Beiträge von Chrisly

    antelatis:

    Aber hat Buddha selber nicht gesagt, man soll und kann keiner Lehre folgen - also auch keinem Lehrer -, sondern man muss den richtigen Weg selber finden? Dann ist es doch viel sinnvoller, sich alle möglichen Meinungen und Diskussionen anzuhören und sich davon inspirieren zu lassen, anstatt es sich nur von einem Lehrer erklären zu lassen.


    Damit widersprichst du dir selber - denn du hörst auf das was Buddha deiner Meinung nach gesagt haben soll.


    Du kannst deine Lebenszeit natürlich einsetzen wie du willst; aber mein Lehrer betont immer wieder, wie wichtig es ist jetzt und hier mit dem eigenen Geist zu arbeiten. Wieviele Meinungen und Ansichten willst du hören und miteinander vergleichen? 10, 200, 10.000?


    Und wenn du diese miteinander Vergleichst, abwägst usw. woher willst du wissen, ob du die richtigen Schlüsse ziehen kannst? Buddhas Lehren haben alle nur einen einzigen Zweck: den eigenen Geist zu erkennen.


    Wie lange willst du dich mit theoretischen und akademischen Fragen auseinandersetzen, bevor du dann tatsächlich anfängst mit deinem eigenen Geist zu arbeiten? Wie lange lebst du noch? Wieviel Zeit bleibt dir um deinen Geist zu erkennen?


    Kein Mensch weiß, ob er nächste Woche noch lebt oder nicht - also was wirst du tun?

    antelatis:
    Chrisly:

    Also wie gesagt, Erleuchtung ist nur erfahrbar; jemandem ansehen (leuchtender Ring über'm Schädel oder so) ist nicht.


    Also kann man einen Erleuchteten nur daran erkennen, dass er sagt, er ist erleuchtet?


    Welchen Sinn würde so eine Aussage machen?


    Hier eine Denksportaufgabe:


    Ein Thraker (altgriechischer Volksstamm) macht folgende Aussage: "Alle Thraker lügen!"


    Hat er nun die Wahrheit gesagt, oder hat er gelogen?

    Zum Thema: Per Definition impliziert der Terminus "Gier" bereits das gesteigerte Verlangen nach einem Objekt. Dabei kann Gier fühlende Wesen auch dazu bringen Handlungen durchzuführen, die das fühlende Wesen im eigenen etisch/moralischen Verständnis für negativ und unheilsam beurteilt.
    Gemäß dieser Definition verursacht Gier Leid. Man könnte die Ursache von Gier im Wesentlichen so einteilen:

      Karmische Konstellation


      Gruppenzwang


      Selbstinduzierte Strategien


    Darunter fällt dann auch z.B. Gier nach Drogen infolge von Abhängigkeit, oder Gier nach Geltung infolge von Störung der Persönlichkeit, etc.


    Im Gegensatz zur vorangegangenen Definition wäre "Neugier" zu nennen. Neugier zeichnet sich dadurch aus, dass es sich hierbei um ein angeborenes Verhaltensmuster handelt. Natürlich könnte man auch hier überspitzt Karma als Ursache angeben, doch dieses bezieht sich dann als evolutionäre Triebfeder auf das gesamte Spektrum aller fühlenden Wesen.


    Übrigens haben sowohl Gier als auch Neugier ihre neuronale Quelle im Mesolimbischen System, genauer im Belohnungszentrum.

    Meine persönliche & relative Meinung hierzu: Es ist im Grunde völlig wurscht, ob man glaubt, das X oder Y erleuchtet ist oder nicht.


    Doch natürlich gibt es auch Ausnahmen, z.B.: Guruyoga. Hier ist es quasi eine Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Praxis, den Lehrer als den Erleuchteten selbst zu verstehen, der den gesamten Zufluchtsbaum in sich vereint.


    Viel besser ist IMHO jedoch, in der klaren Natur des eigenen Geistes zu verweilen. Sobald das gelingt klärt sich das Dickicht der Zweifel und Fragen wie eine Schlange, die selbst ihre Knoten löst.

    kilaya:

    So weit so gut und danke für die Aufklärung :)

    Chrisly:

    Daher nochmals meine Bitte, meine Anmerkungen stets unter dem Aspekt des Dzogchen zu sehen - entweder man ist erleuchtet, oder eben nicht.


    Hier aber eine Nachfrage: ich verstehe den Teil hinter dem Gedankenstrich in dem Zusammenhang nicht. Es erscheint mir keinen sinnhaften Zusammenhang für die Aussage zu geben, die ja für sich gesehen eine Nullaussage ist.


    Das ist bei Dzogchen durchaus üblich - es werden keine Aussagen á la "Dies ist dies" oder "Das ist Das" gemacht. Ein Beispiel aus'm Zen: Versuch dochmal einen Koan rational aufzudröseln... Wird schwierig, oder?


