Oh wie sehr ich doch manchmal Mahayana mag <3
Beiträge von Geronimo im Thema „Definition 'Erleuchtung'“
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Auch der Durst nach Wissen ist ein Durst. Es gibt den einen Weg, der immer wieder neue Fragen aufwirft, und es gibt den anderen, der alle Fragen beantwortet. Beide kann man nicht gleichzeitig gehen.
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Onyx9:
Man entblöst sich nicht vor jedem und schon gar nicht bückt man sich dann für jeden, Onda
Auch ein wahrer Bodhisattva nicht?
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Zitat
Was ist Erleuchtung und wie wirken diese Faktoren, daß sie zur Erleuchtung führen? -Wenn ein Wanderer in unbekannter Gegend von der Dunkelheit überrascht wird, kann er seinen Weg nicht fortsetzen. Er weiß nicht, welche Gefahren schon der nächste Schritt birgt, ob er gegen ein Hindernis laufen oder sein Fuß keinen Halt mehr finden wird. Der Mangel an Information macht ihn praktisch bewegungsunfähig. In noch üblerer Lage befindet sich der unwissende Weltling, der im Nebel falscher Ansichten umherirrt, wobei ihm seine mißliche Lage völlig unbewußt ist.
Geistige Finsternis herrscht seit jeher, der Weltling kennt gar nichts anderes und hält den Zusammenstoß mit der Umwelt für etwas ganz Normales. Solange er noch in keine Grube gefallen ist, existieren für ihn keine Gruben; folglich geht er unbekümmert drauf los, bis er in eine fällt und sich den Hals bricht. -
Wenn nun aber der Morgen herauf dämmert und die Sonne mit ihren Strahlen die Dunkelheit mehr und mehr vertreibt, kann der Wanderer seinen Weg ohne Gefahr fortsetzen, denn nun erkennt er alle Hindernisse und kann sie mit Leichtigkeit umgehen oder überwinden. Ebenso: wenn die ersten Strahlen der Wahrheit den dichten Nebel der Unwissenheit zum ersten Mal durchdringen, dann blitzt Erleuchtung auf und enthüllt für einen Moment die wahre Natur aller Dinge. Wer aber erst im herauf dämmernden und immer strahlender werdenden Licht der Wahrheit seine elende Wirklichkeit und ihre Gefahren erkannt hat, vermag auch selbst den von Buddha gewiesenen einzig sicheren Weg zu entdecken, der heraus aus allem Leid hin zur Befreiung führt.
Die Unwissenheit, mit welcher der Geist des Weltlings verblendet ist, entsteht vor allem durch die falsche Ansicht, die er bezüglich seiner Persönlichkeit hat (sakkāya-ditthi). Entsprechend der tief eingewurzelten Denkgewohnheit stellt sich der Weltling die Persönlichkeit oder das Selbst als eine beständige, bleibende Wesenheit vor.
Zumindest glaubt er an einen festen beharrenden Kern innerhalb der Persönlichkeit, etwa an eine Seele, die ihm als Stützpunkt der erhofften zukünftigen Seligkeit erforderlich zu sein scheint. Gerade dieser Irrglaube an einen inneren Wesenskern aber versperrt ihm wie kein anderes Hindernis den Zugang zur Erkenntnis der Wahrheit. Solange er sich mit blinder Anhänglichkeit an diese Vorstellung klammert, lebt er in einer gespaltenen Wirklichkeit, in der Ich und Umwelt gegeneinander ankämpfen. Die ersehnte Seligkeit wird er auf diese Weise nie erreichen, er wird nur immer neue Enttäuschungen erleben und bei aller trügerischen Hoffnung auf die Zukunft in der konkreten, gegenwärtigen Wirklichkeit unbefriedigt und unglücklich bleiben. Weil er die wahre Natur des Selbst nicht kennt und immer wieder nach Illusionen greift, muß der Weltling zahllose Wiedergeburten mit all ihrem Leid im Gefolge durchmachen.
Wie aber ist das Selbst oder die Persönlichkeit dann zu verstehen? - Nach der Buddhalehre erschöpft sich Dasein in fünf Seinsgruppen, welche sich in unablässigem Fluß befinden:
Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, geistiges Gestalten und Bewußtsein.
Außer diesen Formationen oder Aggregaten (khandha) existiert nichts - oder besser gesagt, funktioniert nichts. Das Wort "existiert" kann schlecht auf Elemente angewandt werden, die sich in beständigem Wechsel befinden. Das Wort "funktionieren" paßt schon eher, denn wir beziehen uns hier auf einen Prozeß und nicht auf eine bleibende Entität. So lesen wir im Samyutta-Nikaya, daß die Bhikkhuni Vajira den Versucher Mara mit folgenden Worten abweist: "Hier ist nichts als eine Ansammlung von Aggregaten, ein Wesen gibt es hier nicht." - Buddha sagt einmal: "Nur leere Erscheinungen fließen dahin."
Persönlichkeit ist daher nach den Lehrtexten nur eine konventionelle Bezeichnung für einen Prozeß sich schnell ablösender Erscheinungen.
Die Daseinsphänomene entstehen und vergehen so schnell, daß nichts, auch kein Selbst, auch nur für zwei aufeinanderfolgende Augenblicke sich selbst gleich bleibt. Diese Tatsache kann mit dem unentwickelten Geist des Weltlings nicht gesehen werden. In ähnlicher Weise, wie ein träges Auge das Erscheinungsbild eines feurigen Kreises sieht, wenn eine Fackel herumgewirbelt wird, erscheint dem Weltling das Bild einer stabilen und dauerhaften Welt, weil ihm der ständige Wechsel von Werden und Vergehen verborgen bleibt.
So sagen die Lehrtexte - aber der Buddha erwartet keine blinde Annahme der von ihm erklärten Wahrheit, keinen bloßen Glauben. Er ermuntert seine Zuhörer, selbst die Wahrheit zu erforschen: "Komm und sieh selbst die wahre Natur der Dinge!" Dies ist der Geist freier Nachforschung, zu dem die Lehre ermutigt, der auch belegt wird durch die bekannte Ermahnung der Kalamer zu Kesavaputta. "Wenn ihr Willen, Geduld und Energie habt, werdet ihr selbst sehen!" Hiermit scheint er anzudeuten: "Ihr werdet sehen und wissen, was ich sehe und weiß, und was andere Arahats (Heilige), die meinen Anweisungen gefolgt sind, sehen und wissen. Ihr werdet sehen, wie die Dinge wirklich sind." Und diese Anweisungen können gefunden werden in einer großen Zahl von Abhandlungen, von denen wohl die bekannteste das SATIPATTHANA-SUTTA (D.22) ist.