ihrer Anhaftung am Selbst, und diese Anhaftung zu überwinden ist sehr schwierig (wie er ja selber bemerken sollte). Diese Menschen sind nicht durch und durch böse, sondern haften lediglich an ihren Illusionen an. Wenn man sich in ihr Leben und ihre Wahrnehmung hineinversetzt und sie mit ähnlichen Geisteszuständen vergleicht, die man selber schon erlebt hat, dann fällt es leichter Frieden mit ihnen zu schließen.


    Bhante Gunaratana aus de Buch Mindfulness in Plain English:

    If we do not, for instance, have the root of hatred, nobody can make us angry, for it is the root of our anger that reacts to somebodys actions or words or behaviour.

    Axel:

    suchender2
    Lass' Dir bloß von niemanden einreden, die genannten Fälle seien - ob 'technisch' oder sonstwie - Suizid oder Mord. Und ob etwas 'karmisch negativ' ist, hängt von der dahinterstehenden Motivation ab.


    Hallo Axel, Ich neige dazu mich manchmal etwas überspitzt/provokativ auszudrücken. Im Internet ist es sicherlich in diesen Fällen schwierig herauszulesen, ob ich das jetzt wirklich so meine. Im obigen Fall halte ich meinen Vater natürlich nicht für einen Mörder oder sonst irgendwie was ähnliches ;) Mich würde einfach mal die Meinung von praktizierenden Buddhisten dazu interessieren, ob ich die dann befolgen würde, ist dann nochmal was anderes


    Axel:

    Und ob etwas 'karmisch negativ' ist, hängt von der dahinterstehenden Motivation ab.


    Na das ist doch mal ein Anhaltspunkt. Zeigt aber auch wieder auf, das Karma offenbar nicht mit Moral/Ethik zu vergleichen ist, bin ich da richtig?

    Ich finde die Beiträge machen alle irgendwo Sinn und klingen sehr vernünftig. Trotzdem finde ich die Fragestellung bei sehr üblen Erkrankungen nicht wirklich eindeutig beantwortbar. Die heutige Medizin macht es möglich das Ableben auch bei tödlichen Krankheiten wie z.B. Krebs oder schweren Lähmungen(insbesondere der Lunge) deutlich hinauszuzögern. Wenn man nun diese medizinischen Behandlungen, die evtl. noch ein paar Tage oder auch vielleicht nur ein paar Stunden mehr rausholen ablehnt, ist das dann Suizid?
    Wenn man an einer extrem schweren Depression erkrankt, bei der weder starke Medikamente noch Gehirnschrittmacher noch helfen, und sich anschließend umbringt, ist das dann karmisch negativ?


    Als mein Großvater nach langem Krebsleiden aufgrund einer Lungenentzündung in ein Krankenhaus eingeliefert wurde, stellte der verantwortliche Arzt die Frage ob noch weitere Antiobiotika gegeben werden sollten, die den Tod noch ca. 6h hinauszögern würden. Da er zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr ansprechbar war, musste das von uns entschieden werden und die Antwort meines Vaters war nein. Ist das Mord? Technisch gesehen vermutlich schon, aber moralisch empfinde ich das als besser als augrund des Prinzips "Leben ist wertvoll und gut" noch jede letzte Sekunde rauszuholen. Unter den gegebene Umständen würde ich - auf Wunsch meines Vaters - wohl ebenfalls zum Mörder werden.

    Zitat


    Mittlerer Weg:
    Es geht darum das du diese Dränge beobachtest ohne zu urteilen. Deine Gedanken und Gefühle beobachtest ohne zu urteilen.
    Und so vielleicht mal bemerkst, um was es geht in Bezug auf diese Wahrheit.


    Ich muss sagen, ich versuche schon relativ lange alles mögliche meiner Wahrnehmung zu beobachten, aber dieses Nicht-Urteilen finde ich gerade bei sehr intensiven Emotionen sehr schwer. Insbesodere wenn sie mich unerwartet treffen, wie z.B. sexuelles Verlangen, Neid oder eine gewisse Form von passiver Aggressivität fällt es mir so unglaublich schwer.


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    MittlererWeg:
    Daher, meiner persönlichen Meinung nach, versuche einfach täglich zu beobachten ohne zu Urteilen.


