Beiträge von Gurkenhut

    Um Vertrauen in den Buddhadharma zu gewinnen, brauche ich keine Psychotherapie. Vertrauen in den Buddhadharma gewinnt man dadurch, dass man die Qualitäten der Lehre des Buddha erkennt. Und der Buddhadharma ist keine Selbst-Psychotherapie.


    Psychisch kranke Menschen sollten zum Psychotherapeuten usw. gehen. Im Buddhadharma geht es nicht darum psychisch Kranke zu heilen. Diesen nutzt die Rationalität des Buddhdharma wahrscheinlich nicht weiter. Andererseits kann die Psychotherapie auch ein Vertrauen in den Buddhadharma nicht befördern, da sie sich nicht mit dem beschäftigt, was im Buddhadharma gelehrt wird. Das schließt nicht aus , dass es thematische Schnittmengen gibt, aber die Psychotherapie und der Buddhadharma beziehen sich auf sehr unterschiedliche Objektbereiche.


    Der Buddha lehrt die Ursachen und die Überwindung vom Leiden. Die Psychotherapie befasst sich mit "psychischem" Leiden, was meines Wissens als Abgrenzung vom körperlichen Leiden definiert ist (mal so geschrieben obwohl ich weiß, dass die Trennung nicht funktioniert, ich aber keine besseren Worte zur Hand habe). Ich sehe da keine strikte Trennung der Objektbereiche. Mir hat in der Zeit, als ich eine Therapie gemacht habe, beides weitergeholfen.


    Bei realen Therapeuten kann ich mich nicht vor dem Gefühl retten, dass ich machen muss, um "gesund" zu werden.

    Mit der Vorstellung bin ich auch in die Therapie gegangen. Und dann durfte ich am Vorbild meines Gegenübers friedliche Akzeptanz lernen.

    (Womit ich nicht behaupten will, dass es nicht auch Gegenüber gibt, die der Vorstellung gerecht werden.)


    Was oder wer definiert, den Begriff " psychich Krank" oder "gesund" zu sein?

    Derjenige, der leidet und die Therapie aufsucht.

    Jein. Es gibt auch mehr oder minder starken Zwang.

    Hendrik: deine Begeisterung für Wissenschaft ist schön zu lesen.

    Ich kenne so viele Schwächen und Grenzen, in der theoretischen und praktischen Anwendung und Anwendbarkeit von Techniken ebenso wie der zugrundeliegenden Sprache, dass mir die Freude daran zwischenzeitlich etwas abhanden gekommen ist. Danke, dass du mich an sie erinnerst.

    Die Gefahr, die ich bei der Psychotherapie sehe, ist, dass man sich viel zu wichtig nimmt.
    Die Gefahr, die ich beim Buddhismus sehe, ist, dass man das Erwachen viel zu wichtig nimmt. Damit auch oft sich und eine Praxis viel zu wichtig nimmt. Anstatt sich selbst in Frieden zu lassen.

    Dieses sich selbst in Frieden lassen, kann man (unter guten Bedingungen) bei beidem lernen, manchen wird diese Fähigkeit nicht geschenkt.

    Damit ist Wissenschaft in der Lage, sich stetig der Wirklichkeit anzunähern. Sie immer differenzierter zu beschreiben.


    Es ist der Wissenschaft in einigen Kontexten (Quanten und menschliches Verhalten fallen mir spontan ein) bisweilen unmöglich neutral zu beobachten. Sie misst die Wirklichkeit, die durch sie beeinflusst ist.

    Wissenschaftliche Erkenntnisse fallen doch aber nicht vom Himmel sondern folgen einem Prozess in dem Theorien gebildet und geprüft werden.

    Und man möchte hinzufügen - Nach mehr oder minder langer Zeit wieder verworfen- und durch neue ersetzt werden.

    Letzter Stand des Irrtums :)

    Und doch fallen die Äpfel beständig nach unten.

    Was die Wissenschaft auf der Basis wissenschaftlichder Evidenz weiß, darüber kann geredet werden. Über alles, was darüber hinaus geht, kann zwar geredet werden, aber das Reden darüber ist nicht ratsam, weil es eitlem Geplapper ähnelt. So gesehen sind alle religiösen Äußerungen dazu nichts als eitles Geplapper, egal ob buddhistisch, christlich, muslimisch etc.