    Nachtrag: Im Dzogchen wird nur die zwischen dem Buddhageist und dem Geist fühlender Wesen unterschieden. Beide sind im Grunde Eins, jedoch sind fühlende Wesen verblendet und damit ist ihre Sicht der Welt unabhängig vom Objekt der Betrachtung - schlichtweg falsch. Das war jetzt auch wieder so'n Dzogchen-Ding. (:

    @all


    Bitte verzeiht, wenn ich euch im Unklaren gelassen habe!
    Alles was ich hier äußere hat natürlich seinen Ursprung im eigenen Erleben. Ich praktiziere Nichtmeditation. Deshalb habe ich bereits vor langer Zeit alle theoretischen Lehrmeinungen und Konstrukte schlichtweg vergessen, weil ich die für meine Praxis nicht brauche.


    Zwar war ich in den letzten dreißig Jahren auch Schüler von Lamas anderer Schulen und hatte in diesem Kontext z.B. auch ZEN oder tibetisches Tantrayoga praktiziert, aber das war für mich nicht das richtige.


    Ich bin seit 10 Jahren gesegnet, denn mein Lehrer ist ein authentischer Dzogchen Lehrer der selbst bei vielen größtenteils sehr bedeutsamen tibetischen Meistern gelernt hat.


    Da sich die Anschauung des Dzogchen durchaus radikal von der Lehrmeinung anderer Schulen unterscheiden kann, könnten meine Kommentare eventuell für den ein oder anderen hier eine Provokation sein.


    Daher nochmals meine Bitte, meine Anmerkungen stets unter dem Aspekt des Dzogchen zu sehen - entweder man ist erleuchtet, oder eben nicht.

    Klare Antwort: gar nicht. Erleuchtung ist einfach nur der natürliche Zustand unseres Geistes. Entweder man ist erleuchtet oder man ist es nicht. Und man kann innerhalb von sein paar Minuten durchaus mehrere Male erleuchtet sein und dann auch wieder nicht.


    Erleuchtung ist einfach nur die Sicht, oder die Entspannung in den natürlichen Zustand des eigenen Geistes. Manche beschreiben es auch, dass sie sich in den natürlichen Zustand des eigenen Geistes "gefunden" haben oder wie auch immer. Sprache hilft hier nicht weiter, da Sprache objektorientiert ist (Subjekt - Prädikat - Objekt).


    Erleuchtung kann man jedoch erleben (ist eine falsche Aussage, liegt aber an der blöden Sprache), bzw. Wenn du Erleuchtung "erlebst", dann "erlebst" du "dich" transpersonal. Da ist dann kein "ich" mehr oder so - "du" verlöschst und trotzdem bist "du" noch vorhanden.


    Also wie gesagt, Erleuchtung ist nur erfahrbar; jemandem ansehen (leuchtender Ring über'm Schädel oder so) ist nicht.

    Gier nach XYZ (nach Belieben ausfüllen) definiert ein Ziel innerhalb der relativen Welt.


    Gier ist wie alle anderen Triebe nicht pe se schlecht; die Unterteilung in "Gut und Böse" ist nur eine von Menschen gemachte Definition und damit relativ (vom jeweiligen Standpunkt aus).


    Alle unsere Triebe und Emotionen wie Gier, Neid, Hass, Liebe, Begehren, usw. sind nichts weiter als die verblendeten Versionen der natürlichen Energien unseres Geistes. Diese Energien sind nicht leidvoll, sondern es ist unsere Verblendung, die sie für uns und alle anderen leidvoll macht.


    Merke: wir basteln uns selbst under Samsara oder Nirvana!

    Boah eh,


    so viele Worte - da wird's einem ja ganz schwummerig!


    Also wenn ich jetzt mal die Frage des Threadstarters aufgreife, dann gibt es

    1. mehrere Arten von Meditation, die auch ganz unterschiedliche Ergebnisse haben und
    2. keine Möglichkeit, den "Wert" einer Meditations Praxis für einen selbst durch beharrliche Diskussion in irgendeinem beliebigen Kontext herauszufinden.


    zu 1.: Im jeweiligen Kontext der verschiedenen Schulen werden unterschiedliche Meditationsarten angewandt. Entscheide dich für eine Schule und praktiziere die Meditation innerhalb dieses Kontexts, dann kannst du selber herausfinden, ob das für dich passt oder nicht.


    zu 2.: Diskussionen sind IMHO im Buddhismus ungefähr genauso sinnvoll wie ein zweiter Anus am Ellbogen. Buddhismus ist eine Methode mit dem eigenen Geist zu arbeiten; diskursives Denken gehört nicht dazu.


    Also antelatis, wenn du wissen willst, wozu Meditation im Buddhismus benutzt wird und wie sie funktioniert und wirkt, such dir 'nen Lehrer - lass dir die Methoden erkären und setz dich auf dein Kissen. Und wenn du dann Fragen zur Meditation oder zu Erlebnissen hast dann ist dein Lehrer dein richtiger Ansprechpartner.


    Ganz einfach!