    Wie genau integrierst du das denn in den Alltag? Wenn ich das jetzt schon seit 2 Jahren mache/versuche, scheinst du ja irgendwas anders zu machen als ich. Wenn du die saftig grünen Blätter eines Baumes im Sommer beobachtest, erfreust du dich dann an ihnen? Wenn du in eine unangenehme Situation kommst, sich dein Brustkorb (vom Gefühl her) zusammenzieht und der Magen leicht krampft, hast du dann den "Drang" (meinst du das?) dieses Gefühl möglichst schnell loszuwerden? In so welchen Fällen ist es manchmal so, dass ich gezielt versuche diese Gefühle loszuwerden, indem ich mir einrede, dass sie nicht Teil von mir sind und nur durch meine eigene Wahrnehmung bedingt sind.


    Zitat


    Mittlerer Weg:
    UND GENAU SO ZUM AUSGLEICH AUCH DIE PAUSEN DES BEOBACHTEN OHNE ZU URTEILEN SOLLST DU DIR GÖNNEN.


    Darauf werde ich achten.



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    Der Verstand wird nicht aufgeben. Er kann es dir nicht gestatten zu erwachen/dich von ihm "zu befreien und Frieden zu finden". Denn ohne dich ist er nichts und muss schweigen.


    Das ist ein Punkt, den ich im Buddhismus irgendwie widersprüchlich finde. Die 4 Siegel sagen, dass alles Zusammengesetzte vergänglich ist. Ergo ist alles vergänglich außer Leerheit. Ist dann nicht auch Erwachen vergänglich? In vielen Texten wird dies immer so geschildert, als ob zu einem bestimmten Zeitpunkt jemand erwacht und danach alles in Butter ist. Ich finde das wirkt sehr widersprüchlich zum Rest der Philosophie.

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    Mirco:
    Sich auf Gedanken und Bilder zu konzentrieren sollte nicht nicht Teil der Meditation sein. Das wäre dann ja nur Nachdenken oder Tagträumen. Es geht darum, immer wieder zum Meditations-oObjekt zurück zu kehren. Der Inhalt der Ablenkung ist dabie garnicht wichtig. Also, worüber zu nachdenkst, ist egal. Es reicht aus zu bemerken, dass die Aufmerksamkeit nicht mehr beim Meditationsobjekt ist.


    Ja, da hast du wahrscheinlich recht. Ich werde in Zukunft mehr darauf achten.


    Wie nehmt ihr eigentlich bei der Meditation euren Atem wahr?
    Ich habe häufig das Gefühl, dass sich mein Atem auf eine subtile Weise leicht ändert, wenn ich meine Aufmerksamkeit auf ihn lenke.
    Dazu kommt dann noch, dass ich insbesondere am Anfang der Meditation manchmal das Gefühl habe zu wenig Luft zu bekommen und deshalb bewusst etwas mehr Luft einatme.
    Gegen Ende der Meditation hingegen verflüchtigt sich das dann meist und ich empfinde meine Atembewegung dann so, als ob sie gar nicht von mir sein würde.

    Hallo, erstmal danke für eure vielen Antworten!
    Es ist schon merkwürdig, die letzte Zeit hatte ich immer Probleme und gerade bei der nächsten Meditation nach diesem Text schien ich wieder voll dabei zu sein. Was mir glaub ich eher Schwierigkeiten macht (da war der Titel vielleicht etwas missverständlich), ist jeden Tag erneut die Disziplin zum Meditieren aufzubringen. Meistens meditiere ich zwischen Duschen und Frühstück, und an manchen Tagen muss ich mich fast schon zwingen mit dem Meditieren anzufangen, insbesondere wenn ich ganz besonders euphorisch drauf und voller Tatendrang bin.


    Zitat


    Mirco:
    ¹ Das ist eh sehr interessant. Wie geschieht die Bewegung der Aufmerksamkeit? Wie funktionert das? ...


    Ich lege die Aufmerksamkeit meist so zu 60% auf Atem und 40% auf Gedanken und Bilder. Wenn ich mich nur auf den Atem konzentriere, weiche ich recht schnell ab, ebenso wenn ich nur auf das Vorbeiziehen meiner Gedanken achte. Was genau beim Abweichen passiert, wäre natürlich wirklich mal interessant. Nur blöd, dass ich mich an diese gedankliche Lücke von 0.5-1s nicht erinnere. Meistens erwische ich mich dabei, wie ich in Gedanken jemand anderem meine Ansichten von bestimmen buddhistischen Ideen erkläre (:


    Zitat


    Lucy:
    Vielleicht kannst du dir ein Gruppe wie oben genannt suchen, egal ob bei siddhartas intent oder woanders (wo es halt passt).


