Beiträge von Karnataka im Thema „Selbstmord aus buddhistischer Sicht“

    malsehen,


    danke für deine Antwort. Ich bin gespannt und es interessiert mich sehr, zu lesen.
    Momentan scheint hier in Wien die Sonne und zugleich regnet es - wir sind nur teilweise unterschiedlicher Meinung. Den Lebensspannen übergreifenden Karma Gedanken könnte ich mir nur so erklären, dass Menschen, die in der Menschlichkeit leben, gesünder und glücklicher sind, was ja nicht wirklich eine Erklärung ist. Wie immer die Theorie - in unserem Fall Wiedergeburt und Erlöschen – lautet, kann sie nur einen Mehrwert (value) haben, wenn sie unseren inneren Wert fördert, also angesichts des Todes unsere Menschlichkeit.


    Ich habe meinen Sohn erst in seinem zweiten Lebensjahr kennen gelernt (da ich nicht sein leiblicher Vater bin). Als ich dann ein frühes Bild von ihm sah, fühlte ich nicht meine Sterblichkeit sondern es kam mir so vor, als würde mich ein Buddha mit unendlicher Weisheit anblicken. Woher kommt dieses Licht, das kleine Kinder ausstrahlen?


    Ich habe eine feste Meinung, einen Glauben, eine Zuflucht, und versuche dies auch zu begründen. Seine Heiligkeit, der Dalai Lama, bestärkt uns darin, unseren Glauben und besonders die buddhistische Lehre logisch zu überprüfen. Ich lese möglichst viel von ihm, doch auch er spricht in metaphysischen Fragen oft von dieser oder jener buddhistischen Lehrmeinung.


    Sicher ist es wichtig, sich dem Leben und seiner Verantwortung möglichst zu stellen.

    malsehen,


    danke für deine Antwort.
    du schreibst: „Ich suche nicht nach einer Unsterblichkeit, da ich sterblich bin.“ Für dich ist ausgemacht, dass die religiösen Konzepte einer „Hinterwelt“ ihren Ursprung im Wunsch nach Unsterblichkeit haben. Und natürlich hast du das gute Argument auf deiner Seite, dass wir ja tatsächlich sterben.


    Diese Sichtweise ist für mich gut nachvollziehbar. Dagegen kann ich nur Mutmaßungen halten. Ich würde damit beginnen, dass man Gedanken einfach nicht sehen kann, dann zum Bewusstsein kommen etc. Es wäre der Versuch, zu erklären, woran ich glaube.


    Allerdings stellt sich auch die Frage, was „tatsächlich sterben“ bedeutet. Ich möchte hier ein sehr blödes Beispiel nennen und entschuldige mich zugleich dafür. Also: Wenn wir beispielsweise mit einem Kanister Benzin in den Wald gehen und uns auf einer einsamen Lichtung entzünden, dann verwandeln wir uns ja irgendwie in Licht, oder? Dieses Licht nimmt wieder Anteil am Leben…


    ah... ich liebe dieses Beispiel :D

    Geronimo,


    danke für den link: viewtopic.php?f=1&t=10512


    Im dort eingestellten Text und in der Diskussion geht es um die Frage, ob eine bestimmte Erfahrung die Unterschiedlichkeit der Religionen nichtig macht, wenn ich richtig verstehe. Meine Frage galt dem moralischen Handeln in Christentum und Buddhismus, ob trotz sehr unterschiedlicher Begründung letztlich den gleichen Anspruch an den Menschen gestellt wird. Da dies mein Eindruck ist, kann ich dem Text soweit zustimmen. „Keiner der großen religiösen Lehrer“, heißt es weiter im Text, „gab jemals seinen Lehren einen persönlichen Namen, wie wir das heute tun. Sie lehrten uns lediglich, selbstlos zu leben.“


    Die Aussage „Religionen existieren tatsächlich gar nicht“ ist aber aus meiner Sicht problematisch, da sie eben doch die Leistung bringen, selbstloses Leben und Handeln in Bezug auf das eigene Seelenheil bzw. das eigene spirituelle Vorankommen zu setzen. Wir sind sozial und denken und tun Gutes letztlich für uns selbst. Wir trachten zu unserem eigenen Vorteil danach, selbstlos zu leben. Weiß nicht, ob man das ohne Religion erkennen kann (und dann auch die richtigen Leute findet, um sich auszutauschen). Was denkst du?

    malsehen,


    ich glaube, Besinnung auf den Tod ist ein wichtiger Bestandteil religiöser Praxis, da sie doch sehr hilft, uns zu finden und unsere Werte zu bestimmen. Ich bin überzeugt, du siehst das genauso. Daher kommt es aber, dass wir ein solches „Zimmer“ dringend benötigen, um halbwegs angstfrei eine solche Besinnung zu ermöglichen. So karg dieses Zimmer auch sein mag, denn das „Sein“, Bewusstsein oder auch die Wiedergeburt sind ja nach buddhistischer Auffassung frei von jeder Individualität und haben mit uns praktisch nichts mehr zu tun, so spendet (mir) diese Vorstellung vom unsterblichen Licht des Geistes etc. doch besondere Kraft für die Meditation und auch für das Leben. Im Nihilismus lebt es sich nicht.


    zum „Schlafen mit einer schönen Frau“ –
    ich finde, es geht weniger darum, sich eine Lust zu verbieten, als darum, das Glück eines anderen Menschen in den Vordergrund zu stellen. Wenn der Fokus möglichst ganz und möglichst ehrlich beim anderen Menschen liegt, sollte kein schädigender Gebrauch der Sexualität entstehen. Schädigend ist es, die Schwäche eines anderen Menschen auszunützen. Aus meiner Sicht ist die ethische Botschaft von Christentum und Buddhismus unterschiedslos, denn überall geht es darum, die egoistischen Ansprüche des Selbst zurückzustellen, um wahre Zufriedenheit zu erlangen. (Seine Heiligkeit, der Dalai Lama, schreibt: Das Herz aller Religionen ist eins) Wie seht ihr das?