Beiträge von void im Thema „Die Mahayana-Falle“

    thigle:

    Was glaubst du? Jemand der in diesem Leben viele Menschen getötet hat und den Rest seines Lebens Shikantaza praktizierte und lehrte- wird so jemand Arahant? Im selben Leben? Kann sich 'nicht-inhärentes Verstehen' durch solch einen Berg an Nichtwissen zeigen? Oder muss man nach solch einem Leben noch ein paar Runden drehen? Oder war Sawaki ein moderner Milarepa?


    Im Angulimalo Sutta wird von dem fiesen Massenmörder Angulimalo erzählt, der die Angewohnheit hatte Menschen zu töten uns sich aus ihrern Fingern einen Handkette zu machen. Es wird beschrieben wie er durch Buddha bekehrt und schließlich zum Arhat wurde.

    Es ist doch durchaus so, dass der Mahayana einen mittleren Weg beschreiten will.


    In der Thervada Tradition wird ja, die die Befreiung rein in negativen Begriffen als Wegkommen von Verblendungen beschreiben, weil man nicht der Versuchung anheim fallen will, die Befreiung von der Welt selber wieder als ein "Etwas" zu missdeuten.
    Man fürchtet eine Art Domino-Effekt:


    • Der erste beschreibt "Leerheit von inhärenter Existenz" als "Leerheit".
    • Der zweite sagt da alles leer ist, ist dies das alles verbindende und erhaltende Prinzip.
    • Der dritte preisst dieses Urprinzip als ewig und Grund alle Wahrnehmung.
    • Der vierte spricht von einem kosmischen Bewusstsein.
    • Der fünft spricht vom grossen Geist.
    • Der sechse nennt den grossen Geist unseren Vater.
    • Der siebte sagt dass er einen grauen Bart hat.


    Da schüttelt es den Thevadin und er beschliesst das derartige Gedankenketten so früh wie möglich abgebrochen werden sollten. Weil das ja jegliche Aussicht auf Befreiung entwertet und man am Ende statt eines Ausgangs aus dem Leidens nur einen Bart findet. Was vermieden werden sollte, auch wenn man da das ein oder andere Kind mit dem Bart äh Bad ausschüttet. Aber ab wo beginnt es fragwürdig zu werden?


    Letzendlich geht es da wohl um Vertrauen und Misstrauen. Und auch darum wie wichtig derartige Worte gegenüber der lebendigen Überlieferung sind. Wenn Worte selbst immer unzureichend sind, dann ist es irrelevant welche der zahlreichen Worte in einem bestimmten Zusammenhang verwendet werden um auf das dahinter zu deuten. Die gegenteilige Sicht wäre es der eigenen Wahrnehmung zutiefst zu misstrauen und sich nur an das zu halten, was ganz sicher vom Buddha überliefert ist. Glaubt man so an richtige Worte und daran Befreiung ein Hangeln an richtigen Konzepten ist, dann wird es sehr wichtig zu diskutieren, ob etwas zielführend oder ganz daneben ist.


    Wenn mit dem Herzsutra "Form Leere" ist dann bedeutet das ja eben nicht Befreiung dadurch zu entwerten, indem sie mit "samsarischen, niederen" vermanscht und vermischt wird. Im Gegenteil fällt der Fluchtweg weg, Samsara in ein "Außerhalb" verlassen zu können. Der Dialektik von weltlich und überwelltlich wird dadurch entsagt dass auch letzeres keine Objekte bietet, denen man anhaften sollte. Man wird seinen Käsefüsse nicht los, indem man eine Robe anzieht. Und weil dann nicht mehr so recht heilig ist, braucht man auch keine Angst mehr vor Bärten zu haben. Weil die ja in der Leerheit eh nicht anhaften würden. Sondern abfallen.

    Es ist ein symmetrisches Problem, bei dem man sozusagen zwischen Skylla und Charybdis segelt und evrsucht einen mitlleren Kurs einzuhalten.


    Nähert man sich dem Thema Leerheit in zu negativen Begriffen besteht die Gefahr einer nihilistischen, welthassenden Sicht.
    Nähert man sich dem Thama Leerheit mit zu positiven Begriffen, besteht die Gafhr Befreiung zu verdinglichen und zu einem "Etwas" zu machen.


    Verstehe ich dich richtig, thigle? Buddha lernt das Verlöschen von Sehen, Hören, Denken und Fühlen. Indem man dieses Verlöschen zu einem "Gegenpol" aufbauscht, verkehrt man die Aussage in ihr Gegenteil.


    So als hätte Einstein gesagt, dass nichts schneller ist als das Licht und dann beschliessen einige Leute dieses "Nichts" aufzufinden, weil man da ja überlichtschnell Raumschiffe kriegen kann. Oder wenn ein Kind sich, nachdem die Mutter gesagt hat das heute keiner einen Nachspeise bekommt, ein Namenschild mit "Keiner" baut. Genauso nimmt man die Aussage Buddhas, dass esnichts gibt was nicht vergänglich und leidhaft ist und hebt dieses Nichts auf ein Podest. Und behauptet dieses sei transzendental, raumgleich und ewig. Ein Schildbürger-Dharma um quasi doch noch eine Nachspeise zu kriegen.


    Ich würde druchaus sagen, dass es im Mahayana eher als im Thervada ( wo mann positive Aussagen ja scheut ) die Gefahr besteht, diesen Fehler zu machen. Dem Mahayana insgesamt diese verblendete Sicht zu unterstellen halte ich jedoch für nicht angemessen.


    Denn es gibt ja nicht wenige Texte die explizit vor dieser Sicht warnen. Die betonen, dass das Konzept der Leerheit hilft alle möglichen Verblendungen zu lösen, es aber für denjenigen der am Konzept der Leeheit anhaftet nahezu keine Rettung gibt.