    Wissenschaftliche Erkenntnisse fallen doch aber nicht vom Himmel sondern folgen einem Prozess in dem Theorien gebildet und geprüft werden.

    Heilsames wegzulassen, weil andere unheilsame Handlungen da sind, scheint mir irgendwie kontraproduktiv, eher mit Geduld abwarten, wie die Praxis die Summe der unheilsamen Handlungen vermindert, wenn auch nicht alle zügig abstellt. Ich verstehe auch den Herausgriff des Fleisch Essens als die Handlung, die gar nicht geht, nicht. Kann man doch auch durch vieles andere ersetzen und gerade dann hätte ich eher gesagt, praktiziere und schau, was es macht. Aber ich war auch nicht 12 Jahre im Retreat.

    (Hab nur immer Albert Einstein im Kopf als mein Paradebeispiel für geniale Menschen, die sich in einem Punkt völlig irren können. Ist nun kein Buddhist, aber nun.)

    Moin,

    ich kann nicht für alle sprechen, nur für mich. Schlechtes Gewissen und Angst kenn’ ich auch. Manchmal kann ich‘s gelassen wahrnehmen oder nutze es mich darin zu üben, manchmal nutze ich es mich verbunden zu fühlen (die Unfähigkeit bisweilen teilen dann doch alle Menschen), manchmal braucht es mehr Übung in Güte und Mitgefühl, für mich und dem, zu dessen Schaden ich gehandelt habe.

    (Mir scheint, ein bisschen vom Schatz ginge verloren. Aber vielleicht stehe ich mir hier auch selbst im Weg, Dinge nicht zusammen zu kriegen, die zusammenpassen.)

    Was ist denn 'der Schatz' für Dich in diesem Zusammenhang? Für mich klingt das zusammen mit der Grundhaltung "eine starke wissenschaftliche Prägung im Hirn" ein wenig wie, eigentlich wäre ich lieber nicht so wissenschaftlich orientiert!


    "Mein Schatz! Mein Schatz!" Gollum aus der Herr der Ringe. Schätze können bereichern oder einen besitzen.

    Danke für deine Antwort.

    Das mit dem bereichern oder besitzen stimmt. Gilt für wissenschaftliche Prägungen aber auch.


    Den Schatz sehe ich einerseits in viel Güte und Mitgefühl und andererseits in Ruhe und innerem Frieden, den manche Menschen mit buddhistischer Geistesschulung ausstrahlen. Wobei das bei meiner begrenzten Menschenkenntnis längst nicht ausreicht irgendwelche Pauschalaussagen daraus abzuleiten.

    Vorweggeschickt, in der Hoffnung, dass meine Frage nicht als Angriff gelesen wird, sondern als neugieriges Nachfragen:

    Ich habe selbst eine starke wissenschaftliche Prägung im Hirn und die Erfahrung, dass manche buddhistischen Methoden (oder Ansichten), die keinen Wissenschafts-TÜV durchlaufen haben, mir ungemein weiterhelfen. Das für mich zusammenzubasteln bin ich noch bei.


    Wie sieht denn eine säkulare Praxis unabhängig vom drüber diskutieren aus?

    (Mir scheint, ein bisschen vom Schatz ginge verloren. Aber vielleicht stehe ich mir hier auch selbst im Weg, Dinge nicht zusammen zu kriegen, die zusammenpassen.)

    Hajobo: Danke für die Antwort. Mich hat interessiert, ob du aus dem Verstehen der verwendeten Modelle heraus argumentierst oder nicht, da sich der Satz mit Modelle können nicht das Wetter vorhersagen, da chaotisch, für mich nach billigem Totschlagargument anhörte.

    Ich bin auch bisweilen sehr kritisch, verdreh auch immer noch die Augen zu einer Vorlesung zu einem anderen Thema, bei der die Verwendung eines Modells nicht damit begründet wurde, dass es richtig sei, sondern einfach verstehbar, das richtigere sei zu kompliziert.
    Gleichsam bin ich hin und wieder beeindruckt, wie genau Vorhersagen manchmal sind. Teils beim Wetter, aber beispielsweise auch die Inzidenzvorhersage vom RKI im letzten Jahr.