    Ich selber habe mich damals bei der Gruppensuche davon leiten lassen, welche Autoren mich besonders angesprochen haben. Und keine Angst, man bindet sich nicht für immer an so eine Gruppe, es ist immer ein Stein auf dem Weg.


    Ja, das ist denke ich ein guter Ratschlag. Vielleicht mache ich mal nen Wochenendkurs oder besuche mal die örtliche Zen-Gemeinde. Ich muss zugeben, dass mich der esoterische Teil vieler Buddhismusgemeinden und diese Meister/Schüler-Verhältnisse etwas abschrecken.
    Generell bin ich gegenüber manchen Ideen im Buddhismus irgendwie noch sehr skeptisch und ich weiss ehrlich gesagt nicht, ob ich reinen Gewissens tatsächlich die dreifache Zufluchtnahme oder ähnliches ablegen könnte.


    Zitat


    MittlererWeg:
    BEOBACHTET OHNE ZU URTEILEN was in euch geschieht (Drang/Gedanken/Gefühle).


    Also den Teil mit dem Drang und so kann ich jetzt ehrlich gesagt nicht so nachvollziehen. Das mit dem Urteilen macht natürlich Sinn, bei der Umsetzung bin ich natürlich noch dabei ;)



    Zu dem Thema Leerheit habe ich mir mal noch das Buch "Einführung in die Leerheit" von Guy Newland gekauft, das werde ich in absehbarer Zeit mal lesen.

    Hallo liebe Community,
    Irgendwie habe ich momentan das Gefühl mit meiner Meditation etwas auf der Stelle zu treten. Achtsamkeitsmeditation mit Konzentration auf Atem und Gefühle betreibe ich jetzt so nebenbei (15-25min am Tag) schon seit ein paar Jahren: Am Anfang war ich schlichtweg begeistert und habe wirklich sehr ernsthaft geübt, dann irgendwann wurde es immer mehr Routine und jetzt erwische ich mich immer häufiger dabei wie ich abschweife und gar nicht so richtig bei der Sache bin.
    Es fällt mir fortlaufend schwerer mich da richtig zu disziplinieren. Das ist der erste Punkt.
    Um mal etwas tiefer einzusteigen, habe ich mir dann vor kurzer Zeit das Buch "Weshalb sie (k)ein Buddhist sind" von Dzongsar Jamyang Khyentse bestellt, jetzt bin ich gerade fleißig am Lesen. Insbesondere das Kapitel über Leerheit tut es mir gerade richtig an. Ich finde das total interessant, aber irgendwie bin ich in diese Richtung nie besonders weit mit meiner Achtsamkeitsmeditation gekommen.
    Das ist der zweite Punkt.


    Insgesamt bin ich mit beiden Punkten etwas unzufrieden. Gerne würde ich mal was neues ausprobieren, was Meditation angeht, ich weiss aber nicht was. Andererseits bin ich aber auch nicht dazu geneigt mich ernsthaft einem Sangha anzuschließen, aus verschiedenen Gründen. Passende Bücher habe ich aber bis auf das Buch "Meditation für Skeptiker" (was mir fast schon wieder ein bisschen zu wenig buddidtisch ist) auch nicht gefunden. Über Anregungen würde ich mich freuen :)

