Beiträge von Barstukken

    Hallo,


    ich stoße öfters auf Leute, auch sogenannte Zen Lehrer, die meinen, sie würde Zen Buddhismus und Christentum verbinden, wären Christen und Zen Lehrer usw.
    Die Essenz des (Zen) Buddhismus ist:

    - es gibt keine Seele, kein Ich

    - es gibt kein ewiges Leben

    - es gibt keinen Schöpfergott

    - das karmische Gesetz

    - das Ich ist Illusion und soll verlassen werden


    Essenz des Christentums:

    - es gibt einen Schöpfergott

    - es gibt eine ewige Seele

    - es gibt eine Ewigkeit in Himmel oder Hölle

    - Das Ich soll ins ewige Leben ins Paradies gelangen


    Diese Lehren stehen sich absolut diametral entgegen, schließen sich völlig aus und sind in keiner sinnvollen Weise vereinbar. Haben diese Leute den Buddhismus nicht verstanden? Das Christentum nicht verstanden? Oder was anderes?

    Das mag sicherlich stimmen. Aber ich mag grade am Zen, dass es letztlich um die Erfahrung geht und um ein ständiges streben. Solche Regeln sind sicherlich hilfreich. Ich glaube aber nicht, dass eine Befreiung solchen nach strengen Regeln lebenden Mönchen vorbehalten ist.

    Genau das meinte ich mit "Disziplin und harter Arbeit", ich meinte damit das alltägliche Leben von Nicht-Mönchen. In stressigen Alltagssituationen stets freundlich und achtsam zu sein ist gar nicht so leicht. Oder zum Beispiel das Problem des Fleisch-Essens, das hier in einem anderen Thread diskutiert wird; da Fleisch Konsum eine Tötung voraus setzt und Töten Leid bedeutet, ist es für mich klar, dass eine Lebensführung, die Leid vermeiden soll (also eine buddhistische Lebensführung), bedeutet, kein Fleisch zu essen. Manchen Menschen mag es leicht fallen sich komplett vegan zu ernähren, für andere ist das erreichen einer vegetarischen Ernährung bereits harte Arbeit und erfordert Disziplin. Das lockere im Zen Buddhismus sehe ich dann darin, dass man nicht von einem Tag auf den anderen Veganer wird, sondern je nachdem, wie man es kann, sukkzessive eine innere Haltung entwickelt, die zu einer vegetarischen oder sogar veganen Ernährung führt. Man verzichtet also nicht, man zwingt sich nicht, ab heute kein Fleisch mehr zu essen, sondern man arbeitet an seinen Gedanken und seiner inneren Haltung, isst einfach mal etwas weniger oder erstmal nur einen Tag pro Woche gar kein Fleisch, bis man nach und nach gar kein Bedürfnis mehr hat Fleisch zu essen. Gleiches gilt für die Meditation: Niemand kann von heute auf morgen täglich mehrere Stunden meditieren. Wer das versucht, wird vermutlich frustriert komplett aufhören. Wer sich aber nach und nach an das Thema heran führt, wird sicherlich Fortschritte machen. Und wenn nicht wird man vielleicht andere Formen der Meditation für sich entdecken, die passender sind als das stille Sitzen. Disziplin erfordert es dennoch, sich z. B. morgens vor die Wand anstatt vor den Fernseher zu setzen oder sich aufzuraffen zur Geh-Meditation (oder einfach zum Laufen) ;)

    Wenn sich die Gruppe nur zum stillen Sitzen trifft und nicht zur Diskussion/Rezitation, dann kann/muss die 4 edlen Wahrheiten bzw. Gedanken dazu nicht erkennbar sein. Dennoch sind die 4 edlen Wahrheiten, die Lehre der Leere, das Vermeiden von Leid und Vermehren von Glück selbstverständlich die Grundlage auch im Zen Buddhismus. Woher kommt die Idee zu meditieren und Erleuchtung zu erlangen? Das ist ja nichts anderes als ein Streben nach der Erlösung von Leid und Erreichen von Nirvana. Man sitzt, um den Gedankenfluss zu stoppen, sich selbst zu vergessen, mit allem zu verschmelzen... Wenn das nicht ein wahrer Weg zur Beendigung von Leid ist, was dann? ;)


    Andererseits wird gerade Zen auch oft falsch verstanden als eine "alles geht, alles ist cool" Philosophie und das ist einfach falsch. Der Zen Buddhismus erfordert ein hohes Maß an Disziplin und der buddhistischen Lehre zu folgen impliziert strenge Regeln und harte Arbeit an sich und seinen Gedanken (das sie Worten und Taten voran gehen). Einfach tun, was einem gefällt und sich dabei sagen "ich fühle mich gut, das ist angenehm, also ist es richtig", ist nicht Zen.


    Ob jemand Mönch ist oder lange Haare hat oder beides und vordergründig ein Leben führt, wie jeder andere auch, halte ich für unerheblich. Wenn die buddhistische Praxis sich allerdings auf das Sitzen beschränkt, dann ist das vermutlich sehr entspannend, aber es ist kein (Zen) Buddhismus. Du könntest dich aber mit den entsprechenden Personen unterhalten, dann wirst du sicherlich merken, was dahinter steckt.