Beiträge von Karnataka im Thema „Buddhismus 2.0“

    void:


    Sind Bestrebungen des enaggierten Buddhismus abzulehnen weil sie Säkularität untergraben? Also Abt Muhos Idee unter
    Obdachlosen im Schlosspark von Ôsaka ein Zengruppe zu führen oder Claude AnShin Thomas Engegement gegen den Krieg? Das wäre doch reichlich absurd. Ist Säkularität als totale Trennung von religiösen und weltlichen wirklich erstrebenswert oder funktioniert eine vom Alltag abgespaltene Praxis überhaupt nicht?


    Würde Sozial- und Bildungsbereich unterscheiden.


    Sozialbereich:
    persönlich halte ich weder den Staat, noch die Religionsgemeinschaft, für den besten Träger einer sozialen Einrichtung. Private, säkulare Träger, in Konkurrenz miteinander, welche das Geld von einem öffentlichen Fond erhalten und unter Qualitätskontrolle stehen, scheinen mir die beweglichste Lösung und ein gutes Kosten/Leistungsverhältnis und eine vernünftige Einstellung zur Leistung der Arbeitnehmer zu bringen.
    also soziale Marktwirtschaft :)


    Bildungsbereich:
    In Ö ist die katholische Kirche gegenüber anderen Privaten im Bildungsbereich bevorzugt, der Staat übernimmt hier die Gehälter. (In katholischen Kindergärten finden sich naturgemäß keine Kinder mit Türkisch als Erstsprache, d.h. überwiegend Kinder mit Deutsch als Erstsprache. Sicher ist die Sprachförderung auch ein Grund, weshalb sie „als Eliteeinrichtung“ gewählt werden und insgesamt ein bisschen teurer sind, glaube ich. Derzeit gibt’s eine Volksbefragung gegen Kirchenprivilegien.)


    Generell:
    Sondern ich würde den Buddhismus eher im Ausbildungsbereich der Beschäftigten verorten, wo eine buddhistisch-universelle Ethik und Schulung sehr hilfreich und wichtig wäre, weil sie das Wesen der sozialen Tätigkeit noch vor allem Know-how betrifft. Auch was die Ausbildung im Erziehungs- und Bildungsbereich angeht, können die Grundwerte und Techniken des Mahayana sicher befruchtend auf die Persönlichkeit der PädagogIn, das Bild vom Kind, die geeignete Vermittlung von Werten etc. wirken .

    void:

    Ich würde da zwei Sachen unterscheiden:



      Erstens mal der buddhitische Weg zur Freiheit vom Leiden. Für diesen geht es nur darum, was unheilsam und was heilsam ist. Das kann im konkreten Fall alles Mögliche sein. Auch für uns Befremdliches wie eine harte und unmenschlche Umgebung, die das Ego unter Druck setzt. Ich schliesse nicht aus, dass es Bedingungen gibt unter denen ganz traditionelle Formen der Frömmigkeit, wie das Rezitieren von Sutren oder die Verehrung mittels Buddha-Statuen Ergebnisse zeitigen. Im Vajrayana wird auf die yogische Tradition und auf ihr tiefes Wissen von körperlich-geistigen Zusammenhängen zurückgegriffen. Nur weil für den Uneingeweihten ein Gerede von Energiekananalen und Tropfen höchst seltsam wirkt, bedeutet das auch nicht, dass es wirkungslos ist. Oder was ist mit asketischen Praktiken, dem betrachten von verwesenden Leichen. Im Licht der Moderne wirkt das alles befremdlich und mittelaterlich. Natürlich besteht bei all diesen Mitteln die Gefahr, das man an ihnen anhftet und sie so von einem Hilfe zu einem Hindernis werden. Jeder Weg hat seine Riskien und Nebenwirkungen und natürlich der eine mehr und der andere weniger.


      eine tolle Analyse, der ich nur zustimmen kann! Alle Riten, Rezitationen und Yoga Techniken sollten begleitet werden von mehr Einsicht.