    Hallo liebe Community,
    eigentlich bestehen jetzt in diesem Moment von mir aus zu diesem Thema gerade keine Fragen mehr, aber ich habe dennoch irgendwie das Bedürfnis noch was "abschließendes" dazu zu schreiben. Vielleicht ist das ja zumindest für diejenigen Leute interessant, die von Google auf diesem Thread stoßen.
    Auf Rat von Karnataka habe ich mal das Buch "Rückkehr zur Menschlichkeit" vom Dalai Lama gelesen, etwas mehr Achtsamkeit im Zusammensein mit anderen Menschen walten lassen und verschiedenes ausprobiert.
    Dabei habe ich folgendes bemerkt:
    a) Zumindest ich persönlich fühle häufig eine Art Gier nach Bestätigung meines Egos. bzw. Zuneigung. Durch genauere Betrachtung und Analyse des Gefühls und der Erkenntnis, dass alle menschlichen Kontakte ebenfalls vergänglich sind, kann man es aber irgendwie schaffen, davon Abstand zu gewinnen, was glaube ich für das, was ich gleich ansprechen werde wichtig ist
    b) In Bezug zu ethischen Themen meinte der Dalai Lama, dass es bei einem Justizsystem wichtig ist, zwischen der Tat und dem Täter zu unterscheiden. Dass man die Tat verurteilt, dem Täter aber Mitgefühl und Warmherzigkeit entgegenbringt.
    Zumindest mir hat diese Einstellung auch im Alltag geholfen. Seitdem ich versuche meinem Gegenüber - egal ob ich ihn gut kenne oder nicht, egal was er gerade tut oder was er getan hat - Mitgefühl entgegenzubringen, fühle ich mich irgendwie viel verbundener mit anderen Menschen.
    Ebenso hilft mir dies bei leichter, aber andauernder Melancholie. Wenn ich in so einem Zusammenhang an Menschen denke, die ich heute vllt. nur flüchtig getroffen habe und mich für sie freue, empfinde ich meine persönlich Stimmung nicht mehr als so drückend.


    Vielleicht hilft dies ja dem ein oder anderen, der ähnliche Probleme in diesem Zusammenhang empfindet.
    Grüße


    PS: Achja, das angesprochene funktioniert in Bezug auf meinen Fall übrigens nur ohne Alkohol. Auch nur eine kleine Flasche Bier, und ich bin wieder bei meinen alten Angewohnheiten. Scheint schon einen Grund zu geben, warum es nach dem 5. Sila verboten ist.

    Danke für die vielen Antworten! Mettameditation habe ich auch mal 2-3 Monate ausprobiert. Trotz 2 intensiver Momente, in denen ich eine warme Empfindung im Brustkorb mit Glücksgefühlen empfand, hat es mich langfristig doch irgendwie nicht gepackt. Besonders das Sprechen bei der Meditation sagt mir irgendwie nicht so zu.
    Karnataka: Wie praktiziert du das denn genau? Bzw. gibt es auch eine Möglichkeit das Aussprechen der Worte bei der Meditation der liebevollen Güte zu vermeiden ohne dabei irgendwann zu weit abzuschweifen?

    Guten Abend,
    tut mir Leid, dass ich erst jetzt antworte. Hatte bisher noch keine Zeit gefunden mir das ganze mal in Ruhe durchzulesen, und ich wollte auch nichts überhetzen.


    Zum Sozialem:


    Zitat

    Lieber Suchender Nr.2, alles basiert auf dem Denken und manifestiert sich im Reden und Handeln. Solange Du also Dein Handeln, eine Manifestation Deines Denkens, als einwandfrei deklarierst, scheinst Du keine Notwendigkeit zu sehen, Dein Denken zu hinterfragen. Hinterfragst Du Dein Denken nicht, wirst Du keine neuen Antworten betreffs der „Intentionen im Leben und in zwischenmenschlichen Beziehungen im Allgemeinen“ finden.


    Das ganze ist vielleicht ein bisschen komplexer, als ich es zuerst geschildert hatte. Ich bin eigentlich (indirekt) zur Achtsamkeit gekommen, weil ich keine Lust mehr auf mein soziales Verhalten hatte. Ich habe mir damals aus Feigheit und aus Angst vor Ablehnung eine Menge gefallen lassen und mich teilweise sogar für andere verbogen um ihren Anforderungen zu genügen. Das möchte ich nicht mehr. Und der erste Schritt war für mich, es einfach mal auf Streit ankommen zu lassen und meinen eigenen, teilweise auch egoistischen Weg zu gehen.
    Da ich aber eigentlich eher "soziale Harmonie" zwischen mir und meinen Mitmenschen schätze, war das dann langfristig doch nicht so die perfekte Lösung. Seitdem versuche ich irgendwie so nett wie möglich, aber so kontrovers wie nötig zu sein. Das klappt manchmal gut, manchmal weniger gut.


