Beiträge von Bambus im Thema „Wie würdet ihr euch weltlich verabschieden?“

    Hallo Sukha,


    Sukha:

    wie lebt denn Deine Frau mit dem Gedanken, dass Du ja eigentlich weg möchtest?


    diese Frage ist recht privat weswegen ich sie nicht hier in aller Öffentlichkeit beantworten möchte.


    Sie steht aber exemplarisch für die Frage wie egoistisch denn der Wunsch nach einem Gang in die Hauslosigkeit überhaupt ist. In nahezu allen möglichen Konstellationen hat das Loslösen eines Einzelnen aus der Gesellschaft Einfluss auf andere Menschen. Seien es Partner und Kinder, Arbeitgeber und Kollegen oder Freunde. Und das sind nur die Beziehungen die man mehr oder weniger bewusst selber eingegangen ist. Hinzu kommen die in die Wiege gelegten Beziehungen zu den Eltern, Geschwister und sonstigen Verwandten. In Deutschland ist nicht davon auszugehen, dass all diese Personen selber buddhistischen Ideen folgen, es ist also mit Unverständnis zu rechnen. Mit unschönen Gefühlen, mit Vorwürfen, mit Enttäuschungen.


    Es ist eine ganz persönliche Abwägung, jedenfalls für mich, wann der Punkt erreicht ist wo das eigene Bedürfnis nach Hauslosigkeit mehr wiegt als die Summe der Bedürfnisse meiner Mitmenschen. Dieses Verhältnis ändert sich mit der Zeit. Heute zum Beispiel würde ich so viel "Schaden" anrichten dass ich mein Bedürfnis zurückstelle. Und doch hoffe ich, das mit der Zeit, mit Erklärungen, sich die Waage zu meinen Gunsten bewegt.


    Was dann zur Frage führt: Wie viel Egoismus braucht man um in die Hauslosigkeit zu gehen? Wann wird der Wunsch selber zu einem Hindernis?


    Alles keine einfache Fragen, aber zweifelsfrei ein großartiges Feld um Achtsamkeit und Mitgefühl zu üben.


    Liebe Grüße


    Bambus

    namensindnurworte:

    Vorausgesetzt ihr würdet in die klösterliche Hauslosigkeit einziehen, wie, und ob überhaupt, würdet ihr euch von wem warum verabschieden?


    Ich werde allen Verwandten und Bekannten zu denen ich ein enges Verhältnis habe persönlich meinen Entschluss mitteilen, Fragen beantworten und versuchen zu erklären warum ich das mache. Alle weltlichen Dinge kläre ich vorab selber. Ich werde eine Lücke hinterlassen, es ist meine Verantwortung diese so klein wie möglich zu halten. Keine unguten Gefühle zu erzeugen, sei es mir gegenüber, meiner Frau gegenüber (warum schafft sie es nicht mich zu halten, eine wie schlechte Frau muss sie sein dass ich vor ihr fliehe ...), oder dem Buddhismus gegenüber. Erklären, erklären und nochmal erklären. Der große Vorteil ist dass ich auf diese Art noch ganz oft meine Entscheidung überdenken muss. Weil mir jeder die gleichen Fragen stellen wird und ich nur ehrliche Antworten geben will. Wenn in mir dabei ernste Zweifel entstehen werde ich den Entschluss überdenken.


    Vor dem endgültigen Schritt stehen natürlich mehrere längere Aufenthalte im Kloster an. Um mich selber zu prüfen, um voreilige Schritte zu verhindern. Schon dabei wird meine Umwelt eingebunden, werde ich erklären.


    Wortlos gehen ist einfach. Ich würde es am liebsten jetzt, sofort nach Abschicken dieses Beitrages, machen. Aber es wäre der grausamste Weg für meine Mitmenschen. Eine Flucht vor Verantwortung. Keine Voraussetzung um dem (von mir gefühlten) Sinn des Mönchsdaseins gerecht zu werden. Mich ganz und gar dem Folgen des achtfachen Pfades zu widmen, dafür ein optimales Umfeld zu suchen und dabei möglichst wenig Wesen Leid zuzufügen.


    Sollte ich dann tatsächlich irgendwann zum Novizen ordiniert werden dann werden alle eingeladen dabei zu sein. Es ist ein Akt der Freude, nicht der Trauer. Und den soll jeder miterleben der es mag. Um sich mit gutem Gefühl "zu verabschieden".


    So zumindest stelle ich mir das vor ;)


    Bambus