Beiträge von void im Thema „Definition 'Erleuchtung'“

    MartinS1978:

    Es geht mir darum, dass man mithilfe der Sprache nicht ausdrücken kann, was außerhalb der Möglichkeit der Sprache als solche steht. Die Sprache ist nichts anderes, als ein System aus Symbolen (unterschiedlich deutbar) und ganz wenigen Zeichen (nicht Satzzeichen, sondern klar und nicht unterschiedlich deutbare Inhalte). Diese endliche Anzahl an Ausdrucksmöglichkeiten bezeht sich auf die Art und Weise, wie die sich die Welt darstellt.
    Wenn etwas, ein Philosophisches Problem o.ä. außerhalb der Möglichkeit der Sprache steht, so ist es für die Sprache unmöglich diese auszudrücken.


    Ich meine NICHT, dass man jemanden für vernünftig oder unvernünftig oder verrückt oder gefährlich etc hält. Ich meinte wohl: Es gibt keine Möglichkeit, es in Sprache zu fassen, weil es außerhalb des Systems liegt, auf das Sprache basiert.


    Die meisten Sachen auf die Sprache verweist, sind Erfahrungen die außerhalb der Sprache liegen. Jemanden der in einem ganz heissen Land aufgewachsen ist und der keinen Schnee kennt, dem kann man über sprache nicht vermitteln wie Schmee schenckt. Zwei Leute die Schnee kennen, können sich aber ganz leicht über Schnee austauschen.


    Genauso können sich Meditierende, die bestimmte geistige Zustände gut kennen, über diese sinnvoll sprachlich ausdrücken, auch wenn jamand dem die dazugehörende Erfahrung fehlen, dies nicht versteht.


    Wenn Fledermäuse intelligent wären und sprechen könnten, wäre es wahrscheinlich nicht schwerer ihre Ultraschall-Erfahrungswelt in Sprache zu giessen als wir das mit unseren Hör- uns Seh-Erfahrungen tun. Sobald man keinen geteilten Erfahrungshorizont ist ( weil man blind geboren ist, keine Fledermaus ist) helfen einem Symbole die darauf verweisen nicht.

    Axel Benz:

    In Anlehnung an Ondas Definitions-thread: Was ist Erleuchtung?
    Meinetwegen ist 'Erleuchtung' nicht in Worte zu fassen, eine Erklärung, was es bedeutet, 'erleuchtet' zu sein, müsste aber möglich sein. Erstens glauben viele hier ja, ohne nicht auskommen zu können, zweitens ist ein Zustand, der sich so gar nicht in Worte fassen lässt, nicht besser als 'Grmpf'...


    Definitionsversuche bitte in der Sprache von Konrad Adenauer (für die Älteren unter euch...), der ja einem Bonmot zufolge bei seinen Bundestagsreden mit einem Vokabular von 800 Worten auskam. Ich würde ungern Begriffe wie 'transrational', 'transzendental' etc. hören...


    Bitte keinen Streit, bloß Definitionen.


    "Befreiung" sehe ich als Befreiung von Gier, Hass und Ignoranz und damit als Befreiung vom Leiden.


    Den Begriff der "Erleuchtung" halte ich dagegen für sehr irreführend . "Erleuchtung" ist ja die Lehnübersetzung der lateinischen "llumination". Damit wurde ein Zustand der tiefen Einsicht in das Wesen der Welt beschrieben. Ein Aha-Erlebnis, wo einem auf einmal alles klar wird. So wie es Archimedes "bei seinem Heureka" oder Wickies" mit seinem "ich hab´s" ging:



    Natürlich gibt es da Parallelen zum buddhitischen Begriff der Befreiung: In Platons Höhlengleichnis gelangt der Mensch von der Betrachtung blosser irreführender Schattenbilder hin zur "realen" lichtdurchfluteten Welt ausserhalb der Höhle. Genauso ist die buddhitische Befreiung eine Befreiung von Verblendung und eine Hinwendung zur Realität. Deswegen haben Übersetzer nicht gezögert, anstelle des Wortes Befreiung das Wort "Erleuchtung" zu setzten. Für Platon (und seinem Anhang von christlichen Scholastikern) war der Schritt ins Licht ein Schritt Erkentnis hin zu der Welt der absoluten Wahrheiten. Eine Schritt weg von der Sinneswelt hinein ins Philosophenparadies des reinen Denkens. Da wo die hohlen Gedankenblasen wohnen und die Begriffe ihrer eigenen Bezug zur Realität transzendieren. Wenn man Buddha in so einem
    Wolkenkuckucksheim ansiedelt macht man ihn zum Pappkammeraden.


    Die Attraktivität des Wortes "Erleuchtung" kam sicher auch daher, das unter den frühen Buddhisten viele sehr humanistisch geprägte Leute waren, die den Buddhismus im Gegensatz zu Christentum als venünftige und aufklärische Geisteshaltung schätzten. Aufklärer-Zirkeln wie den "Illuminaten", ging es ja ebenfalls darum, anstelle der selbstverschuldete Unmündigkeit die Klarheit der Vernunft zu setzten. Im Begriff der "Erleuchtung" gelang ihnen ein Brückenschlag zwischen diesen westlichen Ideen und dem Buddhismus.