    Warum nicht einfach den Heuschnupfen als Meditationsobjekt nehmen? Etwa die unangenehmen Gefühle betrachten und so eine Distanz zur Identifikation damit schaffen - ein Gefühl ist da, das bin ich nicht, das gehört mir nicht.

    Ich würde das „einfach“ weglassen bei den fortgeschritteneren Methoden die bewusst ein (möglicherweise starkes) unangenehmes Gefühl/ Objekt fokussieren. (Ohne die Methode in Frage stellen zu wollen.)

    P.S.aber rein menschlich gesehen immer waren in der Geschichte die Zeiten, und die wiederholten sich, dass man über den " Apocalypsis" redete und ihn vorhersah. Aber wir alle sind noch da! Das.--.wäre die bessere "Hilfe", scheint mit.

    Ja, Mensch sind stark. Darin mit widrigen Situationen umzugehen, sich anzupassen, Lösungen zu finden und unangenehmes auszuhalten. Sonst hatten wir nicht bis hierher überlebt.

    Hilft mir auch der Gedanke.


    Die Aussicht auf vermutlich weniger Wärme von Heizung/Warmwasser nächsten Winter führt in meinem Kopf zum Gedanken, dann brauchen wir mehr menschliche Wärme. Zusammen Lachen und Freude und Aneinanderkuscheln. Hab meinen Mann schon gefragt, wer in unserer Familie den Frederick spielt, aber das werde ich wohl übernehmen (müssen). (Frederick ist eine Maus aus einem Kinderbuch von Leo Lionni, falls es jemand kennt. Die anderen Mäuse sammeln Vorräte und sie Sonnenstrahlen und Farben und Wörter für den langen Winter.)

    Bei dem Satz, wir würden auf hohem Niveau jammern, fällt mir immer das Unverständnis des Dalai Lama auf die Frage ein, wie man mit der Selbstverachtung (oder was immer hier das passende Wort ist) umgehen kann, die in den Nationen, wo der Wohlstand als hoch gemessen wird, so gravierend verbreitet ist. Eine einseitige Betrachtung von Wohlstand und hohem Niveau scheint mir.

    Ein Superlativ, eine offensichtliche Hinstellung als einzigartig (noch dazu in einem buddhistischen Forum) kann ja auch eine gemeinsame Erfahrung, Lachen zB ermöglichen.


    Was einem Ich innewohnt ... ab da fällt es mir schwer tiefer in ein Gespräch einzusteigen. Ich hatte vor über 20 Jahren eine allgemeine Definition über 'ICH' probiert. Es ist direkt die Unterscheidung - auf diese Worte kam ich für mich. Später bin ich auf buddhistische Texte und die Lehrreden gestossen und irgendwann erschien mir auch dieser Satz nutzlos.


    Die Unterschiede und Trennungen (diese Erfahrungszustände) entstehen und vergehen in Abhängigkeit. Dieser Dimension der Erfahrungswelt (dass Trennung eher wegen Begehren und Hass ist, als zB wegen einem 'Ich, dem Unterscheidung innewohnt') möchte ich im Dialog schon gerne aufrechterhalten, wenn du noch magst. Das hiesse dann auch mehr die Vereinbarung 'Leerheit eines Superlatives', also Hohlheit dieses Wortes - weswegen es ja mit verschieden Gefühlen korrespondieren kann, auch so dass damit verbindende Erfahrungen (zB) möglich ist. Also es ist da selbst nichts drin in 'Superlativ', deswegen kanns so oder so wirken ;):sunny:

    Unter deiner gewünschten Vereinbarung liegt auch eine vorausgesetzte Vereinbarung über die Bedeutung der Wörter, oder irre ich mich?

    Eine wahnsinnig breite Bandbreite von möglichen Wirkungen wollte ich nicht in Frage stellen. Dass das ich schon die Unterscheidung ist auch nicht.

    Voyager Was mein Verständnis anbelangt, trifft es wohl ein Jein.


    Falls du antworten magst: Macht es für dich einen Unterschied ob ich dich als Allergrößten oder Allerunfähigsten anspreche?

    Für mich verstärkt ein Superlativ die Unterscheidung, die dem Ich innewohnt. Gleichsam die Vorstellung von etwas Dauerhaften. Die Relativierung die Distanz. Für wirkungslos halte ich Worte nicht, auch wenn ich von „hohler“ spreche.