    Leider halten sich bestimmte Verhaltensweisen wie das Nettsein-aus-Erwartung-auf-Irgendwas (z.B. Bestätigung oder eine andere Gegenleistung) immer noch und es fällt mir bisher immer noch schwer Abstand davon zu nehmen. Es ist einfach eine tiefe Angewohnheit, die ich selber nicht als gut ansehe, von der ich aber nur schwer wegkomme. Wie schafft man es nett zu anderen zu sein, ohne eine Gegenleistung zu erwarten bzw. wie übt man sowas? Gerade auch in einer Gesellschaft, wo ich häufig das Gefühl habe, dass andere ebenso "denken" (meistens denkt man ja gar nicht so exakt begrifflich drüber nach, sondern man merkt dieses Verhalten erst wenn man das Gesamtbild reflektiert)


    Zu deiner Frage: Ja, ich hinterfrage mein Verhalten kritisch. Ich wollte das jetzt nur nicht so direkt ansprechen, weil ich das obig geschilderte jetzt nicht als so relevant ansah.



    Zitat

    So, tut es das? Lieber Suchender Nr. 2 – der Buddha lehrte, sich zunächst seinem Innersten zu zuwenden, und dort auch einen Blick in die dunkelsten Ecken zu werfen – nicht erschrecken – hinschauen und annehmen, was ist … Du wirst sehen, es gibt genug zu tun. Bevor man selbst nicht perfekt ist, bleibt kaum Zeit seinen Nächsten zu be-oder verurteilen, ... und danach sieht man, so heißt es, keinen Sinn mehr darin.


    Das finde ich war eine der interessanten Antworten. Ich würde das gerne mal versuchen umzusetzen, aber wie kann ich das denn im Alltag verwirklichen? Praktisch gesehen, muss ich ja wohl oder übel doch häufiger mal andere Menschen beurteilen.
    Nachts auf der Straße, gucke ich mir die Passanten meist genau an und überlege mir schon, zu wem ich besser etwas Abstand halte. Wenn ich von anderen respektlos behandelt werde, sei es weil sie dauernd viel zu spät zu Verbredungen kommen oder weil sie sich bei Gruppenarbeiten für die Uni einfach überhaupt nicht einbringen, macht es ja schon Sinn ihnen meine (angemessen verpackte) Meinung zu sagen. Ansonsten wird man einfach nicht ernst genommen.
    Ich will da jetzt gar nicht zu pedantisch klingen, sondern einfach nur etwas genauer wissen, was du meinst.



    Zitat


    Vielleicht sind es weniger Zweckgemeinschaften, als eine Gruppe netter Leute, die das Naheliegende tun: zu lernen, sich, so gut es geht, gegenseitig zu unterstützen und im Übrigen hin und wieder die Freizeit miteinander zu verbringen – ohne spezielle Erwartungen.


    Ja, das trifft die Realität bei genauerer Überlegung wohl besser.

    Zitat


    Erwarte nix von anderen und von Dir selbst - dann beruhigt sich alles.


    Leichter gesagt als getan ;)


    Zitat


    Auf seine Mitmenschen zu zugehen, ohne Erwartungen, ohne Vorurteile, ohne den Blick auf Unterscheidendes, anstatt Gemeinsamkeiten zu richten – das wäre z.B. ein Anfang. …


    So im Sinne von achtsam meine Gedanken über andere Menschen wahrnehmen und genau analysieren, was mein Geist aus ihnen macht? Und dann mehr den Schwerpunkt auf Gemeinsamkeiten als Unterschiede legen? Das klingt nach einer guten Idee, werde ich mal ausprobieren.


    Zur Handlungsmotivation:


    Zitat


    Im Hinblick auf die Frage, was übrigbleibt wenn Ziele und Wünsche wegfallen, sagte mein Lehrer häufiger: „You simply do what needs to be done.“


    Das hört sich erst mal unspektakulär an. Geradezu langweilig. Vielleicht sogar etwas bedrückend. So... protestantisch vernünftig.


    Hört sich erstmal pragmatisch und sinnvoll an. Lässt natürlich viel Interpretationsspielraum offen. Und ehrlich gesagt kommt mir das weniger bedrückend vor als meine eigenen Ideen dazu


    Zitat

    Du brauchst nicht Abstand von Deinen Zielen und Wunschvorstellungen zu nehmen, wenn sie mit dem achtfachen Pfad übereinstimmen. Darin heißt es u.a., für seinen eigenen Lebensunterhalt zu sorgen.
    Wozu sich Gedanken machen, ob Du Dich vielleicht in ein paar Jahren für irgendwelche Leute abrackerst. Was weißt Du schon, was noch auf Dich wartet? Vielleicht gibt es Dich morgen schon nicht mehr. Oder Du wirst sehr erfolgreich und musst gar nicht rackern?
    ...
    Diese Gedanken halte ich für verfehlt. Interesse am eigenen Selbst ist zunächst einmal notwendig, um sich auf den Pfad zu machen, denn offenbar scheinst Du ja an Buddhas Lehre interessiert zu sein.


