Grund:
Ich hatte dich so verstanden, dass du am 8fachen Pfad als dem Floß festhalten willst, dass du dich festhalten willst an der Vorstellung des Zieles "nibbana", welches du mittels des 8fachen Pfades erlangen willst. Ich hatte nicht verstanden, dass du dich an diesem Zitat festhalten willst.
Wie alle Ziele ist Nibbana eine Vorstellung, oder ein Glaube, Hoffnung und Zuversicht, Heilslehre - ich kann im Gewordenen nicht sicher wissen, ob es das Ungewordene gibt. Es scheint mir von allen Zielen das Beste zu sein. Kein Ziel zu haben geht nicht, weil ich mich wie alle Wesen auf einer Reise durch die Zeit befinde.
Grund:
Aber wenn du dich nicht ans Floß klammerst (den 8fachen Pfad; die Vorstellung vom Ziel, welches zu erlangen ist usw), dann gibst du es auf, lässt du es los. Das aber ist ja das, was du nicht tun willst (so lassen es deine Worte zumindest erahnen):
Stimmt, das will ich nicht tun, denn dann würde ich orientierungslos umhergetrieben, auf einem sehr gefährlichen Fluß. Das wäre verwegen - nicht mutig, sondern übermütig, närrisch.
"Grund"":
Das Floß festhalten" geschieht mittels Denken und Beabsichtigen:
Zitat
2. "Was einer denkt, ihr Bhikkhus, und was er beabsichtigt, und wobei er verharrt [118],
Ich beharre bei dem Gedanken an das Ziel und beabsichtige es zu erreichen, ja.
"Grund"":
Die Folge des Denkens und Beabsichtigens, also des Festhaltens am Floß, ist das:
Zitat
damit entsteht eine Grundlage [119] für den Bestand des Bewußtseins. Wenn eine Grundlage vorhanden ist, so tritt Fortdauer des Bewußtseins ein. Wenn das Bewußtsein fortdauert und zunimmt, so tritt für die Zukunft Wiedergeburt und Neuerstehung ein. Wenn für die Zukunft Wiedergeburt und Neuerstehung vorhanden ist, so entstehen für die Zukunft Geburt, Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung. Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zustande.
Kann ich nicht nachvollziehen. Mit dem Festhalten am Floß wird keine Grundlage für das Bewusstsein geschaffen, Bewusstsein ist bereits da, seit meiner Geburt. Das Floß entzieht allmählich die Grundlage, überquert den gefährlichen Fluß der durch Denken, Beabsichtigen und Bewusstsein geschaffen wurde.
"Grund"":
Weiterhin ist "das Floß festhalten" das Verharren, selbst wenn nicht gedacht oder beabsichtigt wird:
Zitat
3. Wenn einer nicht denkt, ihr Bhikkhus, und nichts beabsichtigt, aber doch (bei den Dingen) verharrt,
Man verharrt nur solange auf dem Floß, solange es über den Fluß fährt, wenn es angekommen ist, verharrt man nicht mehr darauf.
"Grund"":
Die Folge des Verharrrens, also des Verharrens auf dem Floß, des Verweilens des bewußt-Sein bei dem 8-fachen Pfad, der Vorstellung des zu erlangenden Zieles "nibbana" ist das:
Zitat
so entsteht damit eine Grundlage für den Bestand des Bewußtseins. Wenn eine Grundlage vorhanden ist, so tritt Fortdauer des Bewußtseins ein. Wenn das Bewußtsein fortdauert und zunimmt, so tritt für die Zukunft Wiedergeburt und Neuerstehung ein. Wenn Wiedergeburt und Neuerstehung vorhanden ist, so entstehen für die Zukunft Geburt, Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung. Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zustande.
Deshalb verharrt man ja nicht auf dem Floß, wenn es angekommen ist. Um anzukommen, muß man drauf bleiben, sonst kommt man nicht an.
"Grund"":
Hat das bewußt-Sein also eine Heimstatt, was bedeutet "Denken an etwas kultivieren", "etwas beabsichtigen", "bei Vorstellungen verharren" dann ist die Folge eben dies:
Zitat
so entsteht damit eine Grundlage für den Bestand des Bewußtseins. Wenn eine Grundlage vorhanden ist, so tritt Fortdauer des Bewußtseins ein. Wenn das Bewußtsein fortdauert und zunimmt, so tritt für die Zukunft Wiedergeburt und Neuerstehung ein. Wenn Wiedergeburt und Neuerstehung vorhanden ist, so entstehen für die Zukunft Geburt, Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung. Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zustande.
Das Bewusstsein hat wie gesagt bereits eine Heimstatt, seit Beginn des Lebens. Es kultiviert entweder das Denken an die Heimstatt, beabsichtigt da zu bleiben, verharrt bei Vorstellungen der Heimstatt, oder es kultiviert das Denken an das Verlassen der Heimstatt, hat die Absicht sie zu verlassen, verharrt nicht bei Vorstellungen der Heimstatt.
Die ganze Kontroverse besteht einfach darin, dass du den Pfad und das Ziel als eine geistige Heimat siehst, während ich sie als den Ausstieg aus jeder Heimat sehe. Jede Heimat ist ein Trug, eine Fata Morgana, mit der Geburt entstanden. Anstatt sich darin zu ergehen, kann man versuchen dem Trug zu entrinnen, ob nun gradualistisch oder subitistisch oder sonstwie, ob man einen Pfeil abschießt oder eine Schulung macht oder betet.