      Ich habe junge tibetische Mönche beobachtet, die unentwegt mit Niederwerfungen beschäftigt waren und dies sicher tagaus, tagein praktizieren. Dabei finde ich es notwendig, dass innerhalb eines religiösen Kontextes auch jugendliche Bedürfnisse ins Tragen kommen. Apropos Sinnlichkeit:
      Sicher ist auch der "kalifornische" Leistungsdruck mancher Yoga Art nicht heilsam für ein älteres Kreuz. (Schade, wenn ich an die hübschen Mädchen denke :) )


      void:


      Der zweite Punkt ist die Beziehung zwischen Buddhimus und Gesllschaft und Kultur. Auch wenn der Buddhismus oftmals vorgibt, mit seiner Hauslosigkeit jenseits der Gesellschaft zu stehen, ist er real gesehen Teil von ihr. Und hier entfalten Elemente buddhitischer Praxis und Tradition ein über ihre spirituelle Dimeension hinausgehende Wirkung. Im tibetischen Buddhismus wurden Regeln, die zur Leitung eines Klosters gedacht waren auf die Verwaltung eines Landes angewandt und ein buddhitische Feudalismus mit grausem und unmenschlichen Elementen entstand. Im Zen wurde man zum Ideengeber eine Samurai Ethik und legitimierte die Kunst des Tötens mit Floskeln von Leerheit. Der Begriff des Bonzens, der ursprünglich eines buddhitischen Mönch bezeichnet wurde zum Synonym für eine parasitären Funktionsträger. Und so wie man im christlchen Mittelalter die Leute mittelse der Konzepte von Himmel und Hölle an ihren Platz hielt, wurde das Konzept der Wiedergebeurt zur Drohkulisse. Behinderte wurden nicht als hilfsbedürftig sondern als ehemalige Verbrecher gesehen, die ihre gerechte Strafe verbüssen.


    auch hier volle Zustimmung für die differenzierte Bestimmung von Säkular!


    Ganz klar ist die Trennung von Religion und Staat und die Weltlichkeit, die jene Trennung für den Menschen brachte, zu begrüßen. Das steht, glaube ich, außer Frage.
    Auch die nähere Bestimmung des Kernbereichs der Religion braucht den öffentlichen Diskurs, um den Rahmen zeitgemäß abzustecken. Als Beispiel: was sagt die Öffentlichkeit zu einem Papst, der als Kardinal (oder so) zu den Gräueltaten einer Militärdiktatur damals angeblich schwieg?


    Traurig finde ich nur das Beispiel mit dem D L , ausgerechnet! Er hat die Trennung im Exil vollzogen, ja selbst die Einrichtung eines Dalai Lamas vom Wunsch des Volkes abhängig gemacht und überhaupt den Friedensnobelpreis gekriegt.

    Meinungen können sich im Laufe des Lebens ändern. Wichtiger noch ist es zu erkennen, finde ich, wie unterschiedlich Menschen sind und wie unterschiedlich folglich deren Bedürfnisse sind, bezogen auf die geistige Befreiung. Ich glaube, dies führt zu einer toleranten Haltung. Ohnehin gibt es im Buddhismus diverse Schulen/Traditionen/Nationen, die im friedlichen Nebeneinander praktizieren.


    Eine eher säkulare Richtung im Buddhismus dürfte sich aber nicht lediglich im Wunsch ergehen, dem restlichen Buddhismus das Wasser abzugraben, d.h. gegen Wiedergeburt & Co. zu argumentieren und so weiter. Dies würde dem Gedanken der Toleranz widersprechen. Vielmehr käme ihr die wichtige Aufgabe zu, eine säkulare Ethik zu vertreten, Karma vom rationalen Standpunkt zu bestimmen, die Lehre von Glück und Leid zeitgemäß auszulegen usf.


    Interessant finde ich aber auch die Frage, ob dagegen ein etwas geeinter Buddhismus in einer globalisierten Welt überhaupt erstrebenswert wäre. Ich denke hier an die starke Wirkung, die vom D L , seinem späten Werk und seiner Person ausgeht und ausgehen wird. In seiner Person finden wir eine große Offenheit für die Wissenschaft, ohne jedoch den Menschen in seiner Suche nach Transzendenz und in seiner inneren Glaubenswahrheit vor den Kopf zu stoßen.


    Doch bleibt aufgrund der großen Meinungsvielfalt, Dogmatismus und Säkularisierung eine solche Vereinheitlichung bloß ein frommer Wunsch und die Forderung wäre lediglich nach freundlichen Akzeptanz von Inhalten zu stellen, die nicht der eigenen Überzeugung entsprechen, aber dennoch nicht den Rahmen einer gemeinsamen Ethik sprengen.