    Klingt ja sehr motivierend :)


    Ich habe den achtpfachen Pfades mal bei Wikipedia überflogen und er klingt eigentlich sehr vernünftig. Meine Ideen vom Leben scheinen davon jetzt auch nicht allzu stark abzuweichen, ich werde mich auf jeden Fall mal damit weiter beschäftigen.
    Grüße

    Naja, im wesentlichen: Wie schaffe ich es trotz der obigen Realität eine nächstenliebende Einstellung zu gewinnen bzw. eine Einstellung die zumindest weniger selbstbezogen ist als meine bisherige?


    Wenn ich morgens aufstehe, tue ich das ja, weil ich einem bestimmten Handlungsimpuls folge, welcher aus einer Zielvorstellung von meine Ego entstanden ist.
    Beispiel: "Ich stehe jetzt auf und gehe zur Uni, weil ich auf diese Weise irgendwann finanziell unabhängig sein werde, was wiederum zu mehr Lebensqualität und sozialem Status führt, welche ja angenehme Dinge für mein Ego sind."
    Natürlich gehe ich auch zur Uni, weil mir das Lernen Spaß macht, aber auch das ist ja eigentlich eine hedonistische Motivation.


    Oder "Ich mache jetzt Sport, weil ich mich meist danach besser fühle und ich langfristig auch besser aussehe, was zu mehr sexuellem Erfolg führt, was mein Ego auch wiederum als angenehm empfindet."


    Wenn ich jetzt achtsam Abstand von meinen eigenen Zielen und Wunschvorstellungen nehme, bleibt irgendwie keine Handlungsmotivation mehr übrig. Warum sollte ich morgens aufstehen? Um mich in ein paar Jahren für Leute abzurackern, denen ich eigentlich völlig egal bin?
    Warum sollte ich überhaupt noch mein Zimmer verlassen? Den Gedanken und Gefühlen meines Egos zu folgen führt zu Selbstanhaftung, und wenn ich mich davon löse bleibt irgendwie kein Grund mehr übrig überhaupt noch leben zu wollen.

    Zitat

    Aussage meines Lehrers Lharampa Geshe Thubten Ngawang:"Ich bleibe Schüler - mein Leben lang."


    Das war wohl etwas schlecht formuliert von mir. Es ging mir eher darum auszudrücken, dass ich immer gedacht habe, dass so welche Erkenntnisse schlagartig während der Meditation von jetzt auf gleich auftreten, aber bei mir war das eher ein kontinuierlicher Prozess. Auch wenn ich damit jetzt nicht sagen möchte, dass ich schon eine hohe Stufe der Selbstlosigkeit erreicht habe.

    Hallo Community,
    mich beschäftigt seit ein paar Tagen eine gewisse Frage in Bezug zu anderen Menschen und würde gerne mal eure Meinung dazu hören.
    Durch die Praktizierung von Achtsamkeit ist mir schon seit längerem klar, dass ein Großteil meiner Handlungen auf egoistischen Zielvorstellungen und Annahmen basiert. Lange Zeit habe ich das irgendwie als völlig normal angesehen und es hat mich auch nicht weiter gestört, doch irgendwie habe ich mittlerweile das Gefühl, dass dieser Weg nicht umbedingt der beste ist.
    Gerade auch unter dem Gesichtspunkt, dass eigentlich keinerlei Ziele mehr in meinem Leben existieren, wenn ich damit beginne mich weiter von meinem Ego zu lösen. Alle meine Handlungen waren bisher eigentlich immer Ausdruck meiner eigenen Ziele und Wünsche, aber wenn ich nun Abstand von diesen nehme, weiss ich eigentlich gar nicht mehr, welche Motivation in meinem Leben noch übrig bleiben sollte.


    Dabei würde ich noch nicht mal behaupten, dass ich besonders unfair zu anderen Menschen wäre oder sie schlecht behandeln würde. Ich lüge nur selten, bin eigentlich immer freundlich und versuche auch weitgehend niemanden auszunutzen. Nur tue ich das nicht, weil ich eine tiefe Verbundenheit zu ihnen fühle und ihnen wirklich Gutes wünsche, sondern weil ich so erzogen worden bin und ansonsten negative Gefühle ertragen müsste.


