Beiträge von NameSchallRauch

    Shiva:


    Unsere Wahrnehmung lässt uns glauben, Wahrnehmung und Wahrnehmender wäre nicht das Selbe. Ich behaupte, Subjekt und Objekt ist das selbe (siehe radikaler Konstruktivismus).


    Konstruktivismus und Buddhismus haben für mich mehr miteinander gemeinsam als Gegensätzlichkeiten.


    Wenn Du Dich intellektuell damit beschäftigen willst, dann empfehle ich das Buch "Welten ohne Grund - Buddhismus, Sinn und Konstruktion" von Werner Vogt.


    Wobei ich der Vollständigkeit halber darauf hinweisen möchte, dass es für mich einen gewaltigen Unterschied macht, sich intellektuell damit zu beschäftigen oder sich auf die Erfahrung mit der Meditation einzulassen.

    Festus:
    Shiva:

    ...
    Ich denke, dass ich kein Buddhist im klassischen Sinne wäre, weil das Nirwana zentraler Bestandteil des Buddhismus ist, ich diese Vorstellung jedoch ablehne. Gibt es denn Buddhisten, die Lehre vom Nirwana ablehnen?...


    Es gibt "den Buddhisten" oder "den Buddhismus" doch gar nicht. Und auch das Nirvanakonzept wird in den unterschiedlichen Schulen unterschiedlich diskutiert.


    Ich sehe einen Menschen, der singt ... aber keinen Sänger.
    Ich sehe einen Menschen, der ein Feuer löscht ... aber keinen Feuerwehrmann.
    Ich sehe einen Menschen, der wandert ... aber keinen Wanderer.
    Ich sehe einen Menschen, der kocht ... aber keinen Koch.
    ...
    Ich sehe einen Menschen, der auf einem Kissen sitzt und (wahrscheinlich) meditiert ... aber keinen Buddhisten.


    Shiva:


    Ich bin sehr verunsichert aufgrund Sektenähnlicher Strukturen mancher Gruppen.


    Mit sektenähnlich meinst Du ... was genau? Ich vermute, dass es Dir wichtig ist, akzeptiert und angenommen zu sein, auch wenn Du in bestimmten Fragen Deine eigene Meinung hast und nicht in allem mit dem übereinstimmst, was als "Gruppenkonsens" gilt? Du möchtest dazu gehören und gleichzeitig als Individuum respektiert werden?
    Verstehe ich Dich da richtig?



    Shiva:


    Auch stimme ich nicht voll und ganz mit der Lehre überein.


    Geht mir genau so. Und?


    Shiva:

    Aber da Buddha selbst lehrte, man solle nicht irgendwelchen Dogmen folgen, sondern diese Dogmen niederwerfen, sobald sie den eigenen Verstand widersprechen.


    So ungefähr. Ich glaube, er meinte: Glaubt nicht alles, was man Dir sagt, sondern mache Deine eigenen ERFAHRUNGEN. So wie ich es verstehe, ist es das, was Dir hier auch einige sagen möchten.


    Shiva:


    Ich zweifel an der Existenz eines postmortalen Nirwanas.


    Ich denke, Du hast eine andere Vorstellung von Nirvana wie ich es habe. Nirvana KANN nicht postmortal sein, denn es ist (so wie ich es verstanden habe) IM HIER UND JETZT.


    Nirvana ist nicht zu vergleichen mit der christlichen Vorstellung eines "Leben nach dem Todes" oder eines "Himmels". Könnte es sein, dass Du da etwas durcheinander bringst?


    Shiva:


    Ich weiß es nicht, daher halte ich das Nirwana auch nicht für unmöglich.


    Das erreichen eines "dauerhaften Nirwanas", also eines "Zustandes" auch für unmöglich ...


    Shiva:


    Das erreichen eines Nirwana-ähnlichen Zustands im Leben halte ich sicher für möglich, hatte ich auch selbst bereits so eine Erfahrung.


    Und genau darum geht es im Buddhismus (so wie ich ihn verstehe) eben NICHT: Irgendeinen "Zustand" zu erreichen. Sondern vielmehr zu erkennen und zu akzeptieren, dass alles im Fluss ist, vergänglich ...


    Das "Nirvana" erreiche ich sozusagen nur dann, wenn ich auch die Vorstellung, ein Nirvana erreichen zu wollen loslassen kann. Paradox? Ja, das ist es.








