Oh, noch mal Danke für die vielen Antworten und die Mühe, die ihr euch hier macht. Vieles von dem, was ihr schreibt, kenne ich, und teilweise musste ich sehr schmunzeln, wie sehr der eine oder andere es auf den Punkt bringt - ganz salopp und frei von der Leber, schön!
Die Buchtipps von Monika haben mir sehr gefallen und ich habe mir alle Tipps angeschaut - natürlich bei amazon, und dort auch die Rezensionen gelesen - und fürs Erste habe ich mich mal für "Der Geist des Zen" entschieden. Das Buch scheint dem recht nahe zu kommen, was ich suche, nämlich ein Buch, das ich immer wieder lesen kann; in dem ich Anleitung und Motivation finde; das sich beim Lesen immer wieder neu, anders und tiefer erschließt. Mir geht es nicht darum, möglichst viele Bücher zu lesen, denn ich weiß wohl, dass man alle Bücher der Welt lesen kann, ohne irgendeinen Nutzen davon zu haben, außer vielleicht dem, dass man letztlich ein Gelehrter wird, was mitnichten mein Ziel ist.
Ich weiß um Nutzen und Wert des Denkens und um seine Gefahren. Wenn ich danach strebe, Gedankenstille zu erreichen, dann meine ich damit, dass ich gerne in der Lage sein möchte, mich hinzusetzen und in einen Zustand einzutauchen, in dem ich den Filter, den die Gedanken zwischen mich und die Welt setzen, für einen Moment ausschalten kann. Mitnichten möchte ich meine Fähigkeit zu denken zum Stillstand bringen, noch möchte ich mein Denken mit einem der vielen existierenden religiösen Filtern dieser Welt ersetzen, wie das bspw. der russische Pilger mit dem Herzensgebet getan hat.
Mir geht es um die Verwirklichung einer natürlichen Religiösität, wie sie jedem Menschen innewohnt, besonders - meiner Erfahrung nach - Menschen, die mit dem, was wir "unsere Kultur und Zivilisation" nennen, noch nicht so tief in Berührung gekommen sind. Wenn mir ein religiöses System bei meinem Streben hilft, dann ist es mir egal, ob es christlich, buddhistisch, indigen oder sonst was ist. Aber es darf mich auch nicht mit einer bestimmten Glaubenslehre indoktrinieren wollen und mir schon gar nicht suggerieren wollen, dass nur sein Weg der allein seligmachende ist.
Ich weiß um die Beglückung und die Ruhe, die sich einstellen, wenn man ganz einfach und natürlich in sich ruht. Ich weiß aber auch, dass es für einen Mensch der Zivilisation oder des modernen Lebens, eben eines Menschen, der so lebt, wie wir wohl mehr oder weniger alle leben, nötig ist, all das, was er ist und glaubt zu sein, als das zu erkennen, was es ist, nämlich eine Hülle und nicht er selbst. Ich kenne nur einen Weg, um das zu erreichen: die besagte Gedankenstille. Wenn der Filter des Denkens - wie ich es nannte - ausgeschaltet ist, öffnet sich der Blick ...
Ich weiß aber auch um die Hindernisse, die sich einem in den Weg stellen können. Ich sprach von Kleinmut, Trägheit, Energielosigkeit, wozu sich immer wieder die Versuchung gesellt, zu fliehen, sich der nächstbesten Ablenkung hinzugeben, von denen unser Leben ja mehr als genug bietet.
So bin ich denn nicht zuletzt in dieses Forum gekommen, um zu schauen, ob ich hier Menschen treffen kann, die ähnlich wie ich unterwegs sind und sich mit den gleichen Hindernissen herumärgern, um Austausch, Anregung und Gespräch zu finden. Denn auch das ist meine Erfahrung: Austausch und Gespräch können wahre Wunder wirken zur Klärung und Gewinnung von Einsichten und nicht zuletzt auch, um den von einigen angesprochenen inneren Schweinehund zu überwinden.
Ich weiß, dass das hier ein buddhistisches Forum ist, und ich habe auch schon eine kleine Ahnung davon bekommen, dass hier auch Menschen unterwegs sind, die so eine Art buddhistische Schriftgelehrte, Besserwisser und Spitzfindige sind. Aber solche trifft man überall. Aber man trifft auch überall andere; solche, wie ich schrieb, dass ich sie suche.
Viele Grüße an euch alle, die ihr mir bisher auf meine Beiträge geantwortet und damit weitergeholfen habt.
Rainer