    Genauer gesagt, habe ich eigentlich eine recht negative Einstellung gegenüber der Menschheit an sich und leider auch häufiger gegenüber meinem durchschnittlichen Nächsten.
    Zu erstem reicht es wohl zu sagen, dass ich Menschen im Allgemeinen für triebgesteuerte und primitive Affen halte, die heuchelnd und egoistisch ihr Leben verbringen.
    Ich möchte gar nicht die Buddhanatur des Menschen negieren, sondern ich stelle einfach nur fest, dass die meisten Menschen kein wirkliches Interesse an sowas haben. Die Menschheit ist in einem riesigen Kreis des Leides gefangen, bei dem ich nicht glaube, dass es im Kollektiv mit den derzeitigen Mitteln möglich ist, ihn zu verlassen. Von daher habe ich auch gar keine Lust auf soziales Engagement oder ähnliches, einfach weil ich es einfach aus einem gewissen Abstand betrachtet als sinnlos empfinde.


    Der zweite Punkt ist schon ein wenig komplexer. Ich würde jetzt nicht behaupten wollen, dass ich mein soziales Umfeld hasse. Es ist einfach nur so, dass ich recht hohe Ansprüche an andere Menschen habe und dann regelmäßig enttäuscht werde. Ich empfinde meine Mitmenschen häufig als unzuverlässig und stark selbstbezogen. Das frustriert mich.
    Gerade an der Universität scheint das soziale Umfeld eher lockerer Natur zu sein, sprich die meisten meiner Kontakte sind eher Zweckfreundschaften, oftmals mit der Intention sich gegenseitig etwas im Studium zu helfen oder hin und wieder mal Karten zu spielen.


    Mit meiner Familie komme ich gut klar, aber die sind räumlich weit entfernt. Eine Freundin habe ich nicht.


    Unter diesen Gesichtspunkten fällt es mir irgendwie schwer eine wirklich positive Einstellung gegenüber anderen Menschen zu entwickeln. Andererseits würde ich gerne weiter Abstand von meiner persönlichen Anhaftung nehmen und mich mehr anderen Menschen zuwenden. Dabei geht es eigentlich gar nicht so sehr um mein Handeln, das würde ich momentan als ethisch vollkommen Ok einstufen, sondern mehr um meine Intentionen im Leben und in zwischenmenschlichen Beziehungen im Allgemeinen.


    Ich freue mich über eure Anregungen :)

    Ah, ok. Einerseits meine ich jetzt die Bedeutung des Selbst im Buddhismus richtig verstanden zu haben, andererseits bin ich ein wenig enttäuscht, wenn das schon die Endwahrheit ist. Ich habe mir die Erkenntnis, dass es kein Selbst gibt immer etwas spektakulärer vorgestellt :grinsen:


    So im Sinne von Subjekt und Objekt verschwimmen, ich bin eins mit dem Universum oder sowas.

    Danke für eure schnellen und hilfreichen Antworten!

    Zitat

    ja, es gibt ein Selbst, durch das wir überhaupt in der Lage sind, uns in dieser Welt zurechtzufinden. Deshalb konnte auch der Buddha von seinen Erfahrungen erzählen.


    Nein, es gibt kein Selbst, denn alles ist zusammengesetzt und funktioniert entsprechend. Wie ein Auto, das auseinandergenommen nur aus Einzelteilen besteht und nicht mehr als Auto bezeichnet werden könnte, deshalb konnte der Buddha aus "Samsara aussteigen".


    Zumindest gefühlsmäßig denke ich, das Problem jetzt besser verstanden zu haben. Trotzdem bleibt so eine bestimmte Ungewissheit. Naja, vermutlich kann man sowas wirklich nur durch das Erleben dieser Erfahrung verstehen.


    Sehr interessant finde ich in diesem Zusammenhang auch die Meinung von Thomas Metzinger (deutscher Philosoph). Er hat ein Buch ("Der Ego-Tunnel") geschrieben, in dem er seine Analyse des menschlichen "Geistes" vorstellt, wobei er ebenfalls nicht davon ausgeht, dass es soetwas wie ein Selbst gibt. Dabei geht er auch auf außerkörperliche Erfahrungen, Meditation etc. ein; kommt aber zu dem Schluss, dass es nicht möglich ist, die Wände des Ego-Tunnels zu durchbrechen, weil genau in diesem Moment Bewussstlosigkeit einsetzen würde. Ich fände es wirklich interessant, ob das in Widerspruch zu den Erfahrungen buddhistischer Mönche steht oder nicht. Man muss der Fairheit auch sagen, dass der Begriff Ego-Tunnel bei ihm sehr eng definiert ist.
    Laut seiner Defintion reicht es aus das Gefühl zu haben, die eigene Aufmerksamkeit lenken zu können, um sich als eigenständigen Agenten in dieser Welt wahrzunehmen.