    2. Reinkarnation und Nicht-Ich:
    Mit dieser Lehre stimme ich weitesgehend überein. Nur sehe ich es etwas naturwissenschaftlich-nüchterner: Wenn man Wiedergeburt verhindern möchte, um den Kreislauf des Lebens zu beenden, hilft kein Entsagen von Karma-handlungen. Die einzige realistische Lösung wäre, keine Kinder zu zeugen.
    Unsere Wahrnehmung lässt uns glauben, Wahrnehmung und Wahrnehmender wäre nicht das Selbe. Ich behaupte, Subjekt und Objekt ist das selbe (siehe radikaler Konstruktivismus). Wiedergeburt findet primär durch Fortpflanzung statt. Dadurch, dass Subjekt und Objekt das gleiche sind, und der einzige Unterschied zwischen verschiedenen Wesen ihre "Hülle" ist, ist es mehr oder weniger irrellevant, wo man Wiedergeboren ist. Wenn ich jemand umbringe, leide ich, ohne es vielleicht selbst zu spüren, denn meine Wahrnehmung gibt mir die Illusion des ICH. Es gibt aber keine ich, keine Seele, nur ein Ganzes, was an verschiedenen Orten gleichzeitig ist, meist ohne es zu bemerken. Das ist auch der Grund, warum ich ein Nirwana für unrealistisch halte. Wenn ich den Zustand des Nirwana erreichen möchte, dürfte es keine Leben mehr geben, da ich automatisch irgendwo da wiedergeboren werden würde( Wobei kein Seele von A nach B geht, hier stimme ich voll mit Buddhas Lehre überein, es gibt keine Einzelseele!)


    Shiva:


    Ich bekomme reines THC als Medikament aufgrund chronischen Schmerzsyndroms, daher ist das für mich kein Rauschmittel.


    Kann ich aus eigener Erfahrung gut nachvollziehen, dass Du, wenn Du Schmerzen "hast", jeden Strohhalm ergreifst, um diese los zu werden oder erträglich zu machen - glaub mir!


    Die Frage, die ich mir stelle ist die: Wie willst Du herausfinden, ob Meditation nicht vielleicht genauso gut oder gar besser hilft wie THC? Wärst Du ggf. bereit, unter Anleitung eines meditationserfahrenen Lehrers eine Zeit lang auszuprobieren, dieses Hilfsmittel weg zu lassen und Meditation auszuprobieren, genauso wie Du all diese Substanzen ausprobiert hast, von denen Du schreibst?


    Shiva:


    Ich habe einige spirituelle Erfahrungen durch Meditieren und weiteres unter den Einfluss von LSD und MDMA erlangt, ein besonders hilfreiches Werkzeug war das LSD, was die meisten buddhisten Schulen nicht gutheißen würden. Ich benutze diese Substanzen zwar nicht mehr, ich bin dennoch froh darüber sie verwendet zu haben und würde es weider machen. In ganz bestimmten Fällen würde ích sie auch heute noch einmal verwenden.


    Du benutzt diese Substanzen im Moment nicht mehr ... es gehört der Vergangenheit an, es ist vergangen, vorbei. Wen juckt´s? Und wenn Dir diese Substanzen in der Vergangenheit geholfen haben (bei was eigentlich geholfen?), dann war das halt so.


    Warum nimmst Du sie jetzt nicht mehr?


    Und in welchen bestimmten Fällen würdest Du die auch heute noch verwenden?


    Shiva:


    Macht es für mich trotz dieser Meinungverschiedenheiten Sinn, mich mit Buddhismus zu befassen,oder mich sogar einer Gruppe anzuschließen?


    Du tust es doch schon: Dich mit Buddhismus zu befassen.


    Woran würdest Du merken, dass es für Dich (aus heutiger Sicht ;) ) Sinn gemacht haben könnte, Dich weiter mit Buddhismus beschäftigt zu haben oder Dich einer Gruppe angeschlossen zu haben?


    Shiva:


    Wenn ja, welcher?


    „Leben lässt sich nur rückwärts verstehen, muss aber vorwärts gelebt werden.“
    (Søren Aabye Kierkegaard, dänischer Philosoph und Theologe)



    Grüße
    Namen_sind_SchallUndRauch