Kompetenz und Aufgabe unseres Forums
Auch wenn es sich für machen so anfühlen mag, Buddhaland ist nicht die Welt. Entsprechend haben wir auch keine Aufgabe oder Verpflichtung, an dieser Stelle endgültig zu befinden oder gar festzulegen, wie die Welt das Problem angehen und lösen muss. Wir können uns zu der Fragestellung als einer von vielen austauschen, Meinungsbildung betreiben und dann für uns als Usergruppe (und damit auch für Neu-User) eine Position zum Thema erarbeiten und – wie angeregt – z.B. eine Informations- und LInksammlung anbieten. Lasst doch mal das Drama des Weltuntergangs, der Unheilsamkeit, des Untergangs von Linien und Gruppen weg, nur, weil wir hier sprechen. Darum geht es a) nicht und b) überschätzen wir uns maßlos, wenn wir davor Angst haben.
MIssbrauch und Vertrauen
Wo Vertrauen ist, ist das Risiko des Missbrauchs. Missbrauchs hier zu verstehen als abstrakte Form, sprich jede Form des negativen Nutzens des Vertrauens durch den, in den vertraut wird. Sei es seelisch, körperlich, finanziell oder anders. Jeder sollte – ich sage sogar muss – sich darüber im klaren sein, dass Vertrauen ein Risiko zum Missbrauch beinhaltet. Für meinen Geschmack ist es nicht einfach das Misstrauen als Gegenteil des Vertrauens, dass das Risiko aufhebt, es ist eine Form von Wachheit, die es benötigt. Wie diese Wachheit aufrecht erhalten werden kann, wie man sie erzeugt, ohne Animositäten aufzurufen – eine schwierige Aufgabenstellung. Sie aber zu negieren, führt nirgendwo hin.
Missbrauch und bestehende Regelungen/Gesetze
Ich halte den Verweis auf bestehende Regelungen und/oder Gesetze grundsätzlich für zu kurz greifend. Es ist immer so gewesen, dass Anlaufstellen, Regelungen und als letztes Gesetze erst dann geschaffen werden, wenn "es" passiert ist. Wir sollten uns das vor Augen halten, wenn wir achselzuckend auf die Regelungen verweisen. Vergewaltigung in der Ehe war lange nicht strafbewehrt.
Ähnliches gilt für den läppschen Verweis darauf, dass die Geschädigten alle Erwachsen waren. Ja, sie sind alle mündig und geschäftsfähig, haben somit für ihr Verhalten die Verantwortung zu tragen. Kann und soll das aber das Ende einer Überlegung sein? Ist ein volljähriger Mensch nicht mehr zu missbrauchen? Hört das auf, wenn man 18 wird?
Vorauseilende Verurteilungen
Ein Klima der Vorausverurteilung kann sehr unangenehme Folgen haben. Ich habe das als unverheirateter Vater selber erfahren. Nie was passiert, aber allein die Tatsache, dass ich damals einige Tage darüber nachgedacht habe, was passieren könnte, wenn meine Tochter vom gemeinsamen Badevergnügen erzählt, und dies auf einen hystrerischen Empfänger trifft, hat mich sehr nachdenklich gemacht. Ähnliches berichtet meine Schwester aus der JUgendarbeit, wenn es um den Einsatz männlicher Betreuer geht, die sich nicht mehr trauen, Gruppen von Kindern alleine ohne eine weitere, weibliche Aufsichtsoperson auch nur im Auge zu behalten. Die Frage ist, ob und wie weit man sies in Kauf nehmen kann oder muss, um die schlimmen Fälle zu verhindern.- Blödes Rechenmodell, aber mir sind die Umwege, die ein Jugendzentrum gehen muss, um die Gruppen doppelgeschlechtlich zu betreuen, noch lieber, als der Fall der (in welcher Form auch immer) missbrauchten Gruppe. Welcher Weg von einer solchen unguten Vorausverdächtigung zu einem Mittelweg führen kann, ist eine intere4ssante, weitere Frage. Ich nähme aber eine Übervorsicht an solcher Stelle immer in Kauf, wenn auch nicht als Dauerzustand. Und noch mal. Missbrauch hört für mich nicht bei Kindern/Schutzbefohlenen auf.
Der einfache Weg und warum er nicht so einfach ist
Ich gebe zu bedenken, dass alle Rufe, die da sagen, "Zeig doch an", "mach es doch öffentlich", "besschwer dich doch" auf verschiedene Hürden stoßen. Da ist Widerstand im Außne. Beginnend bei der Gruppe um einen herum (Ji’un Ken hat da schon was zu gesagt). Auch die Frage, ob und wie ein Missbrauch justitiabel ist, ist ein äußerliches Problem. Noch einmal, es ist nicht ausreichend, auf bestehende Rechtssprechung zu verweisen (s.o.).
Und die inneren Hürden kann keiner von uns nachvollziehen. Vertrauen ist missbaucht worden. Ein tiefes, eigenes, intensives Ur-Gefühl ist in die Irre geführt gewesen, und es ist damit zu einer Schädigung des Menschen gekommen. Wie verstörend kann sich das anfühlen? Wie viel Scham und Selbstzweifel kann das aufrufen? Ich weiß es nicht, aber ich bin weit, weit entfernt davon, den Opfern zuzurufen, "macht doch einfach dieses oder jenes". Ich muss davon ausgehen, ein mehr oder minder traumatisiertes Gegenüber vorzufinden, dem ich nicht mit Standard-Appellen begegnen kann.
Wir hier in Buddhaland…
lasst uns offen bleiben für das Sprechen darüber. Spiegelt Eure Gedanken an der Überlegung, wie ihr agieren würdet, wenn Euer bester Freund/beste Freundin in eine solche Bredouille geraten würde und ihr wärt der oder die, der oder die sich um diesen Menschen kümmern will.
Was dabei herauskommt, können und müssen wir jetzt gar nicht befinden. Weder ist es sinnvoll, ein Untergangsszenario an die Wand zu malen, noch muss man sich vornehmen, das Problem ein für alle Mal zu lösen, noch muss man darauf verweisen, dass man es gar nicht lösen kann. All das lähmt uns in dem, was uns bewegen könnte, zu einem anderen Blick auf eine einfache Tatsache zu kommen: Vertrauen ist missbrauchbar.