Beiträge von mukti im Thema „Gewissensunruhe“


    Ja, das Gewissen bestimmt wesentlich die Lebensqualität. Finster, verspannt, unzufrieden, beengt oder heiter und gelöst, das wird vom Gewissen besonders mitbestimmt.


    Manchmal ist von der Relativität des Gewissens die Rede, z.B. hat ein Naziverbrecher geschrieben, er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er sein Tagepensum an Vergasungen nicht erfüllt hat. Das ist aber eine Ausrichtung des Gewissens auf eine Autorität, in dem Fall sogar auf eine teuflische. Das Gewissen ist aber selber eine Autorität oder Institution, die allenfalls durch rechte Ausrichtung auf Regeln kultiviert oder sichtbarer gemacht wird. Wer sich nicht irgendwie verbiegen lässt, weiß schon was richtig und falsch ist. Die Unwissenheit bedeckt aber oft das Gewissen, das vordergründige Begehren verhindert die Einsicht.

    Mirco:

    Nibbana ist des Menschen Bestimmung. Das ist so ziemlich das einzig wertvolle, was uns von allesn Wesen unterscheidet. Welche anderen Grund im kosmischen Plan sollte es also für uns Menschen sonst geben? Wir sind dazu erschaffen, diese Aufgabe zu erfüllen. Wie ein Organ seine im zugeteilte Aufgabe erfüllt.
    Glaube ich. Wenn es nicht so ist, werde ich während meiner Entwicklung schon noch Des-illusioniert. Bis dahin aber ist's ein mich wundevoll tragendes vertrauensspendendes Konzept.


    Liebe Grüße,
    Mirco


    P.S.: "Tatsächlich ist die Nahrung, die wir als Menschen benötigen, das Aussenden von Gleichmut."
    ("As a matter of fact, your food, the nourishment you need as a human beeing, is radiating equanimity." Ven. Vimalaramsi)


    Vielleicht ist Nibbana Bestimmung, so dass jeder es einmal erreichen wird, vielleicht kann man auch ewig im Samasara bleiben, keine Ahnung. Ein wundervoll tragendes vertrauenswürdiges Konzept und im Grunde der einzige Wert der uns von anderen Wesen unterscheidet, ist es für mich auch, aber da gehören wir eher zu einer Minderheit.


    Gewissensunruhe verhindert jedenfalls den Gleichmut, daher ist meiner Meinung nach ethische Entwicklung, das Hören auf das Gewissen und möglichst nicht dagegen handeln, dazu eine Voraussetzung. Alles Andere wäre nicht Gleichmut sondern Gleichgültigkeit, mangelndes Mitgefühl. Die Nibbana - Lehre verdanken wir auch nur dem Mitgefühl des Buddha.


    Stimmt auch, das Gewissen ist nicht so offensichtlich, sonst wäre ja jeder Mensch ein Heiliger, es wird durch Regeln kultiviert. Und Achtsamkeit hat auch etwas mit einem wachen Gewissen zu tun, denke ich.

    Onyx9:

    Es gibt immens viele Dinge die Gewissensunruhe auslösen können.
    Z.B. kann es doch auch Gewissensunruhe auslösen, wenn andere für meinen Unterhalt sorgen.
    Es gibt auch neurotische Ursachen. Schuldgefühle sind so vielfältig und nicht immer begründet.
    Manche empfinden fast keine Schuld und Scham, andere verletzen sich selbst für nichts.


    Bezieht sich das nicht eher auf Mönche und Nonnen die "vom Pfad abkommen"
    und deswegen, weil sie die Regeln brechen, Gewissensunruhe verspüren ?


    Nein, für mich nicht, das Gewissen ist ganz wichtig um Einsichten zu haben und das Rechte voranzutreiben, um zu läutern und eine ethische Gesinnung zu entwickeln. Jeder Mensch hat ein Gewissen, nicht nur Mönche. Die Mönche und Nonnen richten sich ja nicht nach Regeln der Autorität willen, sondern weil sie ihr Gewissen ganz reinigen wollen, indem sie immer das Heilsame tun. In jedem sind die Gesetze der Natur und der Vernunft und die liebende Güte angelegt, und wenn man nicht danach handelt, äussert sich das durch Gewissensunruhe, wenn man dafür offen ist und es nicht verdrängt oder unterdrückt.


    Jedenfalls war die Regel anscheinend 100 Jahre nach Buddhas Parinibbana bekannt, weil sie da zusammen mit anderen neun Punkten von einer abgespalteten Gruppe aufgehoben wurde:


    Zitat

    (2) Das Essen von Speisen bis die Sonne zu Mittag den Schatten von zwei Fingern überschritten hatte (duvangulakappa)


    Die strenggläubigen Mönche akzeptierten diese Punkte nicht, und einer ihr Anführer, Yasa Kākandakaputta, verdammte öffentlich das Verhalten der Vajjiputtakas.
    http://www.palikanon.com/namen/va/vajjiputtakaa.htm


    Akzeptiert wurde natürlich nicht, dass diese Punkte erlaubt seien.


    Gruß, mukti

    Sukha:


    Vor ein paar Jahren war in einer deutschen Theravada Gruppe ein Mönch zu Gast. Keiner dachte daran, dass man ihm das Essen vor 12:00 reichen musste. Er fragte auch nicht danach und so hat er, bis es jemandem auffiel 3 Tage nichts gegessen.
    Das passiert, wenn sich Laien nicht im Vinaya auskennen.


    Anderseits habe ich noch nie erlebt, wenn sich ein Mönch vor einen Supermarkt stellt, dass er nichts bekommen hat.


    ()


    Das ist ja eine tragikkomische Geschichte :lol::shock: Naja, da hätte er sich besser vor einen Supermarkt gestellt.
    Übrigens hab ich schon öfter gehört, dass in Deutschland Mönche mit Schale herumgehen. Sowas ist glaube ich in Österreich noch nicht vorgekommen..

    Losang Lamo:

    Es heißt doch auch "Bettelmönche", was nicht abfällig gemeint ist. Mich wundert diese starre Regel, "nicht bitten zu dürfen".
    Ist da nicht eher ein Insistieren verboten?


    .....


    Und wenn die Mönche sich wortlos mit der Schale an den Zaun stellen, das ist doch auch wie eine stumme Bitte. Also kann das Bitten ja nicht so rigoros "verboten" sein, oder?


    Im Theravada wird das jedenfalls nicht als Betteln oder Bitten aufgefasst. Wenn jemand was gibt ist es gut, wenn nicht, isst man jetzt eben mal nichts. Hab gehört, dass ein Mönch lieber verhungern würde als um Essen zu bitten. Aber das Teilen ist heilsam und entspricht grundsätzlich dem menschlichen Gewissen, ausserdem gibt man lieber sinnvoll, also weniger jemandem, der es z.B. in Alkohol umsetzt. Wahrscheinlich ist noch nie ein Bikkhu neben einer Menschenmenge verhungert.