Beiträge von mukti im Thema „Gradualismus und Subitismus“


    Danke :)

    Grund:

    Gibt es denn Traditionen, welche der einen oder der anderen Sichtweise zuzuordnen sind?


    Kann ich mir nicht vorstellen, denn wenn es plötzliche Erleuchtung gibt, dann kann sich ja keine Tradition darum bilden. Es wird aber in den gradualistischen Traditionen immer wieder von sowas berichtet, z.B. der Bahiya:


    Zitat

    Da wurde durch diese in kurzer Form gehaltene Lehrverkündigung des Erhabenen der Geist des Bāhiya Dāruciriya unverzüglich, indem er nicht mehr haftete, von den Einflüssen erlöst.
    http://palikanon.com/khuddaka/ud_seidenst/ud_01.htm


    Da wird aber angenommen, dass er in vorigen Leben Anstrengungen unternommen hat, obwohl ich im Palikanon dazu keinen direkten Hinweis kenne.

    Grund:

    Wir reden wie immer aneinander vorbei, mukti. Es scheint als ob bewußt-Sein "deiner" Sphäre sich selbst verdinglicht. Da ist diese Selbst-Identifikation und Selbst-Aneignung, nichts was "nicht ich" und "nicht mein" entsprechend würde. Egal ... wird sich schon einrenken ... 8)


    Ja, bin zuversichtlich dass sich das einrenkt, "Ich" und "Mein" sich vollständig auflösen werden und wünsche dir ehrlich dass es bei dir auch damit zu einem Ende kommt.

    Grund:

    Ich hatte dich so verstanden, dass du am 8fachen Pfad als dem Floß festhalten willst, dass du dich festhalten willst an der Vorstellung des Zieles "nibbana", welches du mittels des 8fachen Pfades erlangen willst. Ich hatte nicht verstanden, dass du dich an diesem Zitat festhalten willst.


    Wie alle Ziele ist Nibbana eine Vorstellung, oder ein Glaube, Hoffnung und Zuversicht, Heilslehre - ich kann im Gewordenen nicht sicher wissen, ob es das Ungewordene gibt. Es scheint mir von allen Zielen das Beste zu sein. Kein Ziel zu haben geht nicht, weil ich mich wie alle Wesen auf einer Reise durch die Zeit befinde.


    Grund:

    Aber wenn du dich nicht ans Floß klammerst (den 8fachen Pfad; die Vorstellung vom Ziel, welches zu erlangen ist usw), dann gibst du es auf, lässt du es los. Das aber ist ja das, was du nicht tun willst (so lassen es deine Worte zumindest erahnen):


    Stimmt, das will ich nicht tun, denn dann würde ich orientierungslos umhergetrieben, auf einem sehr gefährlichen Fluß. Das wäre verwegen - nicht mutig, sondern übermütig, närrisch.


    "Grund"":

    Das Floß festhalten" geschieht mittels Denken und Beabsichtigen:

    Zitat

    2. "Was einer denkt, ihr Bhikkhus, und was er beabsichtigt, und wobei er verharrt [118],


    Ich beharre bei dem Gedanken an das Ziel und beabsichtige es zu erreichen, ja.


    "Grund"":

    Die Folge des Denkens und Beabsichtigens, also des Festhaltens am Floß, ist das:

    Zitat

    damit entsteht eine Grundlage [119] für den Bestand des Bewußtseins. Wenn eine Grundlage vorhanden ist, so tritt Fortdauer des Bewußtseins ein. Wenn das Bewußtsein fortdauert und zunimmt, so tritt für die Zukunft Wiedergeburt und Neuerstehung ein. Wenn für die Zukunft Wiedergeburt und Neuerstehung vorhanden ist, so entstehen für die Zukunft Geburt, Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung. Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zustande.


    Kann ich nicht nachvollziehen. Mit dem Festhalten am Floß wird keine Grundlage für das Bewusstsein geschaffen, Bewusstsein ist bereits da, seit meiner Geburt. Das Floß entzieht allmählich die Grundlage, überquert den gefährlichen Fluß der durch Denken, Beabsichtigen und Bewusstsein geschaffen wurde.


    "Grund"":

    Weiterhin ist "das Floß festhalten" das Verharren, selbst wenn nicht gedacht oder beabsichtigt wird:

    Zitat

    3. Wenn einer nicht denkt, ihr Bhikkhus, und nichts beabsichtigt, aber doch (bei den Dingen) verharrt,


    Man verharrt nur solange auf dem Floß, solange es über den Fluß fährt, wenn es angekommen ist, verharrt man nicht mehr darauf.