    Hat hier jemand schonmal Erfahrungen dieser Art gemacht? Bzw. was haltet ihr denn von dem "Aufmerksamkeitssteuerproblem"? Ich finde so welche Diskussionen immer sehr interessant

    Guten Abend liebe Community ;)
    Ich möchte mich erstmal kurz vorstellen: Ich bin 21, Student und beschäftige mich seit circa 3 Jahren mit Achtsamkeitsmeditation und Achtsamkeit im Alltag, ursprünglich eigentlich ohne spirituelle oder religiöse Motivation. Aus diesem Gebiet heraus bin ich dann irgendwann in Richtung Buddhisus gedriftet, der mich eigentlich immer sehr fasziniert hat. Besonders der intuitiv logische Kern der menschlichen Daseinsbedingungen hat mich sehr berührt. Momentan lese ich ein Buch über den spirituellen Weg des Buddhismus für westlich geprägte Menschen ("Rebell Buddha" von Dzogchen Ponlop Rinpoche) und habe eine Frage zum Thema Selbstlosigkeit.
    Dort steht geschrieben:

    Zitat

    Wenn wir den Punkt erreichen, an dem wir uns den Körper ebenso wie den Geist eingehend und ausgiebig "angeschaut" haben, ohne die Existenz eines Selbst ausfindig machen zu können, tut sich eine Lücke für uns auf. Im selben Augenblick, in dem wir das dauerhafte und eigenständige Selbst, von dessen Vorhandensein wir stets ausgegangen waren , nicht finden können, kommt alles Denken zum Stillstand. An dem Punkt können wir den Geist in einem Moment reiner Offenheit, den wir als nicht-begriffliches Gewahrsein bezeichnen, ruhen lassen. Damit beginnt unsere Entdeckung der Selbstlosigkeit.


    Ich kann mich ebenfalls an ähnliche Situationen erinnern. Aber nicht daran, dass ich jemals das Gefühl hatte, ich würde kein Selbst an sich haben. Ich will mich jetzt gar nicht auf eine Stufe mit den buddhistischen Meistern heben und deren Meinung negieren, nur weil ich sie nicht kenne, nur habe ich dennoch eine Frage zur Selbstlosigkeit.


    Ich habe während der (Atem-)Meditation und während des Alltags schon häufiger die Erfahrung gemacht, dass ich mich von einmal nicht mehr mit meinen Gedanken und teilweise auch nicht mehr mit meinen Gefühlen identifiziert habe. Ich sah sie in diesem Augenblick nicht mehr als Teil meines Selbstmodells, sondern eher als Strom der in ständiger Bewegung an mir vorbeifloss. Was mich allerdings dennoch an der Überzeugung hielt ein Selbst zu besitzen war, dass ich in der Lage war meine Aufmerksamkeit zu steuern. Ich meinte in diesem Moment immer noch ein agierendes Etwas zu sein, weil ich ja bewusst meine Aufmerksamkeit auf den Strom der Gedanken lenkte, auch wenn ich die Gedanken vielleicht nicht hervorbrachte.


    Manchmal erreiche ich während der Meditation auch einen Zustand, in dem ich gar keine Gedanken oder wirklich nur sehr vereinzelte wahrnehme. Allerdings kann ich mich an diese Erfahrungen meist auch schlecht erinnern. Eine Selbstlosigkeit ist mir dort aber auch nie explizit aufgefallen.


    Intellektuell hingegen habe ich gar kein Problem damit kein Selbst zu besitzen, es wäre nach einer materialistischen Philosophie sogar eigentlich nur logisch konsequent.


    Handelt es sich bei dem was ich erlebt habe um etwas anderes als was der Autor des Buches beschreibt, oder ist es vielleicht schon etwas ähnliches? Wird das Selbst im Buddhismus vielleicht einfach nur anders definiert als ich es intuitiv tue?
    Über Anregungen würde ich mich sehr freuen :)