Beiträge von Doris im Thema „Tsem Tulku Rinpoche“

    Warum er das praktiziert? Sein Wurzellehrer hat ihm diese Praxis aufgetragen.
    Shugden hin oder her …
    Wie würdet Ihr reagieren, wenn Eurer Wurzellama Euch eine Praxis aufträgt?
    Vielleicht können wir das nicht beurteilen, weil wir - ich glaube das jedenfalls – noch keine höheren tantrischen Gelübde genommen haben und so die Heiligkeit nicht nachempfinden können, die das für den jeweiligen Schüler beinhaltet. Ich möchte nicht in der Haut von jemandem stecken, der sich dem zugehörig fühlt und vor solche Entscheidungen gestellt wird.

    Zitat

    Mich persönlich schockiert es, dass TTR sowas praktiziert und seine Anhänger und Sympathisanten jahrelang im Glauben gelassen werden, er sei Schüler des Dalai Lama. Ob er nun was dafür kann oder ob diese Heimlichkeit nicht zu vermeiden war, ist mir dabei eigentlich egal.


    Er ist doch Schüler des Dalai Lama. Ich kann aus dem Brief nichts Gegenteiliges herauslesen. Im Gegenteil.
    Hast Du den Brief überhaupt gelesen?


    Mir ist es nicht egal, ob die Heimlichkeit zu vermeiden war, jedenfalls kann ich nicht unberücksichtigt lassen, dass er nichts davon sagen durfte. Innerhalb dieses Systems, das sich Tantra nennt, existieren eben solche Gelübde. Dagegen zu verstossen bedeutet, das System infrage zu stellen. Ein traditionell praktizierender Vajrayani würde das wohl nicht, denn die Gelübde sind ihm heilig und Leute, die höhere und höchste Tantraklassen praktizieren, halten sich für gewöhnlich daran. Die sterben eher als dagegen zu verstossen. Ich denke, dass man als Vajrayani – welcher Richtung auch immer – sehr früh schon davon hört, dass man nicht über seine Praxis und seinen geheimen Yidam plaudert und Fortschritte geheim hält. Diese Dinge bespricht man nur mit seinem Lama, also dem eigenen Seelsorger.
    Keiner von uns weiß, wie Tsem Tulku den Schützer praktiziert. Allein schon deshalb würde ich mir kein Urteil anmaßen. Ich habe Kagyüs erlebt, die mit dem Schützer Mahakala herumgewedelt haben wie mit einer Kalaschnikow. Das ist wohl auch nicht im Sinne des Erfinders.


    Für mich ergibt sich eine andere Fragestellung, nämlich ob das ganze System des Tantra noch zeitgemäß ist und was das in der westlichen Kultur zu suchen hat. Wenn die verschiedenen Tantras so leicht missverstanden werden können und so wenig mit unserem Weltbild zu vereinbaren sind, dass Schüler ständig verwirrt werden und in falsche Bahnen geleitet werden können, sollte man sich fragen, wie sinnvoll das alles noch ist und ob die Lehrer nur noch mit wenigen Auserwählten darüber reden sollten, die über die Gabe verfügen, sich in das System einzudenken.


    Nur als Anmerkung …
    Ich bin weder Gelug noch Kadampa und auch keine Schülerin von Tsem Tulku.

    So wie ich das sehe, hat der Dalai Lama nicht die private Praxis verboten. Demnach hätte sich Tsem Tulku daran gehalten, indem er seine Praxis nicht preisgab.
    Er hat sich aber auch an seine unauflösbaren Gelübde gehalten, zu seinem Wurzellehrer und seinem Yidam. Als gehorsamer Schüler hatte er keine andere Wahl.
    Statt Tsem Tulku dafür zu verurteilen, kann man auch anerkennen, in welcher schwierigen und widerspruchsvollen Lage er sich befand.


    http://info-buddhismus.de/shugden.html#MvB


    Zitat

    Trotz der historischen Argumente, trotz der Autorität des Dalai Lama und trotz der politischen Situation ist offensichtlich der Widerstand gegen die Interpretationen des Dalai Lama und der Exilregierung nicht verstummt. Und das hat, wie mir scheint, zwei Gründe:[46]


    die unbedingte Bindung an den Wurzellehrer,
    die Sorge um die Religionsfreiheit.
    Viele der gegenwärtigen Lamas der Gelukpa-Tradition haben ihre Lehren von Trijang Rinpoche oder Zong Rinpoche empfangen. In jenen Fällen, wo der spirituelle Meister die Rolle des Wurzellamas (rtsa ba'l bla ma) hat, der dem Schüler alle drei Aspekte der Tradition übergeben hat (orale Transmission der Texte und der Kommentare, sowie die tantrische Initiation), ist die Beziehung zum Lehrer durch absoluten Gehorsam gekennzeichnet. Dies ist ein wesentlicher Aspekt der Vajrayana-Praxis. Wenn also der Wurzellehrer die Shugden-Praxis einem Schüler weitergegeben hat, dann darf dieser sie nicht aufgeben, selbst wenn er es wollte. Andernfalls würde der Schüler gemäß der tantrischen Tradition als eine Person betrachtet werden müssen, die das tantrische Gelübde gebrochen hat (dam-nyams). Dies ist das tragische Dilemma in der gegenwärtigen Kontroverse.


    Daraus ergibt sich die Schlußfolgerung, daß die gegenwärtige Kontroverse den Widerspruch zwischen der Notwendigkeit, die Gültigkeit von Urteilen kritisch herzustellen, und dem Gehorsam gegenüber dem Guru (Lama) offenbart.


    Wer die tantrischen Gelübde nicht abgelegt hat, kann das wohl nicht nachvollziehen.

    Tsem Tulku sagt deutlich, dass er seinem Yidam, der ihm gegeben wurde und seinen tantrischen Gelübden treu sein muss. Und er hält sein Gelübde seinem Wurzellama gegenüber.
    Öffentlich zuzugeben, dass er auch Shugden praktiziert, darf er erst jetzt, weil sein Lehrer ihm auf Nachfrage hin, dies gewährt. Seinen geheimen Yidam darf man nicht einfach so auf Nachfrage offenlegen.
    Wie könnte das also ein Skandal sein, wenn er sich genau an die Gelübde hält?
    Er bricht die Verbindungen nicht, die ihn mit allen seinen Lehrern verbinden. Das ist vorbildlich.

    Ich finde ihn schon seit Jahren klasse.
    Ich kenne niemand, der so toll erklären kann. Gerade diese ansonsten schwierigen Themen des tibetischen Buddhismus bringt er anschaulich und mit viel Humor nahe.
    Ich mag auch seine Art gerne. Er ist wie er ist.
    Deshalb sehe ich mir wieder und wieder seine Vorträge auf Youtube an.


    Liebe Grüße
    Doris