Es ist doch durchaus so, dass der Mahayana einen mittleren Weg beschreiten will.
In der Thervada Tradition wird ja, die die Befreiung rein in negativen Begriffen als Wegkommen von Verblendungen beschreiben, weil man nicht der Versuchung anheim fallen will, die Befreiung von der Welt selber wieder als ein "Etwas" zu missdeuten.
Man fürchtet eine Art Domino-Effekt:
- Der erste beschreibt "Leerheit von inhärenter Existenz" als "Leerheit".
- Der zweite sagt da alles leer ist, ist dies das alles verbindende und erhaltende Prinzip.
- Der dritte preisst dieses Urprinzip als ewig und Grund alle Wahrnehmung.
- Der vierte spricht von einem kosmischen Bewusstsein.
- Der fünft spricht vom grossen Geist.
- Der sechse nennt den grossen Geist unseren Vater.
- Der siebte sagt dass er einen grauen Bart hat.
Da schüttelt es den Thevadin und er beschliesst das derartige Gedankenketten so früh wie möglich abgebrochen werden sollten. Weil das ja jegliche Aussicht auf Befreiung entwertet und man am Ende statt eines Ausgangs aus dem Leidens nur einen Bart findet. Was vermieden werden sollte, auch wenn man da das ein oder andere Kind mit dem Bart äh Bad ausschüttet. Aber ab wo beginnt es fragwürdig zu werden?
Letzendlich geht es da wohl um Vertrauen und Misstrauen. Und auch darum wie wichtig derartige Worte gegenüber der lebendigen Überlieferung sind. Wenn Worte selbst immer unzureichend sind, dann ist es irrelevant welche der zahlreichen Worte in einem bestimmten Zusammenhang verwendet werden um auf das dahinter zu deuten. Die gegenteilige Sicht wäre es der eigenen Wahrnehmung zutiefst zu misstrauen und sich nur an das zu halten, was ganz sicher vom Buddha überliefert ist. Glaubt man so an richtige Worte und daran Befreiung ein Hangeln an richtigen Konzepten ist, dann wird es sehr wichtig zu diskutieren, ob etwas zielführend oder ganz daneben ist.
Wenn mit dem Herzsutra "Form Leere" ist dann bedeutet das ja eben nicht Befreiung dadurch zu entwerten, indem sie mit "samsarischen, niederen" vermanscht und vermischt wird. Im Gegenteil fällt der Fluchtweg weg, Samsara in ein "Außerhalb" verlassen zu können. Der Dialektik von weltlich und überwelltlich wird dadurch entsagt dass auch letzeres keine Objekte bietet, denen man anhaften sollte. Man wird seinen Käsefüsse nicht los, indem man eine Robe anzieht. Und weil dann nicht mehr so recht heilig ist, braucht man auch keine Angst mehr vor Bärten zu haben. Weil die ja in der Leerheit eh nicht anhaften würden. Sondern abfallen.