    "Grund"":

    Die Folge des Verharrrens, also des Verharrens auf dem Floß, des Verweilens des bewußt-Sein bei dem 8-fachen Pfad, der Vorstellung des zu erlangenden Zieles "nibbana" ist das:

    Zitat

    so entsteht damit eine Grundlage für den Bestand des Bewußtseins. Wenn eine Grundlage vorhanden ist, so tritt Fortdauer des Bewußtseins ein. Wenn das Bewußtsein fortdauert und zunimmt, so tritt für die Zukunft Wiedergeburt und Neuerstehung ein. Wenn Wiedergeburt und Neuerstehung vorhanden ist, so entstehen für die Zukunft Geburt, Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung. Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zustande.


    Deshalb verharrt man ja nicht auf dem Floß, wenn es angekommen ist. Um anzukommen, muß man drauf bleiben, sonst kommt man nicht an.


    "Grund"":

    Hat das bewußt-Sein also eine Heimstatt, was bedeutet "Denken an etwas kultivieren", "etwas beabsichtigen", "bei Vorstellungen verharren" dann ist die Folge eben dies:

    Zitat

    so entsteht damit eine Grundlage für den Bestand des Bewußtseins. Wenn eine Grundlage vorhanden ist, so tritt Fortdauer des Bewußtseins ein. Wenn das Bewußtsein fortdauert und zunimmt, so tritt für die Zukunft Wiedergeburt und Neuerstehung ein. Wenn Wiedergeburt und Neuerstehung vorhanden ist, so entstehen für die Zukunft Geburt, Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung. Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zustande.


    Das Bewusstsein hat wie gesagt bereits eine Heimstatt, seit Beginn des Lebens. Es kultiviert entweder das Denken an die Heimstatt, beabsichtigt da zu bleiben, verharrt bei Vorstellungen der Heimstatt, oder es kultiviert das Denken an das Verlassen der Heimstatt, hat die Absicht sie zu verlassen, verharrt nicht bei Vorstellungen der Heimstatt.


    Die ganze Kontroverse besteht einfach darin, dass du den Pfad und das Ziel als eine geistige Heimat siehst, während ich sie als den Ausstieg aus jeder Heimat sehe. Jede Heimat ist ein Trug, eine Fata Morgana, mit der Geburt entstanden. Anstatt sich darin zu ergehen, kann man versuchen dem Trug zu entrinnen, ob nun gradualistisch oder subitistisch oder sonstwie, ob man einen Pfeil abschießt oder eine Schulung macht oder betet.

    Grund:
    mukti:


    Das Floß ist nicht deshalb so brauchbar, weil man sich darin ergehen möchte, sondern weil es aus dieser Heimstatt hinausführt. Es dient nur zur Abreise, nicht als Heimstatt.


    Kein Problem, wenn du es nicht als das ansehen willst, was es nach eben dieser Lehre ist: Heimstatt des Bewußt-Seins. Warum du dich gegen diesen Begriff streubst ist mir schleierhaft. 8)


    Da sehen wir dann Verschiedenes in dieser Lehre, ich habe sie nie als Heimstatt, nur als Fahrzeug gesehen. In einem Fahrzeug ist man nicht daheim, man kann aber die Heimat damit verlassen.



    Ja, auf solche Art kam die ganze Masse des Leidens zustande, das ist der Ursprung, und auf andere Art kommt die Aufhebung der ganzen Masse des Leidens zustande.

    Grund:

    Es ist einfach die alte Geschichte ... die Thervadins wenden das abhängige Entstehen, rechte Ansicht, nur auf eine sehr selektive Art und Weise an, der Rest wird ausgeblendet. Ist ja kein Problem, das ist halt die Sache mit dem Floß, an dem sich festgeklammert wird. Das eben macht eine Heilslehre aus, das Floß bzw die Heimstatt, in der sich das bewußt-Sein ergeht:

    Zitat

    ... der Vollendete ergeht sich nicht in der Heimstatt.


    Das Floß ist nicht deshalb so brauchbar, weil man sich darin ergehen möchte, sondern weil es aus dieser Heimstatt hinausführt. Es dient nur zur Abreise, nicht als Heimstatt.

    Grund:

    Hä? Du hast meine Worte missverstanden, wenn du sie Bestätigung von Gradualismus verstehst 8)
    Nach eine knappen Erläuterung habe ich vom abhängigen Entstehen von Gradualismus erzählt ausgehend von der verlockenden Vorstellung des Subitismus, die natürlich auch abhängig entstanden ist ...


    Beiden Sichtweisen liegt die Annahme zugrunde, dass es etwas Lohnendes zu erlangen gäbe. Wenn alles bereits in Ordnung ist, warum sollte man der Vorstellung anhaften, dass es etwas Lohnendes zu erlangen gäbe?


    Aha, jetzt hab ich dich verstanden, danke für die Erklärung.